Greenpeace-Kampagne: Bitcoin soll seinen Code klimafreundlich machen

"Change the Code, not the climate" fordern UmweltschĂĽtzer in einer Kampagne von den Bitcoin-Entwicklern. Man solle sich vom Stromfresser Mining verabschieden.

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(Bild: Shutterstock)

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Eine Kampagne der Umweltorganisationen Greenpeace USA und Environmental Working Group fordert Codeänderungen bei der Kryptowährung Bitcoin, die den stromhungrigen Mining-Prozess überflüssig machen sollen. Angesichts des Verbrauchs und der schlechten Umweltbilanz sollten die Entwickler lieber zum Proof of Stake (PoS) genannten Konsensverfahren wechseln, auf das auch die Kryptowährungsplattform Ethereum umsteigen will, regen die Umweltschützer an.

Angesichts des großen Wachstums der Branche und zunehmender Nutzung sei das Mining ein "Riesenproblem", sagte der Michael Brune, Manager der Kampagne, der Zeitung Guardian. Er verwies auf den Mining-Boom in den USA, in dessen Folge etwa alte Kraftwerke mit fossilen Energieträgern wieder in Betrieb genommen würden. Es gehe aber nicht um eine Anti-Bitcoin-Kampagne. Unter anderem sollen Online-Banner vorwiegend auf US-Medien und Facebook geschaltet werden, ebenso wolle man Investoren und Influencer wie Elon Musk und Jack Dorsey erreichen. Ferner wolle man auch rechtlich gegen geplante Krypto-Mining-Stätten vorgehen.

Wie das Wall Street Journal schreibt, wird die Kampagne mit 5 Millionen US-Dollar von Chris Larsen unterstützt, dem Gründer der Kryptowährung Ripple. Er handele hier jedoch als Privatmann und nicht als Repräsentant seiner Kryptogeld-Firma.

Der Bitcoin setzt bislang auf das Konsensverfahren Proof of Work (PoW). Das Recht, einen neuen Block mit Transaktionen in die Chain einzutragen, wird in einem Hashwert-Rechenwettbewerb verteilt. Wer als Erstes einen Block mit passendem Wert präsentiert, kommt zum Zuge und darf eine Belohnung in Form neuer Bitcoins plus Transaktionsgebühren der verarbeiteten Transaktionen einstreichen. Auf diese Weise müssen sich die Parteien nicht gegenseitig vertrauen: Sobald ein passender Hash für einen Transaktionsblock gefunden wurde, kann jeder Teilnehmer im Netz anhand des ursprünglichen Blocks, des Hashes und des gehashten Ergebnisses überprüfen, dass alle Werte korrekt sind.

Die Schwierigkeit der Rechenaufgabe passt sich der Leistung des Netzwerks regelmäßig an. Längst findet das als Mining bezeichnete Verfahren bei Bitcoin nur noch mit Spezial-Hardware, sogenannten ASICs, und meist in großen Rechenfarmen statt. Entsprechend hoch ist auch der Strombedarf, manche Schätzungen sprechen vom Verbrauch eines skandinavischen Landes.

Bei PoS, wie es Ethereum anstrebt, gibt es keine Miningrechner mehr, sondern nur noch Validierer. Um Validierer zu werden, muss man eine Mindestmenge Ether hinterlegen und einen Full Node betreiben (derzeit 32 Ether); alternativ kann man auch ohne Full Node an einem Validierer-Pool mit weniger Mindesteinlage teilnehmen. Bestätigen Validierer Blöcke wahrheitsgemäß, erhalten sie als Belohnung Coins – Staking genannt. Die benötigte Energie zum Bestätigen neuer Blöcke in der Blockchain soll mit PoS laut den Ethereum-Entwicklern schlagartig um 99,95 Prozent fallen.

Diese Zahl des drastisch sinkenden Verbrauchs greifen auch die Kampagnenmacher auf ihrer Website auf. Im Grunde müssten sich ja nur rund 30 Akteure der Bitcoin-Community auf ein sparsameres Konsensprotokoll einigen, meinen sie. Konkret seien das wichtige Mining-Betreiber, Börsen und die Core-Entwickler des Bitcoin.

Dass Protokoll-Änderungen in einem dezentralen Netzwerk aber nicht so einfach von oben nach unten diktiert werden können, lassen die Umweltschützer außen vor. Es muss auch jemand bereit sein, Full Nodes mit dem neuen Protokoll zu betreiben, die die Blockchain komplett vorhalten und an ihre Peers im Netzwerk verteilen. Laut Zahlen der Plattform Coindance hat das Bitcoin-Netzwerk derzeit rund 15.000 Nodes. Wenn diese Node-Betreiber bei der Änderung nicht mitziehen, müsste man neue Nodes aufsetzen. Und dann hätte man eine eigene Bitcoin-Chain, aber nicht den einen reformierten Bitcoin.

Schon die Debatte um die Frage, wie der Bitcoin mehr Transaktionen verarbeiten könnte, artete vor einigen Jahren in einen regelrechten Glaubenskrieg aus. Befürworter einer Blockgröße oberhalb von einem Megabyte spalteten sich schließlich 2017 vom Bitcoin mit einer separaten Blockchain ab, die seitdem unter dem Namen Bitcoin Cash firmiert. Ein Versuch, den Bitcoin auf PoS umzustellen, würde wohl zu ähnlichen Auseinandersetzungen und Forks führen.

Wie sich bei Ethereum beobachten lässt, ist so ein Wechsel des Konsensverfahrens auch nicht mit ein paar schnellen Code-Änderungen zu haben. Bereits seit mehreren Jahren feilt hier das Entwicklerteam an einem sicheren Umstieg auf PoS. Schon mehrfach musste der Wechsel weiter nach hinten verschoben werden. Nun soll es dieses Jahr so weit sein – eine Ankündigung, die Beobachtern aber schon aus den vorigen Jahren bekannt vorkommen dürfte. Im Core-Entwickler-Team des Bitcoin scheint es bislang jedenfalls kein großes Thema zu sein, etwas am PoW-Konsensverfahren zu ändern.

(axk)