Hohe Apple-Provision: UK-Entwickler wollen Schadenersatz einklagen
Apple missbrauche seine Marktmacht, um bei digitalen Verkäufen mitzuverdienen, so die Klägerseite. Gefordert wird eine hohe Entschädigung für iOS-Entwickler.
Apples umstrittene Provision auf In-App-Käufen sorgt weiter für Rechtsstreitigkeiten. In Großbritannien haben Entwickler nun eine Sammelklage angestrengt, die Schadenersatz in Höhe von umgerechnet über 900 Millionen Euro von Apple fordert. Die Kläger werfen dem US-Konzern vor, mit der bis zu 30 Prozent reichenden Provision seine Marktmacht zu missbrauchen und so den Wettbewerb zu verzerren. Das schade zugleich allen App-Nutzern, weil Entwicklern weniger Geld für die Weiterentwicklung bleibe und so möglicherweise Innovationen ausbleiben.
Die Anwälte der Kläger monieren unter anderem, dass Apples Provision nur beim Verkauf digitaler Inhalte in Apps anfällt und damit nur bestimmte App-Anbieter diese entrichten müssen. Nur weil Apple das Monopol auf den iPhone-App-Vertrieb besitzt, sei der Konzern überhaupt in der Lage, eine solche außerordentlich hohe Provision einzubehalten, betonte einer der Anwälte gegenüber Techcrunch. iPhone-Apps dürfen bislang nur über Apples App Store vertrieben werden.
Apple verdient bei In-App-Käufen mit
Apple schreibt Apps zudem verbindlich vor, dass In-App-Käufe nur über die Zahlungsschnittstelle des Konzerns erfolgen dürfen. Apple behält so automatisch bis zu 30 Prozent Provision bei allen in Apps getätigten digitalen Verkäufen und Abonnements ein – mit wenigen Ausnahmen. Seit Jahren versuchen große App-Anbieter wie Epic Games und Spotify mit Klagen und Beschwerden bei Aufsichtsbehörden, Apples Provision zu kippen, bislang allerdings vergeblich.
Regulierer verschiedener Länder untersuchen die App-Store-Regeln ebenfalls schon seit vielen Jahren, Apple musste bisher aber nur winzige Änderungen vornehmen. Erste Länder wie Südkorea haben festgeschrieben, dass App-Läden keine Zahlungsschnittstelle mehr vorgeben dürfen. Diesen Vorgaben sind Apple und Google zwar nachgekommen, die Plattformbetreiber fordern aber weiterhin eine Provision auch auf digitale Käufe, die über andere Bezahlschnittstellen in Apps abgewickelt werden.
Andere Sammelklage gegen Apple läuft bereits
Eine ähnliche Sammelklage gegen Apple läuft bereits seit dem Jahr 2021 in Großbritannien, diese will eine Entschädigung für alle Kunden erzielen. Die Schadenssumme könne sich deshalb auf umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro belaufen. Beide Klagen wurden beim Competition Appeal Tribunal in London eingereicht, Kläger sind jeweils britische Hochschuldozenten.
(lbe)