HP fordert weniger Milliarden von betrügerischen Managern​

Hewlett-Packard hat vor über 12 Jahren Autonomy übernommen und dann massiv geschönte Zahlen entdeckt. Doch HPs Schadenersatzforderung war "wesentlich" überhöht.

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Herbstliche Bäume, davor ein blaues Schild mit hp-Schriftzug

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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"Nur noch" vier Milliarden Dollar fordert HP von Michael Lynch, ehemals CEO der Softwarefirma Autonomy, und deren CFO, Sushovan Hussain. Am Dienstag wird wieder einmal vor einem Richter in London verhandelt. Hintergrund ist die 2012 durchgeführte Übernahme der britischen Firma Autonomy durch Hewlett-Packard (inzwischen aufgeteilt in HP und HPE). HP zahlte zirka 11,7 Milliarden US-Dollar für die Firma, deren Spezialität Software zur Verarbeitung unstrukturierter Daten war. Nach der Übernahme stellte sich heraus, dass Autonomy seine Umsatz- und Renditezahlen jahrelang geschönt hatte.

Die notwendigen Abschreibungen auf den Buchwert Autonomys trugen 2012 zu einem Rekordverlust bei HP bei. CFO Hussain wurde aufgrund der Aufhübschung Autonomys 2019 in den USA zu fünf Jahren Haft verurteilt, wegen Wertpapierbetrugs, Betrug unter Einsatz von Telekommunikation sowie Verschwörung dazu (USA v Sushovan Tareque Hussain, US-Bundesbezirksgericht für das nördliche Kalifornien, Az. 16-cr-00462; 2020 bestätigt vom Berufungsgericht für den 9. US-Bundesgerichtsbezirk, Az. 19-10168). Strafrechtliche Untersuchungen in Großbritannien wurden eingestellt. Dennoch ist Lynch 2023 an die USA ausgeliefert worden, wo ihm nun am Bundesbezirksgericht für das nördliche Kalifornien der Prozess gemacht werden soll (USA v Michael Richard Lynch, Az. 18-cr-00577).

Parallel läuft in England ein zivilrechtlicher Schadenersatzprozess gegen die beiden Männer. Es ist einer der aufwändigsten Prozesse der englischen Gerichtsgeschichte, alleine Lynch’ Kreuzverhör dauerte 20 Verhandlungstage. Ex-Finanzchef Hussain konnte aufgrund seines Gefängnisaufenthalts in Übersee nicht am Verfahren teilnehmen. Aus einer Datenbank mit Millionen Dokumenten wurde ein Verfahrensauszug mit "lediglich" 28,000 Dokumenten erstellt, anhand derer sich der Richter ein Bild machen durfte.

Nach 93 Verhandlungstagen gab er 2022 den Verfahrensparteien seinen Urteilsentwurf; für die Öffentlichkeit schrieb er eine Zusammenfassung. Demnach obsiegt HP bei fünf von sechs vorgeworfenen Betrugsmethoden; gleichzeitig weist der Richter gleich zweimal darauf hin, dass er die von HP geforderten 4,55 Milliarden Dollar Schadenersatz für überhöht hält. Hinzu kommen Nebenforderungen fast 500 Millionen. Davon muss HP jedenfalls 45 Millionen Dollar abziehen, die es bereits von Buchprüfern erhalten hat. Und für den Rest hält der Richter ebenfalls fest, dass die wirklich geschuldete Summe noch nicht feststehe. Im Verfahren kam heraus, dass HPs Finanzchefin Cathie Lesjak vor der Übernahmen Autonomys den KPMG Due-Diligence-Bericht gar nicht gelesen hat. Solche Versäumnisse seien allerdings keine Verteidigung gegen die Betrugsvorwürfe, hält der Richter fest.

Wie viel HP wirklich zusteht, darüber wird am Dienstag weiterverhandelt. Laut Medienberichten hat HP seine Forderungen auf vier Milliarden Dollar gesenkt. Ob diese Reduktion um gut ein Fünftel hinreicht, wird sich zeigen. In seiner Urteilszusammenfassung hat der Richter "considerably less" (wesentlich weniger) als die ursprünglich eingeklagten gut fünf Milliarden Dollar als zulässig erachtet.

Das Verfahren heißt Autonomy Corporation Limited and others v Lynch and Sushovan Hussain und ist an der Chancery Division des High Court für England und Wales in London unter dem Az. HC-2015-001324 anhängig.

(ds)