Gravitationswellen: Detektoren finden 35 weitere Signale

Die Gravitationswellen-Astronomie macht weiterhin große Fortschritte. Im jüngsten Beobachtungslauf Anfang 2020 kamen 35 gefundene Signale dazu.

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Übersicht über alle bisher nachgewiesenen Signale und die Eigenschaften der Verschmelzungen

(Bild: Carl Knox (OzGrav, Swinburne University of Technology))

Lesezeit: 3 Min.

Die Gravitationswellen-Detektoren LIGO, Virgo und Kagra haben im zweiten Teil des dritten Beobachtungslaufs 35 weitere Signale gefunden. Insgesamt haben die Instrumente damit inzwischen 90 Gravitationswellenereignisse beobachtet, teilte das beteiligte Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik mit – aus früheren Läufen kamen acht hinzu, drei wurden aussortiert. Die nun hinzugefügten und damit öffentlich gemachten Signale waren im dritten Lauf O3b zwischen November 2019 und März 2020 registriert worden. Dazu gehören gleich mehrere außergewöhnliche Ereignisse, erläutern die Forscher und Forscherinnen. Unter anderem habe man beobachtet, wie ein Schwarzes Loch den leichtesten bekannten Neutronenstern verschluckt hat.

Die Verschmelzungen

(Bild: LIGO-Virgo / Aaron Geller / Northwestern University)

Auch wenn die Existenz von Gravitationswellen bereits durch Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie postuliert wurde, können sie erst seit wenigen Jahren durch moderne Technik nachgewiesen werden. Um die äußerst kleinen Verformungen des Raums nachzuweisen, braucht es hochpräzise Messgeräte in einer speziellen Anordnung. Trotzdem funktioniert das immer besser und die Zahl der entdeckten Signale steigt weiterhin rasch an. Die Instrumente machen sich zunutze, dass Gravitation laut Einstein eine Eigenschaft des Raums ist, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. Werden außergewöhnlich massereiche Körper extrem beschleunigt, erzeugen sie Gravitationswellen, die das Gefüge des Raums verformen – selbst bei großen Massen aber nur äußerst minimal.

Suchten anfangs nur die Detektoren LIGO in den USA und Virgo in Italien, beteiligte sich Anfang 2020 auch der japanische Detektor Kagra (Kamioka Gravitational Wave Detector) an der Suche. Außerdem seien zwischen den beiden Teilen des dritten Beobachtungslaufs im Herbst 2019 die anderen Detektoren aufgerüstet und verbessert worden. Danach habe man Anfang 2020 einmal mehr eine Geburt eines besonders schweren Schwarzen Lochs durch die Verschmelzung zweier schwerer – stellarer – Schwarzer Löcher beobachten können. Diese "unmöglichen" Schwarzen Löcher stellen die Forschung seit der Inbetriebnahme der Gravitationswellen-Detektoren vor große Rätsel. Denn nach gegenwärtigem Verständnis können sie nach dem Ende eines Sterns nicht entstehen und sollten nur durch weitere Verschmelzungen nicht so häufig sein. Ein ungewöhnlicher Erklärungsversuch war erst vor wenigen Tagen veröffentlicht worden.

Während die Forscher und Forscherinnen mit der Aufbereitung und Auswertung der bereits gesammelten Daten beschäftigt sind, werden die Detektoren aktuell für den nächsten Beobachtungslauf vorbereitet. Der werde voraussichtlich spät im kommenden Jahr beginnen, erläutert das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik. Wurden zuletzt im Schnitt etwa alle fünf Tage ein Signal beobachtet, sollten es dann durchschnittlich fünf pro Woche sein, erwartet man.

(mho)