Holografisches Portal in die virtuelle Welt
Ein Start-up aus Rotterdam baut aus Beamern, Leinwänden, Shutterbrille und Nintendo-Controllern sowie der Unity-Engine holografische Umgebungen.
Das niederländische Start-up Tekle Holographics zeigt auf der Hannover Messe sein holografisches "Portal ins Metaverse": In einem von vier Leinwänden aufgespannten Raum können Anwender mit einer Shutterbrille und einem modifizierten Nintendo-Switch-Controller virtuelle Welten begehen. Der Raum kostet insgesamt je nach Ausstattung etwa 250.000 Euro und wendet sich damit an Unternehmen, die 3D-Inhalte visualisieren möchten. Alternativ gibt es einen Holotisch und die im Aufmacher gezeigte Holowand.
Die Demo von Tekle Holographics startet mit einem 3D-Avatar, der gefühlt etwas zu große Augen hat und dem Betrachter etwas zu nahe kommt. Man soll ihm ins Metaverse folgen, also gut. Er zeigt nacheinander eine Ikeawohnung, einen Sportwagen und das architektonische Modell eines Gebäudes. In allen Szenarien interagiert der Betrachter mit der Umgebung, soll die Couch auswechseln, einen Motorblock modifizieren oder die Farbe für den Sportwagen auswählen – knallrot natürlich.
Holografischer Leinwandraum
Der dreidimensionale Effekt entsteht durch eine Shutterbrille, wie man sie auch im Kino trägt. Vier 1080p-Beamer strahlen Halbbilder für das linke und das rechte Auge auf ebenso viele Leinwände. Eine liegt auf dem Boden. Drei weitere befinden sich vorne sowie links und rechts, sodass sich ein 180 Grad weiter Raum aufspannt. Er misst 4 x 5 Meter. Die Beamer aktualisieren das Bild mit 120 fps.
Hinzukommen zwei Infrarotsensormodule, die die Positionen des Controllers und der Brille verfolgen. So kann man ums Modell, beispielsweise den Motorblock, herumgehen und ihn sogar von unten betrachten. Die Perspektive wirkt bei schnellen Bewegungen verzerrt. Beim statischen Betrachten wirkt sie korrekt.
3D-Daten aus der Unity-Engine
Gefüttert werden die Beamer über die Unity-Engine. Als Kunden nennt Tekle Holographics Museen, Krankenhäuser, Universitäten und die Verteidigungsindustrie. Im Prinzip lassen sich alle erdenklichen 3D-Inhalte darstellen, sagt der Hersteller, etwa Inhalte von Autodesk, GIS, BIM oder Punktwolken-Scans.
Die getrackte Brille funktioniert wie der Viewport eines 3D-Programms. Ununterbrochen aktualisiert die 3D-Engine die Position des Betrachters. Bei schnellen Bewegungen ruckelt das Bild etwas, zeigt Doppelbilder. Das Bild wird etwas kontrastarm. Insgesamt überzeugt die 3D-Umgebung aber. Innerhalb eines Jahres hat Tekle Holographics einiges geleistet. Das Start-up begann erst im März 2021, das Portal zu entwickeln.
Neben den beschriebenen Beispielen lässt sich der Holoraum auch für Videogespräche nutzen. Die Gesprächspartner werden dabei von Kameras erfasst und am jeweils anderen Ort eingeblendet. (akr)