Hannover Messe: KI-Chatsysteme erobern Produktionshallen in der Industrie
Textroboter mit künstlicher Intelligenz können nicht nur berichten, beurteilen und dichten. Sie werden künftig auch in den Fabrikhallen eine Rolle spielen.
Textroboter mit Funktionen künstlicher Intelligenz sollen künftig auch die Fabrikhallen erobern. Dieser Trend zeichnet sich im Vorfeld der Hannover Messe ab. Doch während bislang beim aktuellen Rummel um die KI vor allem Systeme aus den USA Schlagzeilen machen, sind auf der Industrieschau in Hannover auch Initiativen mit maßgeblicher Beteiligung aus Deutschland zu sehen.
KI lernt Fabrikarbeiter an
Im Vorfeld der Hannover Messe kĂĽndigten das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha und der IT-Dienstleister Hewlett Packard Enterprise (HPE) einen virtuellen Assistenten mit kĂĽnstlicher Intelligenz fĂĽr die Industrieproduktion an. Auch Siemens stellt seine Erfahrungen mit dem Einsatz von KI in der Industrie vor. Der deutsche Industriekonzern kooperiert dafĂĽr mit dem US-Softwarekonzern Microsoft.
Aleph Alpha und HPE führen auf dem Messegelände vom kommenden Montag an in einer Live-Demo vor, wie sich Fabrikpersonal in natürlicher Sprache und mithilfe von Bildern mit dem Roboter austauschen kann. "Der KI-Assistent agiert dabei quasi wie ein hoch spezialisierter Servicetechniker, der das Fabrikpersonal unterstützt, sehr komplexe Aufgaben zu lösen", sagte HPE-Sprecher Patrik Edlund.
Austausch mit dem KI-Assistenten
Beim Dialog mit der Maschine muss sich das Fabrikpersonal nicht an eine vorgegebene Systematik halten oder nur bestimmte SchlĂĽsselbegriffe verwenden, sondern kann ganz natĂĽrlich mit dem System sprechen. Der KI-Assistent antwortet ebenfalls in natĂĽrlicher Sprache. Der Dialog mit dem KI-Assistenten kann in verschiedenen Sprachen erfolgen, auch wenn das Handbuch beispielsweise nur auf Deutsch oder Englisch vorliegt.
Der Austausch mit dem KI-Assistenten kann nicht nur mit gesprochenem Text stattfinden, sondern auch über Bilder. So könnte eine Fachkraft zum Beispiel die Standposition des Roboters fotografieren und fragen, ob diese Position sicher sei. "Bei akuten Problemfällen kann der KI-Assistent entscheidende Hinweise liefern, um Schäden oder Produktionsausfälle zu verhindern", versprechen die beiden Anbieter.
Wettbewerb zu den KI-Projekten von US-Firmen
Aleph Alpha hat auf einem Supercomputer von HPE seit 2019 eine KĂĽnstliche Intelligenz entwickelt, die im Wettbewerb zu den KI-Projekten von US-Firmen wie OpenAI, Microsoft und Google steht. Beobachter trauen dem vom Wirtschaftsinformatiker Jonas Andrulis gegrĂĽndeten Unternehmen zu, in diesem Zukunftsfeld kĂĽnftig auch international eine wichtige Rolle zu spielen.
Auf der Hannover Messe sind aber nicht nur Anbieter aus Deutschland präsent, sondern auch KI-Schwergewichte aus den USA. So werden an dem Stand des deutschen Industrieriesen Siemens die Ergebnisse einer Kooperation mit dem US-Softwarehersteller Microsoft gezeigt. Auch hier steht der Einsatz von künstlicher Intelligenz in den industriellen Produktionsprozessen im Fokus.
Programmieren und Fehler vermeiden
Im Gegensatz zum Dialog mit der Maschine bei Aleph Alpha und HPE in natürlicher Sprache geht es bei dem Projekt von Siemens und Microsoft auch um den Programmcode. ChatGPT vom Microsoft-Partner OpenAI kann nämlich nicht nur geschliffen formulieren wie ein Mensch, sondern auch den Code von gängigen Programmiersprachen erzeugen. Am Siemens-Stand in Hannover kann man nun sehen, wie das KI-System die Programmierung des Codes für speicherprogrammierbare Steuerungen beschleunigen kann.
In der deutsch-amerikanischen Kooperation wird eine Herausforderung angegangen, die in vielen Industriebetrieben nicht einfach zu lösen ist: das Erkennen und Vermeiden von Produktfehlern. Dabei sollen die Maschinen mit Hilfe der KI sehen lernen. In Hannover werden Siemens und Microsoft zeigen, wie von Kameras aufgenommene Bilder und Videos durch maschinelles Lernen analysiert und für die Überwachung und Optimierung der Fertigung verwendet werden können.
(tiw)