Grenzen der Kreativität von KI-Textrobotern

Künstliche Intelligenz erhöht die Schöpfungskraft, führt aber zu weniger abwechslungsreichen Inhalten, wie eine Studie zeigt.

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KI-Computergrafik einer Textmaschine

KI-unterstützte Geschichten scheinen untereinander deutlich erkennbare Ähnlichkeiten aufzuweisen.

(Bild: Erzeugt mit Dall-E durch heise online)

Lesezeit: 3 Min.
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Künstliche Intelligenz (KI) kann die Kreativität einzelner Geschichten steigern, führt aber bei mehrfacher Anwendung zu ähnlichen Inhalten. Die Untersuchung zeigt, dass KI zwar gute und vom Publikum als neuartig und nützlich empfundene Story-Ideen erzeugt. Allerdings gleichen sich die KI-unterstützten Geschichten untereinander und sind weniger vielfältig als Werke, die ohne KI entstanden sind.

Forscherinnen und Forscher der University of Exeter Business School, dem Institute for Data Science and Artificial Intelligence in Exeter und der UCL School of Management in London führten die Studie durch, die in der Fachzeitschrift ScienceAdvances veröffentlicht wurde. In der ersten Phase teilten sie 300 Probanden in drei Gruppen ein: Die erste Gruppe schrieb ohne KI-Hilfe, die zweite nutzte ChatGPT mit dem neuesten Sprachmodell 4.0 für eine Ausgangsidee, und die dritte Gruppe wählte aus bis zu fünf KI-generierten Ideen eine aus. Alle Gruppen verfassten auf Basis dieses Materials dann Kurzgeschichten für junge Erwachsene.

In der zweiten Phase der Studie bewerteten 600 Personen die Geschichten in Bezug auf Neuartigkeit beziehungsweise Kreativität und Nützlichkeit. Die Ergebnisse zeigten, dass Autoren mit KI-Unterstützung 8,1 Prozent kreativer und 9 Prozent nützlichere Geschichten schrieben als die Kontrollgruppe ohne KI.

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Besonders Autorinnen und Autoren, die sich selbst als weniger kreativ einschätzten, profitierten von der KI: Ihre Geschichten wurden vom Publikum als bis zu 26,6 Prozent eleganter und 15,2 Prozent weniger langweilig bewertet. Dabei zeigte sich, dass der Kreativität von ChatGPT enge Grenzen gesetzt sind. Die computergenerierten Storys wiesen deutlich mehr Ähnlichkeiten auf als rein von Menschen geschriebene Texte. In Zahlen ausgedrückt, ähnelten sich die Geschichten der KI-Nutzer um 10,7 Prozent stärker als die Texte menschlicher Autoren.

Professor Oliver Hauser von der University of Exeter Business School sagte: "Unsere Ergebnisse zeigen, wie generative KI die Kreativität fördern kann, aber auch, dass sie die gemeinschaftliche Originalität verringern könnte". Hauser sprach von einer "Abwärtsspirale", die zu einem gesellschaftlichen Dilemma führen könnte. "Wenn einzelne Autoren herausfinden, dass ihr von generativer KI inspiriertes Schreiben als kreativer bewertet wird, haben sie einen Anreiz, in Zukunft mehr generative KI einzusetzen". Dadurch könnte die kollektive Originalität von Geschichten weiter abnehmen. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass trotz des Verstärkungseffekts, den generative KI auf die individuelle Kreativität hatte, Vorsicht geboten sein könnte, wenn generative KI in größerem Umfang für kreative Aufgaben eingesetzt würde", so Hauser.

Anil Doshi von der UCL School of Management ergänzte: "Wenn die Verlagsbranche mehr generative, KI-inspirierte Geschichten annimmt, könnten diese insgesamt weniger einzigartig und einander ähnlicher werden".

(nie)