Haushaltsausschuss will 2,1 Milliarden Euro für Bundeswehr-Satelliten freigeben​

Beschafft werden sollen einem Bericht zufolge Kommunikations- und Frequenzsicherungssatelliten bei OHB. Bedarf für Starlink und Co. bestünde so weiter nicht.​

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Die Erde aus Allperspektive mit angedeuteten Funk-Streifen

Eigene Satelliten sollen die Unabhängigkeit der Budeswehr von kommerziellen Satellitennetzwerken sichern.

(Bild: Anton Chernigovskii/Shutterstock.com)

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Die Bundeswehr soll weiterhin nicht auf die Verfügbarkeit kommerzieller Satellitennetzwerke wie Starlink von Elon Musks Konzern SpaceX angewiesen sein. Der Haushaltsausschuss des Bundestags steht laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg kurz vor der Freigabe von 2,1 Milliarden Euro für die Anschaffung von zwei Kommunikationssatelliten und einem Erdtrabanten für die Frequenzsicherung. Das parlamentarische Gremium soll den Kauf demnach am Mittwoch in einer nichtöffentlichen Sitzung genehmigen. Der Auftrag gehe an den Bremer Raumfahrtkonzern OHB, der auf Satellitensysteme für Erdbeobachtung, Navigation, Telekommunikation und Aufklärung spezialisiert ist.

Die Bundesregierung erklärte erst jüngst, die hiesigen Streitkräfte seien auf die von der EU geplanten Satellitenkonstellation für hochverfügbares Breitband-Internet IRIS2 sowie auf private Alternativen wie Starlink nicht angewiesen. Sie stellte dabei auf die Satellitenkommunikation der Streitkräfte (SATCOMBw) der Stufe 2 ab, für die der Haushaltsausschuss im Mai 2022 rund 62 Millionen Euro freigab. Airbus Defence and Space betreibt in diesem Rahmen für die Bundeswehr eine große Bodenstation in Weilheim. Sie dient – wie die beiden militärisch betriebenen Pendants an den Standorten Gerolstein und Kastellaun – als Ankerstation für die Datenübertragung zu und von den Satelliten und als Schnittstelle zu den terrestrischen Kommunikationsnetzen.

Erfahrung mit Frequenzsicherungssatelliten hat OHB bereits gesammelt. So schickte das Unternehmen etwa 2021 mit einer privaten Electron-Rakete von Neuseeland aus den einschlägigen Erdtrabanten BIU GMS-T ins All. Bei solchen Missionen geht es darum, die für ein großes Satellitennetzwerk reservierten Frequenzen auch wirklich zu nutzen. Um zu verhindern, dass Netzbetreiber sich die von der Internationalen Fernmeldeunion ITU zugewiesenen Kanäle nur reservieren, damit sie nicht der Konkurrenz zur Verfügung stehen, verfällt die Vergabe nach einer bestimmten Frist. Wollen Unternehmen trotzdem an den Kanälen festhalten, müssen sie diese etwa mithilfe eines solchen Sicherungssatelliten in Betrieb nehmen.

Bloomberg zufolge werden die Etatverteiler des Bundestags am Mittwoch auch den Kauf von 45 Head-up-Displays für die Tornado-Kampfjets im Wert von rund 40 Millionen Euro sowie von zwei weiteren Fregatten des Typs F126 für rund drei Milliarden Euro genehmigen. Die umfangreichen Beschaffungen sind Teil des Modernisierungsprogramms für die Bundeswehr, das die Bundesregierung unter dem Motto Zeitenwende seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vorantreibt.

Bereits vorige Woche stimmte der Haushaltsausschuss Verteidigungsinvestitionen von mehr als einer Milliarde Euro zu. Die Bundeswehr bekommt demnach über 1500 Lkw, Torpedos für den neuen Seefernaufklärer und eine bessere IT-Ausstattung für die maritime Operationsführung am Standort Rostock. Es geht dabei vor allem um die Einrichtung eines maritimen Operationszentrums für das Marinekommando. Dieses fungiert als Maschinenraum für die Bundeswehrflotte weltweit.

(are)