Hamburg: Keine Autos mehr im alten Elbtunnel?

Hamburgs rot-grüne Koalition will den alten Elbtunnel für den Autoverkehr schließen. Das vorgelegte Konzept soll in den kommenden Monaten geprüft werden. Schon 2019 könnten dann keine Autos und Motorräder mehr durch den Tunnel rollen

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Alter Elbtunnel

(Bild: Christian Spahrbier)

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  • dpa

Autos und Motorräder haben im alten Elbtunnel nur einen geringen Anteil am Verkehr.

(Bild: Christian Spahrbier)

Hamburgs rot-grüne Koalition will den alten Elbtunnel für den Autoverkehr schließen. „Ein autofreier Tunnel bedeutet: Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrende, keine Abgase, keine langen Wartezeiten bei den Aufzügen, weniger Brandschutzauflagen, mehr Sicherheit und eine längere Lebensdauer für das historische Denkmal“, sagte Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks. Der Senat solle per Antrag in der Bürgerschaft aufgefordert werden, das vorgelegte Konzept in den kommenden Monaten zu prüfen. Falle dies positiv aus, dürften schon 2019 keine Autos und Motorräder mehr durch den Tunnel rollen. Für die CDU ist das „Symbolpolitik.“ Nach dem Willen von Rot-Grün sollen zudem die Betriebszeiten und das Touristik-Angebot im Tunnel ausgeweitet werden.

In der Gesamtschau werde diese Entscheidung keine großen Auswirkungen haben, weil der alte Elbtunnel seine Bedeutung für den Autoverkehr verloren habe, sagte ein Sprecher des ADAC Hansa auf Anfrage. Nach Angaben der Fraktionen ist der Autoverkehr seit Jahren rückläufig. 2017 waren es im Schnitt noch etwa 115 am Tag. Gleichzeitig queren etwa 1000 Radfahrer und 3000 Fußgänger täglich den 1911 eröffneten Tunnel. Die 426 Meter langen Röhren verbinden die Landungsbrücken mit dem Hafengebiet in Steinwerder.

Die Erlöse aus dem Autoverkehr seien rückläufig, sagte Tjarks. Die Autos deckten die Betriebskosten nur noch mit weniger als drei Prozent. Radtouristen und Fußgänger durchqueren den Tunnel kostenlos. Das solle auch so bleiben, betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Kienscherf. Der Autoverkehr erhöht nach Ansicht von Rot-Grün die Unfallgefahr. Die Fußwege seien schmal, so dass es für Fußgänger und Radfahrer nur wenig Ausweichmöglichkeiten gebe. Längst sei die Spur im alten Elbtunnel für viele Autos zu schmal und es gebe bessere Alternativ-Routen.

Die AfD-Fraktion bezeichnete die Initiative als „wieder eine kleine Gemeinheit gegen die Autofahrer.“ Nach Ansicht der FDP-Fraktion ist die Sperrung für Autos überflüssig, weil die Nutzung ohnehin zurückgeht. „Warum Rot-Grün den Alten Elbtunnel erst für über 100 Millionen Euro saniert, um ihn dann für den Pkw-Verkehr zu sperren, wird ihr Geheimnis bleiben“, sagte der Fraktionschef Michael Kruse. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Sperrung eher mit der Kostenexplosion bei der Sanierung des Tunnels zu tun hat, als dass dahinter tatsächlich ein touristisches Interesse stehen würde.“

Das Konzept, das der Senat prüfen soll, sieht zudem vor, dass die Lastenaufzüge statt wie bisher werktags von 8.00 bis 18.00 Uhr künftig von 6.00 Uhr bis 20.00 Uhr genutzt werden können. Der Tunnel steht seit 2003 unter Denkmalschutz. Ein Besuch dort gehört für die meisten Hamburg-Touristen zum Programm. Deshalb will Rot-Grün mehr Angebote schaffen. „Ideen, wie ein Tunnelmuseum zu eröffnen oder Führungen durch den Tunnel anzubieten, wurden von den Tunnelaufseherinnen- und aufsehern selbst aufgebracht“, heißt es in dem Antrag. Es könne auch ein Ort für Veranstaltungen oder Konzerte sein. „Möglichkeiten zur Vermietung sollen vor allem mit den abgeschlossenen Sanierungsarbeiten und der Wiedereröffnung der zweiten Tunnelröhre 2024 noch stärker genutzt werden.“ (mfz)