HR-Intendant gegen eine Supermediathek von ARD und ZDF

ARD und ZDF wollen ihre Mediatheken enger verknüpfen. Eine einzige Supermediathek sollte es aber nicht geben, findet der Intendant des Hessischen Rundfunks.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Anna Ringle
  • Jan Brinkhus
  • dpa
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Der Intendant des Hessischen Rundfunks (HR), Manfred Krupp, hat sich gegen eine Verschmelzung der Mediatheken von ARD und ZDF ausgesprochen. "Ich bin gegen eine Mega-Einheitsmediathek", sagte Krupp der Deutschen Presse-Agentur.

Er argumentierte dabei mit der Bindung der Nutzer an eine Marke. Krupp stellte einen Vergleich mit Zeitungsverlagen an: Es gebe inzwischen viele Zeitungen, die einen gemeinsamen Mantel und einen unterschiedlichen Lokalteil haben. Und trotzdem stellten die Nutzerinnen und Nutzer eine Bindung zu ihrer Zeitungsmarke her.

Mit ARD und ZDF sei das ähnlich. "Menschen haben einfach bestimmte Bindungen, etwa an die ARD über die Sendungen Tagesschau oder den Tatort. Umgekehrt ist das beim ZDF ähnlich. Warum soll ich nun eine Hürde für Menschen bauen, die durch ihre Mediennutzung geprägt sind? Mit dem nun initiierten Streaming-Netzwerk holen wir die Menschen ab und führen sie hinter dem Portal in eine viel breitere Welt." Krupp betonte auch das Argument der Vielfalt.

Schon länger wird in der Medienbranche diskutiert, ob es nicht eine Supermediathek – also ein einziges Portal für die öffentlich-rechtlichen Sender – geben sollte. ARD und ZDF vereinbarten im Sommer, dass sie stärker zusammenarbeiten, aber zugleich eigenständig bleiben wollen. Auf den bereits und auch weiterhin bestehenden Mediatheken von ARD und ZDF sollen nach und nach mehr Angebote der jeweils anderen Sender zu finden sein. Die Sender sprechen von einem Streaming-Netzwerk. Die engere Zusammenarbeit soll die Position der öffentlich-rechtlichen Sender mit Blick auf die weltweite Konkurrenz im boomenden Streaming-Markt stärken.

Für Nutzer bleiben die vorhandenen Apps bestehen. Eine übergreifende Struktur für das Netzwerk mit einer neuen Online-Mediathek und damit einem Verschmelzen der bisherigen Mediatheken ist nicht geplant. Nutzer gelangen über die Zugänge der bisherigen Mediatheken von ARD und ZDF auf das Angebot.

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Im März hatte der Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Tom Buhrow, in einem Gastbeitrag (hinter Paywall) "Wo die ARD im Jahr 2030 steht" für die Frankfurter Allgemeine Zeitung ausgeführt, dass er langfristig eine einzige große Mediathek des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland sieht: "Die Öffentlich-Rechtlichen werden eine Mediathek für alle bieten."

HR-Intendant Krupp plädierte im dpa-Gespräch auch für mehr Tempo beim Ausbau der ARD-Mediathek – speziell auf der technischen Seite. "Die Mediathek hat tolle Inhalte, sie hat sich verbessert in den Nutzungsmöglichkeiten, aber technologisch in den Empfehlungsmechanismen haben wir noch sehr viel Luft nach oben", sagte der Intendant. "Es ist toll, wenn wir viele neue Inhalte haben. Wenn aber die Hürde für die Nutzung noch zu hoch ist, dann erreichen diese Inhalte die Menschen nicht. Und deswegen glaube ich, dass wir vor allem auch in der Technologie an Geschwindigkeit zunehmen müssen." Er nannte als Beispiele Suchfunktionen, Personalisierung und Empfehlungssystem für die Mediathek.

(tiw)