Hintergrund: Statistiken zu Web-Servern

Unterschiedliche Studien liefern scheinbar widersprüchliche Zahlen zu der Nutzung von Webserver-Software im Internet.

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Innerhalb kurzer Zeit kommen zwei Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen: Netcraft sieht Apache als beliebtesten Web-Server, der auf über 60 Prozent aller Sites läuft, das Online-Magazin ENT ermittelt, dass Microsofts Internet Information Server IIS bei den Top-500 der US-Firmen die Beliebtheitsskala mit 41 Prozent anführt.

Für diese unterschiedlichen Ergebisse gibt es mehrere Erklärungen. So ist die Untersuchung von ENT, dass sich selbst als Publikation zu "Online Windows NT Enterprise Computing" bezeichnet, sehr zielgerichtet. Man kann beispielsweise der Studie entnehmen, dass ENT auch die Top-10, die Top-25 und die Top-100 ausgewertet hat. Auf denen liefen jedoch mehrheitlich Unix-Systeme mit Netscapes iPlanet. So mussten eben die Top-500 für die gewünschte Schlagzeile herhalten.

Außerdem hat sich ENT bei der Untersuchung nicht viel Mühe gegeben, sondern lediglich die Einstiegsseiten der Web-Sites ausgewertet. Dabei handelt es sich jedoch häufig um die Sites multinationaler Konzerne, die sehr schnell auf die Angebote ihrer Tochterfirmen verzweigen. Auf der Seite von Ford beispielsweise, die IIS benutzt, prangen in der Mitte acht Logos von Firmen wie Volvo, Mazda und so weiter. Die Hälfte dieser Web-Sites laufen jedoch auf Unix-Systemen. Zum anderen bestehen viele der Web-Sites der großen Firmen aus reinen Werbebroschüren, die Produkte mit bunten Bildern illustrieren, aber kaum anspruchsvolle Funktionen bieten: Wer Ersatzteile für seinen Ford Escort bestellen möchte, wird auf www.ford.com nicht fündig.

Aber auch die Netcraft-Zahlen sind durchaus nicht über Kritik erhaben. Netcraft testet lediglich, welcher Server und welches Betriebssystem sich hinter einer URL versteckt. Dabei werden die Ergebnisse nicht nach Bedeutung gewichtet, sodass die private Domain von Hans Mustermann genauso viel zählt wie die Web-Site von Ford. Außerdem berücksichtigen die Ergebnisse nicht, dass viele der kleinen Domains gar nicht auf eigenen Servern laufen, sondern bei Web-Hostern untergebracht sind. So geht ein einzelner Apache-Server über die auf ihm beheimateten virtuellen Sites unter Umständen hundertfach in die Statistik ein. Da sich der Open-Source-Server gerade bei Internet-Providern großer Beliebtheit erfreut, begünstigt die Netcraft-Studie Apache. (ju)