Hitze: Schweizer AKW wird gedrosselt, Frankreich erhöht Grenzwerte

Die gegenwärtig hohen Temperaturen in Teilen Europas haben Folgen für die Stromproduktion in Atomkraftwerken in der Schweiz und in Frankreich.

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AKW Beznau

(Bild: Axpo)

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Wegen hochsommerlicher Temperaturen in der Schweiz wird die Leistung des dortigen Atomkraftwerks Beznau reduziert. Das AKW, das im Gegensatz zu anderen Schweizer AKW keinen Kühlturm hat, wird mit Flusswasser gekühlt. Da aber die das Kraftwerk umfließende Aare nicht wärmer als 25 °C werden soll, wurde die Stromproduktion gedrosselt, berichtet das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). In Frankreich, wo noch höhere Temperaturen herrschen, hat der AKW-Betreiber EDF erneut eine Ausnahme von Umweltvorschriften genehmigt bekommen, damit ein Atomkraftwerk weiter betrieben werden kann.

Bis zum 24. Juli dürfen die Reaktoren in Bugay Kühlwasser in die Rhône abgeben, solange die Erwärmung im Tagesmittel nicht 3 °C übersteigt, berichtet die französische Tageszeitung Liberation. Zuvor gab es bereits Ausnahmegenehmigungen für die AKW Golfech, Blayais und Saint-Alban. Jedes Kraftwerk hat in Frankreich seit 2006 seine eigenen gesetzlichen Grenzwerte für die Temperatur des eingeleiteten Wassers, um Flüsse nicht übermäßig zu belasten.

Die Leistung des Schweizer AKW Beznau nahe der deutschen Grenze sei zunächst präventiv gedrosselt worden, berichtet das SRF. Wegen der steigenden Temperaturen seien weitere Leistungsreduktionen möglich. Am heutigen Montag wird für Beznau eine Höchsttemperatur für 27 °C erwartet, am morgigen Dienstag könnten 30 °C erreicht werden. Würde die Obergrenze von 25 °C während mehr als drei Tagen überschritten und bliebe es weiterhin heiß, dann müssten die beiden Reaktoren in Beznau komplett heruntergefahren werden.

Für die Region des französischen AKW Bugay werden für diese Tage Temperaturen über 30 °C erwartet. Bisher schon war wegen Wartungsarbeiten und technischer Probleme die Kapazität der 56 französischen Atomkraftwerke auf weniger als 50 Prozent gesunken. Wegen der Ausfälle importierte Frankreich zuletzt Strom aus Deutschland.

"Frischwasserkühlung ist hinsichtlich der erforderlichen Investitionen bei in ausreichender Menge vorhandenem Flusswasser die billigste Kühlmethode", heißt es im "Lexikon zur Kernenergie" (PDF) des Karlsruher Instituts für Technologie von 2017. Wegen der thermischen Vorbelastung vieler deutscher Flüsse sei eine weitere Belastung häufig nicht mehr möglich. Daher sei Wasserrückkühlung in Kühltürmen besser. Im warmen Sommer 2018 wurde in Deutschland die Leistung des AKW Philippsburg um bis zu zehn Prozent reduziert.

(anw)