Googles KI weiß, welche Jacke du kaufen musst
"Finde genau, was du brauchst" – dabei soll Googles transformierte Shopping-Funktion helfen, freilich dank Künstlicher Intelligenz.

Grafik von Google
(Bild: Google)
Will man künftig mit Googles Hilfe ein Produkt finden, kann man in die Suchmaske mehr Informationen eingeben, die dann helfen, das Richtige zu finden. Statt also einfach nur das Schlagwort "Winterjacke" einzutragen, sollte man schreiben: "Winterjacke für Männer in Seattle" – so lautet das Beispiel von Sean Scott, verantwortlich bei Google für die Shopping-Funktion. In Seattle regnet es oft, weiß Googles KI nämlich. Die Winterjacke muss also auch Regen abweisen können. Diese Information steht oberhalb der eigentlichen Suchergebnisse, ganz ähnlich den AI Overviews, also den KI-Antworten in der Google Suche.
Wie die AI Overviews ist auch die KI-Antwort in der Shopping-Funktion zunächst nur in den USA verfügbar. Google begründet das – wie auch Meta und Apple – zumeist mit unklarer Regulierung, dass KI-Funktionen nicht in die EU kommen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass so auf dem Rücken der Verbraucherinnen und Verbraucher Druck auf die Regulierer ausgeübt werden soll. Fraglich ist, ob Funktionen wie KI-Shopping wirklich von den Menschen in der EU vermisst werden.
Um das KI-Shopping anzubieten, hat Google laut Blogbeitrag 45 Milliarden Produkte aus dem eigenen Shopping Graph mit Gemini Modells verknüpft. Gemini ist Googles Large-Langue-Model-Familie. Neben der Erklärung, was man beim Einkauf noch bedenken sollte, zeigt Google die aus seiner Sicht relevantesten Produkte auch gleich an. Das entspricht den bisherigen Shopping-Ergebnissen, die aufgeteilt sind in bezahlte Werbung und Ergebnisse, die Google besonders gut ranked. In einer linken Spalte lassen sich weitere Filter setzen, etwa eine Preisspanne, Farbe, Größe und mehr.
KI-Anprobe und privater Shopping-Feed
Wenn verfügbar, lassen sich manche Kleidungsstücke auch virtuell anprobieren. Diese Funktion hat Google bereits vor einigen Monaten eingeführt, allerdings ist auch sie nur sehr begrenzt zu nutzen. Google kooperiert dabei mit einigen Marken und nutzt ein Diffusion-basiertes KI-Modell. Das funktioniert ähnlich einem Bildgenerator und überträgt ein Kleidungsteil auf das Bild eines anderen Körpers.
Neu ist auch eine personalisierte Shopping-Übersicht. Diese ist – auch in Deutschland – unter shopping.google.com zu finden. Google schlägt einem Produkte vor, die einen interessieren könnten, merkt sich auf Wunsch aber auch, was man gesucht hat, woran man Interesse hat und was man etwa in eine engere Auswahl nimmt. Bisher scheint allerdings nicht verfügbar zu sein, dass man Google bestimmte Präferenzen auch manuell mitteilen kann.
Google bietet auch selbst einen Preisvergleich an. Das könnte problematisch sein, der Europäische Gerichtshof bestätigte erst im September eine Geldbuße, die Google zahlen muss, weil sie die eigene marktbeherrschende Stellung für den Preisvergleich in den Shopping-Ergebnissen ausgenutzt haben.
Neben Google investieren derzeit auch die klassischen Social-Media-Plattformen im Bereich Shopping. Allen voran bietet Tiktok direkte Shopping-Möglichkeiten für Marken und Nutzer an. Tiktok Shop heißt die Social-Commerce-Funktion. Mit ihr ist es nicht mehr nötig, die von Creatoren angepriesenen Produkte erst mühselig anderweitig zu suchen, um sie zu kaufen, man kann direkt in der App zuschlagen. Auch Meta bietet für Facebook, Instagram und WhatsApp Einkaufsmöglichkeiten an. Im Hype um KI ist diese Sparte zuletzt ein wenig in den Hintergrund geraten, dabei hat Mark Zuckerberg schon 2021 stolz berichtet, wie die integrierte KI mehr graue T-Shirts für ihn finden würde. Offenbar war dieser Dauer-Look selbst der KI zu langweilig, inzwischen trägt Zuckerberg auch andere Kleidung.
(emw)