Google muss für Ortungs-Schwindel nicht einmal 400 Millionen zahlen

Jahrelang hat Google Aufenthaltsorte von Android-Nutzern für Werbezwecke gespeichert, obwohl die User das abgeschaltet wähnten. 40 US-Staaten geben billig bei.

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Überlebensgroßes Modell des roten Zielpunkts aus Google Maps

Die Google-Maps-Ikonographie ist weltberühmt.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Obwohl die Benutzer die Speicherung der Aufenthaltsorte ihres Handys ("Location History") deaktiviert hatten, sammelte Google jahrelang weiter die Aufenthaltsdaten der Betroffenen. Für Werbezwecke, auf Android-Handys sowie iPhones mit Google Maps. 2018 deckte Journalist Ryan Nakashima von der Associated Press (AP) das auf. Einige US-Staaten verklagten Google. Eine Gruppe von 40 Staaten setzte auf außergerichtliche Verhandlungen. Ihr Ergebnis ist eine Vergleichszahlung von 391,5 Millionen US-Dollar (rund 378 Millionen Euro).

Geleitet wurden die durch den AP-Bericht angestoßenen Untersuchungen und Verhandlungen von den Justizministern Nebraskas, Doug Peterson (Republikaner), und Oregons, Ellen Rosenblum (Demokratin). Sie bezeichnen den Vergleich als "historisch". Es sei der "größte, von US-Justizministern angeführte Vergleich im Bereich Verbrauchdatenschutz der Geschichte". Das wird schon stimmen, zumal die Vereinigten Staaten von Amerika bis heute kein umfassendes Datenschutzgesetz haben. Es gibt lediglich Spezialgesetzen für Daten Minderjähriger sowie Gesundheitsdaten.

400 Millionen Dollar, aufgeteilt auf 40 Staaten, sind ein bescheidenes Trostpflaster. 2020 hat Arizona geklagt (Arizona v. Google, Arizona Sup. Ct., Az. CV2020-006219) und sich die Einstellung der Datenschutzklage gegen Google letztes Monat mit 85 Millionen Dollar abgelten lassen. Das sind annähernd zwölf Dollar je Einwohner. Der große Vergleich mit 40 Staaten kommt Google jetzt ungleich billiger.

Oregon gibt an, 14,8 Millionen Dollar zu erhalten, auf Nebraska entfallen 11,9 Millionen. Das entspricht knapp 3,50 Dollar respektive 5,95 Dollar je Einwohner. Diese Summen fallen aber nur deshalb so "hoch" aus, weil Nebraska und Oregon den Aufwand für Untersuchung und Verhandlungen abgegolten erhalten. Maryland beispielsweise erhält gerade einmal 1,40 Dollar je Einwohner.

In dem Vergleich verpflichtet sich Google dazu, bei Aus- oder Einschaltung der Location History zusätzliche Informationen anzuzeigen, wichtige Information nicht zu verstecken und Nutzern jedenfalls vors Gesicht zu bringen, sowie generell mehr Auskunft über die Arten der Aufenthaltsdaten, die es sammelt, zu veröffentlichen. Kern des Problems ist, dass die Abschaltung der Location History alleine nicht reichte. Nutzer sollten auch die "Web & App Activity" deaktivieren. Denn auch diese Daten erlauben Google, wertvolle Bewegungsprofile zusammenzustellen.

Nicht mit von der Vergleichspartie sind unter anderem Indiana, Texas, Washington und der Hauptstadtbezirk District of Columbia. Diese vier haben Anfang des Jahres Klagen gegen Google erhoben.

(ds)