Hans Reiser schuldig gesprochen

Der Open-Source-Programmierer Hans Reiser wurde von einer Jury im kalifornischen Oakland des Mordes an seiner Frau Nina Reiser schuldig gesprochen.

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Von
  • Arno Puder

Seit über fünf Monaten muss sich der in der Linux-Gemeinde bekannte Open-Source-Programmierer Hans Reiser für das Verschwinden seiner Frau verantworten. Am gestrigen Montag wurde der Entwickler von ReiserFS und Reiser4, einer Familie von Journaling-Dateisystemen, von den Geschworenen eines Bezirksgerichts in Oakland, Kalifornien, nach drei Tagen Beratung schuldig gesprochen, obwohl die Leiche seiner Frau bislang nicht gefunden wurde. Das Strafmaß wird nächste Woche verkündet, Reiser muss wegen Mordes mit 25 Jahren Gefängnis rechnen. Sein Verteidiger, der auf Freispruch plädiert hatte, gab zwar zu, sein Mandant sei ein äußerst schwieriger und oftmals despotischer Mensch, aber das mache ihn noch nicht zum Mörder.

Hans und Nina Reiser führten einen Scheidungskrieg, als Nina im Jahr 2006 spurlos verschwand. Hans Reiser hatte im Verlaufe des Verfahrens immer wieder behauptet, seine Frau sei ohne jemanden zu informieren in ihre Heimat nach Russland zurückgekehrt, obwohl das Ehepaar zwei gemeinsame Kinder hat. Nina Reiser wurde seitdem von niemandem mehr gesehen, weder von ihrer Mutter in Russland, noch von ihren eigenen Kindern oder anderen Freunden.

Für die Zukunft von Linux und dem Reiser4-Dateisystem dürfte die Verurteilung keine größere Bedeutung mehr haben. So ist die hinter der ReiserFS- und Reiser4-Entwicklung stehende Firma Namesys seit einigen Monaten nicht mehr operativ tätig. Einige der vormaligen Namesys-Mitarbeiter entwickeln Reiser4 indes in Eigeninitiative weiter – größere Neuerungen hat es dort in den vergangenen Monaten aber nicht mehr gegeben. Eine Aufnahme in den Linux-Kernel scheint weiter unwahrscheinlich, auch wenn Andrew Morton das Dateisystem noch in seinem mm-Entwicklerkernel pflegt.

Selbst wenn Reiser4 den Sprung in den Kernel schaffen sollte, sieht die Zukunft eher düster aus, da sich die großen Linux-Distributoren auf Ext3 konzentrieren und dessen designierter Nachfolger Ext4 von vielen Firmen Unterstützung erhält. Mit Btrfs ist bei Oracle zudem ein von Grund auf neues Dateisystem in Entwicklung, das mit einigen neuen Konzepten und Ideen schon viel Aufmerksamkeit im Linux-Umfeld auf sich gezogen hat. (Arno Puder) / (avr)