Hewlett-Packard bereitet sich auf Aufspaltung und The Machine vor

Die Aufspaltung des Konzerns steht unmittelbar bevor, und der künftige Enterprise-Bereich stellt schon einmal ein bisschen passende Technik vor.

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Hewlett-Packard

(Bild: dpa, Daniel Karmann)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Ariane Rüdiger
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In München präsentierte HP eine Nachlese der weltweiten Jahreskonferenz Discover, die vergangene Woche in Las Vegas stattfand. Das Unternehmen, das im 2. Quartal 2015 25,2 Milliarden Dollar umsetzte und 2,2 Milliarden Dollar Gewinn vor Steuern und Abschreibungen erwirtschaftete, steht unmittelbar vor der Ende letzten Jahres bekannt gewordenen Aufspaltung: Im August werden HP, Inc (Drucker, Personal Systems etc.) und HP Enterprise getrennt, die rechtliche Aufspaltung soll am 1. November des laufenden Jahres erfolgen, berichtete Marc Fischer, Vice President Enterprise Group.

Der Umsatz der Enterprise Group betrug im zweiten Quartal, das mit dem April endete, 6,6 Milliarden Dollar. Währungsbereinigt ist das im Jahresvergleich ein Plus von 5,5 Prozent, rechnet man die Dollarschwäche ein, ein Minus von einem Prozent. Im Gesamtkonzern wurden sogar 7 Prozent weniger Einnahmen verbucht. HP erzielt 65 Prozent seiner Umsätze außerhalb der USA, rechnet aber in Dollar. Der Enterprise-Sparte werden zukünftig Server, Storage, Business Critical Systems, Software, Enterprise und Financial Services angehören.

Technologisch gab es Neuerungen im Segment Storage- und Infrastruktur, etwa das All-Flash-Array HP 3Par StorServ 20000. Auch von dem kleineren Modell 7200 wird es eine All-Flash-Variante geben, die nicht mehr kostet als das mit Festplatten ausgerüstete Modell. 3Par Stor Serv 20800 speichert auf zwei Höheneinheiten 280 TByte und in einem System 15 Petabyte, vier Systeme lassen sich kaskadieren. In den neuen Produkten steckt die fünfte Generation des 3Par-ASIC mit einer Systembandbreite von 75 GBit/s. Deduplizierung findet direkt auf dem ASIC statt. Eine durchgängige Prüfsumme sorgt für Ende-zu-Ende-Datenkonsistenz bis zum HP-Server. Die Leistung: 3,2 Millionen IOPS bei Verzögerungen zwischen 0,2 und 0,8 Millisekunden. Ab Ende August sind die Geräte erhältlich. Eine schon Ende Juni verfügbare cMLC-SSD-Karte für die Serien 7000 und 20000 speichert 3,84 TByte.

Cloud-System HP Helion Version 9: Die Foundation-Variante integriert nun die Open-Projekte, Swift (Objektstorage) und Heat (Orchestrierung), außerdem eine Entwicklungsplattform und ein Administrator-Modul. Die Enterprise-Variante kommt unter anderem mit einem Provider für Amazons AWS Eucalyptus. Er erzeugt innerhalb der Private Cloud eine simulierte AWS-Umgebung, in die sich an AWS ausgelagerte Lasten zurückholen lassen.

"Composable Infrastructure" (Project Synergy): HP will Speicher, Prozessoren, Netzressourcen, aber auch virtuelle Server oder Container jeweils als "Fluid Pools" bereithalten. Softwarealgorithmen führen nötige Ressourcen aufgabenbezogen zusammen und geben sie wieder frei. Die Open-Source-Häuser Ansible, Chef, Docker, Puppet und OpenStack, aber auch VMware machen bereits mit. Als erstes werden APIs bereitgestellt, über die sich die Steuerungsebene der Composable Infrastructure mit anderen Infrastrukturelementen verbinden kann. Später soll diese Infrastruktur mit HPs TheMachine-Hardware arbeiten.

In Las Vegas, so "The Machine-Botschafter" Andreas Hausmann, habe HP erstmalig Prototypen von The-Machine-Karten ("Nanostores") mit 2500 CPUs, 320 TByte Speicher und einer optischen Backplane vorgeführt. Jeder systeminterne Fiber-Interconnect transportiert mit vier Lichtfarben zu jeweils 25 GBit/s insgesamt 100 GBit/s. Die Laser werden noch in konventioneller Technologie realisiert, Ziel ist jedoch, auch sie direkt in den Chip zu integrieren. Ein System mit 30 dieser Karten hätte 75000 CPUs, 10 PByte Speicher und würde unter 1000 Watt verbrauchen. Als Stromversorgung denkt HP an ein Solarpanel oder Windenergie.

Die Roadmap des Projekts streckt sich bis 2020. Memristoren sollten zunächst 2016 auf den Markt kommen, jetzt ist eher von 2017 die Rede: HP steckt bei der Verfeinerung der Produktionsprozesse fest. Das Stapeln der Speicherzellen macht Probleme. "Wir haben Ausbeuten von 15 bis 20 Prozent, brauchen aber 80 bis 90 Prozent", berichtet Hausmann. Die Prozessoren für die Boards stammen von diversen Prozessorherstellern. Sie sollen vorläufig einen konventionellen Cache haben, keinen Memristor.

(js)