Hochleistungsrechnen: Erste offizielle KI-Fabriken der EU nehmen Gestalt an
Die EU-Kommission hat sieben Vorschläge für KI-Fabriken zur Förderung von Innovationen in den Mitgliedsstaaten erhalten, einer davon stammt aus Deutschland.
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(Bild: Blue Planet Studio/Shutterstock.com)
Die EU ist dem Aufbau der ersten Fabriken für Künstliche Intelligenz (KI), der Anfang 2025 starten soll, wieder einen Schritt nähergekommen. Die ersten sieben Vorschläge für solche Hubs sind beim Gemeinsamen Unternehmen für europäisches Hochleistungsrechnen (EuroHPC) eingegangen, teilte die EU-Kommission am Montag mit. Die geplanten KI-Fabriken sollen demnach unter Einsatz von EuroHPC-Ressourcen "ein florierendes europäisches Ökosystem für das Training fortschrittlicher KI-Modelle und die Entwicklung von KI-Lösungen schaffen". Ziel ist es, über die Fabriken die in Europa verfügbare Rechenleistung für europäische KI-Startups, Industrie und Forscher deutlich zu steigern.
Den Aufruf für den Betrieb der KI-Hubs startete das EuroHPC im September, nachdem die Kommission den entsprechenden Vorschlag im Januar gemacht und der Ministerrat im Mai zugestimmt hatte. Insgesamt bewarben sich daraufhin sieben Konsortien aus 15 Mitgliedsstaaten und zwei assoziierten Ländern. Neben Deutschland gehören Luxemburg, Schweden und Griechenland zu den Aspiranten. Zudem wollen Finnland – gemeinsam mit Tschechien, Dänemark, Estland, Norwegen und Polen – sowie Italien unter Beteiligung von Österreich und Slowenien KI-Fabriken betreiben.
Voraussetzung ist, dass in den Teilnehmerstaaten bereits ein Supercomputer steht oder neu aufgebaut werden soll, der an die KI-Anforderungen angepasst ist. Zum EuroHPC-Kernverbund selbst gehören die drei Rechensysteme Leonardo in Italien, Lumi in Finnland, MareNostrum5 in Spanien, Disoverer in Bulgarien, MeluXina in Luxemburg und Karolina in Tschechien. Mit Jupiter in Jülich und Jules Verne in Frankreich sollen Exa-Supercomputer dazukommen. Die Kommission beantwortete am Montag eine Anfrage von heise online, welche Institution oder welche Partner aus Deutschland eine der KI-Fabriken zum Laufen bringen wollen, nicht.
2,1 Milliarden Euro staatliche Fördermittel
Die eingereichten Vorschläge wird nun ein unabhängiges Expertengremium bewerten. EuroHPC will die Auswahl der ersten KI-Fabriken im Dezember bekannt geben, sodass sie bald darauf in Betrieb gehen könnten. Unterdessen haben Zypern und Slowenien Interessenbekundungen eingereicht, um entweder laufenden Bewerbungen beizutreten oder zu einem späteren Zeitpunkt eine eigene KI-Fabrik zu gründen. Weitere Anträge nimmt EuroHPC in einer zweiten Runde bis zum 1. Februar 2025 entgegen.
Der Rat setzte in den Verhandlungen durch, dass die KI-Zentren faire Zugangsmöglichkeiten zu Supercomputern bieten und deren Ressourcen einer größeren Zahl öffentlicher und privater Nutzer zugänglich gemacht werden, insbesondere Start-ups. Die Kommission, die Mitgliedstaaten und die assoziierten Länder wollen insgesamt 2,1 Milliarden Euro in die Anschaffung neuer oder die Aufrüstung bestehender EuroHPC-Supercomputer mit KI-Funktionen, die Bereitstellung zugehöriger Dienste sowie die Entwicklung angepasster Mikroprozessoren und Kompetenzunterstützung investieren. Sie hoffen, damit auch milliardenschwere private Investitionen auszulösen.
Eine Kommissionssprecherin erklärte am Dienstag: "Die Vorschläge werden derzeit geprüft. Bis die Prüfung abgeschlossen ist und die Verträge unterzeichnet wurden, können keine weiteren Einzelheiten zu den Antragstellern bekannt gegeben werden."
(olb)