Heftiger Streit um Penny-Stocks

Eigentlich wollte die Deutsche Börse den Billigaktien bereits ab ersten Oktober an den Kragen. Doch die Groschenpapiere wehren sich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Michael Kurzidim

Eigentlich wollte die Deutsche Börse den Billigaktien am Neuen Markt bereits ab ersten Oktober an den Kragen. Dann sollte es ernst werden: Liegt an 30 aufeinander folgenden Börsentagen der Tagesdurchschnittskurs unter einem Euro und sackt die Marktkapitalisierung gleichzeitig unter 20 Millionen Euro, dann droht dem Unternehmen das Aus.

Doch die Groschenpapiere wehren sich – mit Erfolg. Das Landgericht Frankfurt gab heute im Penny-Stock-Streit dem Antrag der Berliner Foris AG teilweise statt. Eine derart kurzfristige Änderung "lässt den Unternehmen am Neuen Markt keine Möglichkeit, sich auf die veränderten Regeln einzustellen", argumentierte Katrin Burckhardt, die Anwältin des Klägers. Die Frankfurter Richter schlossen sich dieser Meinung an: Demnach unterliegt Foris erst ab ersten April des nächsten Jahres dem neuen Reglement. "Das ist ein Signal für alle anderen Unternehmen am Neuen Markt, die vom Ausschluss bedroht sind", erklärte Burckhardt gegenüber dpa. Die Deutsche Börse wollte die Entscheidung zunächst nicht kommentieren.

Pech für die Börsianer, dass sie sozusagen an einen Spezialisten geraten sind, denn Foris argumentiert nicht nur in eigener Sache, sondern befasst sich seit Mitte 1998 professionell mit juristischen Auseinandersetzungen. Das Unternehmen finanziert Rechtsstreitigkeiten ab einem Streitwert von 100.000 Mark – gegen eine satte Erfolgsbeteiligung von 30 Prozent. Bei Streitigkeiten über einer Million Mark kassiert Foris immerhin noch 20 Prozent vom tatsächlich erzielten Erlös, der eine Million übersteigt.

Akute Gefahr bestünde für die Berliner Rechtsexperten jedoch nicht, auch wenn die neue Regelung der Börse schon am ersten Oktober eingeführt würde. Das Foris-Papier datierte heute auf einem recht sicheren Stand von 2,4 Euro. Wie alle anderen Neuer-Markt-Unternehmen auch hat Foris jedoch in den letzten Monaten kräftig Federn lassen müssen; der heutige Kurs liegt nicht weit weg vom Jahrestief, das die Papiere der Berliner auf 2,35 Euro absacken ließ. (ku)