Google überrascht mit verfehlten Prognosen

Zwar kann der Suchmaschinenprimus beim Umsatz stark zulegen, verfehlt beim Nettogewinn aber die magische Grenze von einer Milliarde US-Dollar und enttäuscht die Börse.

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Von
  • Jürgen Kuri
Der Suchmaschinenprimus Google kann auch im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs im Jahresvergleich wieder zulegen: Umsatz und Gewinn stiegen, verfehlt aber die Erwartungen. Unangefochten zieht auch Google nicht mehr seine Bahn. Die Video-Community YouTube, von Google für teures Geld eingekauft, kämpft weiterhin mit Klagen von Medienfirmen wegen Urheberrechtsverletzungen und mit der Einführung von Systemen zur Identifikation urheberrechtlich geschützter Inhalte. Auch die Übernahme des Werbevermarktes DoubleClick ging nicht gerade geräuschlos über die Bühne: Sie rief die besorgte Konkurrenz, Bürgerrechtsgruppen, Verbraucherschützer und jüngst sogar die US-Politik auf den Plan.
Das schadet aber derzeit anscheinend den Geschäften nicht massiv, auch wenn sich die Börse über schlechter als prognostiziert ausgefallene Gewinne schockiert zeigte: Der Quartalsumsatz kletterte im Vergleich zum Vorquartal um 6 Prozent und im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal um 58 Prozent auf 3,872 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn des Konzerns stieg im Jahresvergleich von 721,1 auf 925,1 Millionen US-Dollar (2,93 US-Dollar pro Aktie) – in den zwei Vorquartalen hatte er allerdings jeweils über einer Milliarde US-Dollar gelegen; die magische Grenze von einer Milliarde US-Dollar verfehlte Google in diesem Quartal. Die Börse hatte mit einem Nettogewinn von 3,59 US-Dollar gerechnet.
Der Anteil der an Partner ausgeschütteten Umsätze (Traffic Acquisition Costs, TAC) betrug 30 Prozent an den Werbeeinnahmen und betrug absolut 1,15 Milliarden US-Dollar. Unter Ausschluss der TAC lag Googles Umsatz bei 2,632 Milliarden US-Dollar, im gleichen Quartal des Vorjahrs verbuchte Google hier noch 1,671 Milliarden US-Dollar. Insgesamt 64 Prozent der Gesamtumsätze oder 2,49 Milliarden US-Dollar wurden über Google-eigene Sites generiert; die so genannten Network Revenues (Umsätze, die durch das AdSense-Anzeigenprogramm über Partnersites verbucht wurden) machten 35 Prozent des Umsatzes aus und betrugen 1,35 Milliarden US-Dollar. 48 Prozent der Umsätze oder 1,84 Milliarden US-Dollar erzielte Google außerhalb der USA.
Google-Chef Eric Schmidt fällt es offensichtlich noch immer leicht, sich selbstbewusst zu geben: "Unsere Ergebnis demonstriert die Stärke unseres Kerngeschäfts mit Suchmaschinen und Anzeigen." Auch weite Google seinen Einsatz für die Bereitstellung webbasierter Anwendungen für Firmen jedweder Größe aus, wie etwa die Übernahme des E-Mail-Dienstleisters Postini zeige. So begeistert war die Börse aber ganz und gar nicht: Trotz des massiven Umsatzwachstums fielen die Google-Aktien zu Beginn des nachbörslichen Handels in den USA um fast 8 Prozent: Vor allem hatte man doch bessere Zahlen beim Nettogewinn erwartet. Im Vergleich zum großen Konkurrenten Yahoo, der Anfang der Woche von einer durchwachsenen Bilanz und gedämpften Aussichten berichten musste, steht Google aber doch noch recht glänzend da.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Google in US-Dollar
Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
4/03 515,2 Mio. 27,2 Mio.
1/04 653,0 Mio. 63,0 Mio.
2/04 700,2 Mio. 79,1 Mio.
3/04 805,89 Mio. 51,98 Mio.
4/04 1.031,5 Mio. 204,1 Mio.
1/05 1.256 Mio. 369 Mio.
2/05 1.384 Mio.
(890 Mio. ohne TAC)
343 Mio.
3/05 1.578 Mio.
(1.048 Mio. ohne TAC)
381,2 Mio.
4/05 1.919 Mio.
(1.290 Mio. ohne TAC)
372,2 Mio.
1/06 2.253 Mio.
(1.530 Mio. ohne TAC)
592,3 Mio.
2/06 2.456 Mio.
(1.671 Mio. ohne TAC)
721,1 Mio.
3/06 2.689 Mio.
(1.864 Mio. ohne TAC)
733,4 Mio.
4/06 3.206 Mio.
(2.230 Mio. ohne TAC)
1.030,7 Mio.
1/07 3.663 Mio.
(2.530 Mio. ohne TAC)
1.002,2 Mio.
2/07 3.782 Mio.
(2.632 Mio. ohne TAC)
925,1 Mio.