Grundsteinlegung für das höchste Windrad der Welt

In der Lausitz entsteht die weltweit höchste Windkraftanlage. Das Höhenwindrad wird von einer Dresdner Firma entwickelt und gebaut und soll 2025 ans Netz gehen.

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(Bild: GLF Media/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

In der Lausitz-Gemeinde Schipkau im Land Brandenburg wurde in der vergangenen Woche der Grundstein für die größte Windkraftanlage der Welt gelegt. Auf einer bis zu 300 Meter hohen Nabe können über 100 Meter lange Flügel montiert werden. Damit ist theoretisch eine Gesamthöhe von rund 400 Metern möglich.

Die geplante Höhe der Anlage in Schipkau beträgt 364 Meter, berichtet der MDR. Aufgrund der Höhe kann 40 Prozent mehr Windenergie gewonnen werden. Daraus ergibt sich umgerechnet doppelt so viel Stromausbeute bei gleichem Rotordurchmesser. Das haben Messungen ergeben. Ein Jahr lang waren mit einem 300 Meter hohen Messturm die Windverhältnisse untersucht worden. "Der Wind hat in dieser Höhe nicht nur höhere Mittelwerte, sondern auch eine breitere Verteilung, was zu deutlich mehr Volllaststunden bei Windenergieanlagen in dieser Höhe führt", erklärte Jochen Großmann, Gründer des Dresdner Unternehmens Gicon, das die Anlage entwickelt hat und errichtet, gegenüber dem MDR. Er zieht einen Vergleich mit Offshore-Anlagen auf See. Da aber an Land gebaut werde, sind "die Kosten bei der Errichtung und Wartung deutlich geringer, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt".

Mit dem Höhenwindrad könnten künftig auch sogenannte Schwachwindregionen erschlossen werden, in denen bislang eine wirtschaftliche Windenergienutzung nicht möglich war. Gicon selbst spricht von einem "technologischen Durchbruch in der Windenergie" und einem "bedeutenden Meilenstein im Ausbau erneuerbarer Energien".

Die Konstruktion der gewaltigen Windräder fußt laut MDR auf einer Idee des Leipziger Ingenieurs Horst Bendix. Dieser ersetzte bei der von ihm entworfenen Anlage den klassischen Windrad-Turm durch eine Dreibein-Konstruktion, die aus einer vertikalen Säule und zwei Stützsäulen besteht und setzte die Generatoren auf die Erde. Über ein Riemensystem wird die Windenergie von oben nach unten zu diesen Generatoren geleitet. Die mit der Entwicklung und Umsetzung der Windkraftanlage in der Lausitz betraute Dresdner Firma Gicon, die schon länger an Ideen für Höhenwindräder arbeitet, hat aber, anders als von Bendix gedacht, die Generatoren nicht am Fuß des Turms, sondern oben in der Nabe platziert. Statt drei Beinen gibt es vier. Gänzlich neu ist dem MDR-Bericht zufolge die Konstruktion mit einem inneren und äußeren Turm. Damit lässt sich die auf dem inneren, beweglichen Teil befestigte Turbine bis auf eine Höhe von 300 Metern ausfahren.

Anders als bei anderen Windkraftanlagen gab es in Schipkau und Umgebung keinen Widerstand aus der Bevölkerung gegen die Baupläne. Als Grund wird genannt, dass Gicon die Bewohner von Anfang an über das Projekt informiert und einbezogen habe. Auch benötigen die neuen Anlagen keine zusätzliche Fläche, sondern werden zwischen bestehenden Windrädern gebaut. "Die Türme sind so hoch, dass sich die Rotoren nicht überschneiden und gegenseitig den Wind wegnehmen", erklärte Großmann. Den aktuellen Planungen zufolge soll das erste Windrad im Sommer kommenden Jahres in Betrieb gehen.

(akn)