Hitchbot trampt durch die Vereinigten Staaten

Der kanadische Roboter HitchBOT ist wieder unterwegs. Nach Kanada im vergangenen Sommer und Deutschland im Frühling möchte er jetzt die USA bereisen. Wie immer per Autostopp.

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Hitchbot Roboter

Von Massachusetts bis nach San Francisco soll dieses Mal die Reise gehen.

Lesezeit: 3 Min.

Der Konversations-Roboter hitchBOT ist zu seiner dritten Reise aufgebrochen. Diesmal soll es quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika gehen. Von Salem in Massachusetts aus möchte er San Francisco in Kalifornien erreichen. Wie immer per Autostopp, denn hitchBOT kann nur seinen Arm bewegen, um auf sich aufmerksam zu machen. Für Ortsveränderungen ist er auf hilfreiche Straßenkameraden angewiesen.

Auf dieser Liste sollen die menschlichen Fürsorger abhaken, was sie mit hitchBOT "erledigt" haben.

(Bild: hitchbot.me)

HitchBOT ist ein soziokulturell-technisches Experiment eines Teams um die beiden kanadischen Universitätsprofessoren Frauke Zeller (Ryerson-Universität, Toronto) und David Harris Smith (McMaster-Universität, Hamilton). Sie wollten mit ihrem bewusst günstig gebauten Bot unter anderem herausfinden, ob Roboter den Menschen vertrauen können. Vergangenen Sommer schickten sie hitchBOT dafür quer durch Kanada.

Das hitchBOT-Experiment glückte. In seiner dreiwöchigen Reise quer durch Kanada nahm der Roboter keinen Schaden. Im Gegenteil, er wurde unterwegs sogar mehrmals beschenkt. Und er kam deutlich schneller voran als erwartet. Also durfte er am Ende noch eine kleine Ehrenrunde über die Grenze nach Seattle und zurück drehen. Im vergangenen Frühjahr ging der hitchBOT dann in Deutschland auf Tour, wobei er allerdings von einem Kamerateam begleitet wurde. Dabei gelang hitchBOT auch ein Abstecher in die Niederlande.

HitchBOT: Auf ein Neues! (12 Bilder)

Home of the Brave

So ein Start muss zünftig gefeiert werden. (Bild: hitchbot.me)

In Kanada wurde hitchBOT letzten Sommer zu einem ungeahnten Medienphänomen. Die Kanadier schlossen den etwa hüfthohen Wicht ins Herz. Weit verbreitet ist die Auffassung, dass eine erfolgreiche Durchquerung des Landes ohne Diebstahl oder Vandalismus zwar in Kanada, nicht aber bei den südlichen Nachbarn möglich wäre.

Der trampende Roboter HitchBOT

Per Anhalter alleine unterwegs - ein Roboter trampt nun schon zum dritten Mal. Es ist vor allem ein soziales Experiment: Können Roboter Menschen vertrauen? Und wie reagieren unterschiedliche Kulturen auf das ungewöhnliche Ansinnen?

Ob das stimmt, wird hitchBOT nun herausfinden. Seine Route soll aber nicht auf möglichst direktem Weg vom Atlantik zum Pazifik führen: Seine "Erzeuger" haben ihm vielmehr den Wunsch eingeimpft, unterwegs eine Reihe bedeutender US-Stätten aufzusuchen. Dieser Appell an das US-Nationalgefühl könnte seine Überlebenschancen erhöhen.

Zu den Zielen gehören neben der Lincoln-Statue in der Hauptstadt unter anderem New Orleans, der Times Square in New York City, Sin City, der Grand Canyon und der Yellowstone Nationalpark. Im Übrigen möchte hitchBOT irgend eine Sportveranstaltung besuchen und die "Welle" mitmachen. Die größte Hürde ist hierbei wohl die "Security" am Eingang.

HitchBOT unterhält sich sehr gerne mit den Menschen, die er unterwegs trifft. Dazu versucht er sich an Spracherkennung und greift auf Informationen aus dem Internet, etwa der Wikipedia, zurück. Das macht ihn zu einem harten Gegner in einem Wissensquiz.

Im Inneren werkeln ein modifiziertes Android-Tablet samt Mobilfunkmodem, ein Arduino sowie ein Servomotor zur Steuerung des Autostopp-Arms. Es gibt Kamera, Mikrofon, Lautsprecher und ein LED-"Gesicht". Fotos werden aber nur nach Zustimmung der abgebildeten Personen veröffentlicht. Die Akkus werden über Solarpanele sowie Kabel zum Anschluss an Zigarettenanzünder oder Netzsteckdosen geladen.

Sollte hitchBOT unehrlichen Zeitgenossen in die Hände fallen, werden sie mit ihm keinen großen Reibach machen können. Die meisten Bestandteile sind gebrauchte, praktisch wertlose Konsumgüter wie ein bearbeiteter Kübel, eine alte Tortenhaube, kleine Gummistiefel, Haushaltshandschuhe und zerschnittene Schwimmnudeln. "Das Tablet kann nicht mehr normal gebraucht werden", sagte Smith im Gespräch mit heise online, "es bootet immer nur die hitchBOT-Software."

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(ds)