Hacking-Gadget: Firmware 1.0 für Flipper Zero ist da und bringt Appstore mit

Unter der Haube gibt es zahlreiche Verbesserungen für das kompakte Hackerwerkzeug Flipper Zero. Auch die Akkulaufzeit steigt deutlich.

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Flipper Zero mit Firmware 1.0.1

Stabil: Der Flipper Zero mit Firmware 1.0.1

(Bild: heise online / cku)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der Flipper Zero wird erwachsen: Firmware 1.0 für das beliebte digitale Gadget ist erschienen und bringt viele neue Funktionen sowie eine deutlich längere Batterielaufzeit. Besonders der nun eingebaute App-Store erleichtert Arbeit und Unterhaltung mit dem Flipper erheblich.

Die Entwickler des Hacker-Werkzeugs im Taschenformat haben in der kürzlich veröffentlichten Firmware lange erwartete und teilweise seit drei Jahren entwickelte Features integriert. Allen voran steht die Unterstützung für Apps mittels eingebautem App-Store. Zwar ist das "Flipper Application Package" mit dem leicht doppeldeutigen Akronym "FAP" bereits seit Jahren das Mittel der Wahl zur Installation zusätzlicher Programmpakete, durch die Integration in den App-Store ersparen Nutzer sich jedoch das teils aufwendige Suchen oder gar Kompilieren aktueller Programmversionen.

Der App-Store ist als Funktion für die Smartphone-Begleiterapp des Flipper Zero oder im webbasierten "Flipper Lab" verfügbar – ist das Gadget per USB oder Bluetooth verbunden, landen Apps mit einem Fingertipp auf dem Gerät. Natürlich gibt es auch einen rudimentären Doom-Klon, der die ikonische Titelmelodie von id Softwares 1993er Kultspiel in bester PC-Speaker-Akustik aus dem Flipper quäkt.

...but does it run Doom? Auch auf dem Flipper Zero können Fans eine inoffizielle Version des id-Klassikers in Bernsteinoptik nachspielen.

(Bild: Screenshot / heise security)

Auch für Entwickler hat sich etwas getan: Sie können nun in JavaScript Programme für den Flipper Zero schreiben und auf die SD-Karte kopieren. Auch hardwarenahe Funktionen wie USB und Ausgaben über die GPIO-Pins des Geräts sind per JavaScript verfügbar – einige Demo-Skripte zeigen Interessierten die Grundzüge der mitgelieferten Bibliotheken.

Das NFC-Subsystem (Near Field Communication) ist in Firmware 1.0 komplett neu und nun besser an die Gegebenheiten auf dem Flipper angepasst. Es liest Karten schneller aus, was beim unauffälligen Kopieren hilft. Zudem unterstützt der Flipper nun auch SLIX- und FeliCA-Lite-NFC-Karten. Erstere sind insbesondere durch die erfolgreichen Tonieboxen bekannt – in jeder Kunststoff-Hörspielfigur verbirgt sich ein SLIX-Chip, den Eltern jetzt mit Bordmitteln des Flipper Zero emulieren können.

Im Funkbereich unter 1 GHz unterstützt Flipper Zero mittlerweile fast 90 Protokolle, wie sie etwa in Garagentoren und bei der Heimautomatisierung zum Einsatz kommen. Auch analoge Walkie-Talkies lassen sich abhören, sofern die Abgehörten laut genug in die Geräte sprechen. Das hierzulande genutzte Frequenzband von 446,000–446,200 MHz ist in der deutschen Flipper-Firmware jedoch nicht freigeschaltet. Wer also die eigenen Kinder beim Detektivspiel abhören will, muss dem Flipper beim Firmware-Update per VPN einen anderen Standort vorgaukeln.

Bereits installierte Apps im FAP-Format benötigen Updates, auch sind Apps alternativer Firmware-Teams nicht immer mit der Flipper-Firmware 1.0 kompatibel. Bei offiziellen Anwendungen reicht ein Klick auf den entsprechenden Kopf in den Flipper Labs, ansonsten können Gadget-Besitzer auch weiterhin wie gewohnt die Dateien auf das Gerät kopieren.

Eher scherzhaft ist der Rickroll per WLAN-SSID, den Flipper Zero mit "Wifi Devboard" durchführen kann.

(Bild: Screenshot / heise security)

Um den Flipper auf den neuesten Firmware-Stand zu bringen, ist eine Bluetooth-Verbindung zur "Flipper Mobile App" oder zu qFlipper auf einem PC oder Mac notwendig. Die Aktualisierung dauert wenige Minuten und löscht keine Daten wie gespeicherte Kartenkopien auf dem Gerät.

Der Flipper Zero ist seit 2020 auf dem Markt und als Hacking-Gadget für verschiedene Funkprotokolle und USB sehr beliebt. Seine Vielseitigkeit führte auch zu rechtlichen Schwierigkeiten, so erwägten verschiedene Regierungen ein Verbot des Geräts und Hotelmitarbeiter der in Las Vegas stattfindenden Sicherheitskonferenzen Black Hat und Defcon waren angewiesen, bei Zimmerdurchsuchungen nach dem kleinen Werkzeug Ausschau zu halten.

(cku)