Gracenote durchsucht MySpace nach urheberrechtlich geschützter Musik

Ein System des CDDB-Anbieters Gracenote soll Musikdateien beim Upload auf das Community-Portal überprüfen und diese anhand individueller Charakteristika der Audiosignale identifizieren.

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Rupert Murdochs News Corporation hält die Zügel des Community-Portals MySpace weiter fest im Griff. Das Unternehmen will nach Jugendschutzkampagne und einer Wurmkur nun die Verbreitung urheberrechtlich geschützter Musik über MySpace kontrollieren und setzt dafür eine Lösung des CDDB-Anbieters Gracenote ein. Das System soll Musikdateien beim Upload überprüfen und diese anhand individueller Charakteristika der Audiosignale identifizieren. MySpace will damit das "schon seit Langem" bestehende Verbot der Verbreitung urheberrechtlich geschützten Materials auf dem Portal effektiver durchsetzen. Nutzer, die wiederholt ertappt werden, sollen ausgeschlossen werden.

"MySpace ist dem Schutz der Künstlerrechte stramm verpflichtet, ob die Künstler bei Major Labels oder unabhängige Acts sind", sagte MySpace-Mitgründer Chris DeWolfe. "Das ist ein weiterer wichtiger Schritt für uns, dass Künstler die Inhalte, die sie produzieren, auch kontrollieren können", erklärte der CEO weiter und dürfte dabei nicht nur die unabhängigen Künstler im Auge haben, denen MySpace erst kürzlich einen kostenpflichtigen Absatzkanal eingerichtet hat.

Überhaupt dürfte es News Corp. weniger um die Künstler gehen als darum, die zähnefletschende Musikindustrie zu beruhigen. Die hat zwar inzwischen begriffen, dass Websites wie MySpace einen neuen Ansatz bei der Rechteverwertung notwendig machen und entsprechende Deals zum Beispiel mit YouTube geschlossen. MySpace habe zumindest mit Universal Music gesprochen, berichtet das Wall Street Journal (WSJ) aus gut informierten Kreisen, dabei habe die Möglichkeit zur Identifikation geschützten Materials eine wesentliche Rolle gespielt.

Ein weiteres Szenario ist, dass erkannte Songs nicht blockiert werden, sondern MySpace dafür Abgaben an die Rechteinhaber abführt. Universal will sich jetzt erst einmal anschauen, ob das System funktioniert. Dann könnte es schnell zu einem Vertragsabschluss kommen. Bis dahin, meint die US-Finanzzeitung, will Universal-Boss Doug Morris seine unverhohlenen Drohungen gegen MySpace und Konsorten erst einmal nicht zurücknehmen. Bei den Video-Websites Grouper und Bolt hatte er zuletzt bewiesen, dass er es ernst meint. Murdoch war offenbar beeindruckt. (vbr)