Hohe Provision auf Web-Käufe: EU klopft Apple angeblich auf die Finger
Apple hält bei Einkäufen im Web die Hand auf und verstößt so wohl gegen den Digital Markets Act. Mit anderen iOS-Änderungen scheinen die Regulierer zufrieden.

(Bild: Sebastian Trepesch)
Die EU schließt derzeit die erste große Untersuchung ab, ob Apple bestimmte Vorgaben des Gesetzes über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) tatsächlich befolgt. Das ist nach Ansicht der Regulierer offenbar nicht der Fall: Die EU-Kommission bereitet die Verhängung einer Strafzahlung gegen Apple vor und will Anweisungen erlassen, um die Verstöße zu beenden – dies passiert voraussichtlich in der kommenden Woche. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Hohe Provision auf Web-Käufe
Konkret geht es in der Untersuchung darum, ob Apple den App-Anbietern und Entwicklern im App Store erlaubt, ihre Kunden frei auf günstigere Angebote etwa im Web hinzuweisen. Zwar musste Apple seine umstrittenen Schweigeregeln ("Anti-Steering-Regeln") für Entwickler bereits lockern, allerdings pocht der Konzern weiterhin auf eine Provision: Wenn Nutzer aus der App heraus einen Einkauf im Web direkt beim Anbieter tätigen, fordert Apple ebenfalls bis zu 27 Prozent des Verkaufspreises für sich ein.
Dass die Kommission damit nicht einverstanden ist, lieĂź sie bereits durchblicken. Die GebĂĽhren gehen "weit" darĂĽber hinaus, was dafĂĽr eigentlich angemessen sei, hieĂź es schon im vergangenen Juni. Die gleichen VorwĂĽrfe haben die EU-WettbewerbshĂĽter jĂĽngst auch gegen Googles Play Store in Android erhoben.
Wegen dieser Anti-Steering-Regeln hatte die EU-Kommission in einem von Spotify angestoßenen Wettbewerbsverfahren bereits eine Strafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro gegen Apple angesetzt. Wie hoch die jetzt anstehende Strafzahlung ausfällt, bleibt vorerst offen. Der Digital Markets Act erlaubt Strafen, die bis zu 10 Prozent des weltweiten Konzernumsatzes reichen, bei Apple wären das schwindelerregende Multi-Milliardenbeträge.
Mehr Auswahl bei Standard-Apps und Browsern
Mit anderen weitreichenden Änderungen in iOS ist die EU-Kommission inzwischen aber zufrieden: Bei Standard-Apps und dem Browser-Auswahldialog musste Apple bereits umfassend nachbessern, erfüllt dafür jetzt aber die Regeln des DMA. Nutzer können inzwischen Standard-Apps in den iOS-Einstellungen einrichten, mit iOS 18.4 folgen weitere Settings, etwa um eine eigene Navi-App als Standard zu definieren. Zudem lassen sich inzwischen alle Apple-Apps aus dem Betriebssystem löschen – abgesehen von Telefon und Einstellungen.
Der neue Browser-Auswahldialog, den iPhone-Nutzer nun öfter sehen dürften, scheint zumindest eine kleine Wirkung zu zeigen: Die Zahl der aktiven Nutzer von Firefox hätten sich dadurch etwa in Deutschland fast verdoppelt, teilte Mozilla jüngst mit. Vollwertige Web-Browser mit eigener Engine sind bei Apple inzwischen zwar zulässig, um den Regeln des DMA zu folgen – weder Chrome noch Firefox haben das bislang aber umgesetzt.
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(lbe)