Hongkong-Proteste: Apple-Chef verteidigt Rauswurf von Hongkong-Map-App

Die App, die Polizeiaktivitäten rund um die Proteste in Hongkong auflistet, wurde für Verbrechen eingesetzt, so Tim Cook. Das Memo stößt auf scharfe Kritik.

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Hkmap.live

HKmap.live sammelt Nutzerberichte über Polizeiaktivitäten in Hongkong. Der Dienst ist auch per Browser verfügbar.

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Apple-Chef Tim Cook hat den Rauswurf der HKmap-App aus dem App Store gegenĂĽber Mitarbeitern gerechtfertigt. Er wolle die BeweggrĂĽnde fĂĽr die Entscheidung aus "Respekt vor der Arbeit" der Angestellten mit diesen teilen, schreibt Cook in dem an die Ă–ffentlichkeit gelangten Memo.

Die App, die von Nutzern gemeldete Polizeikontrollen rund um die Proteste in Hongkong zeigt, sei "für sich allein betrachtet harmlos", heißt es weiter in dem Schreiben. Doch Apple habe von der Hongkonger Polizei und Nutzern vor Ort "glaubhafte Informationen" erhalten, dass die App missbräuchlich eingesetzt wurde, um einzelne Polizisten anzugreifen und "Individuen und Besitz" an Orten zu schaden, an denen keine Polizei präsent ist.

Damit verstoĂźe die App gegen die Gesetze in Hongkong und gegen Apples App-Store-Richtlinien, fĂĽhrt Cook aus. "Nationale und internationale Debatten werden uns alle ĂĽberdauern", so der Apple-Chef in dem Memo, diese seien zwar wichtig, "doch bestimmen sie nicht die Tatsachen".

Der Entwickler der HKmap-App hat Cooks Aussagen zurückgewiesen: Es gebe "keinerlei Beweise", dass mit Hilfe der App einzelne Polizisten in Hinterhalte gelockt oder Bürgern geschadet würde. HKmap.live sammelt Nutzerberichte über Polizeiaktivitäten und stellt diese auf einer Kartenansicht dar. Dies werde nicht nur von den Protestierenden genutzt, sondern auch von "unbeteiligten Personen, Journalisten, Touristen und selbst Regierungsunterstützern", schreibt der Entwickler.

Charles Mok, ein IT-Anwalt im Legislativrat von Hongkong, erklärte in einem offenen Schreiben an Tim Cook, die App helfe den Bürgern der Stadt gerade dabei, einer ungewollten Konfrontation mit der Polizei zu entgehen. Wenn das Teilen von Echtzeitinformationen mit der Förderung krimineller Aktivitäten gleichgesetzt wird, müssten letztlich alle Social-Media-Apps und Messenger entfernt werden.


Auch aus der US-Politik wird verstärkt Kritik an Apples Vorgehen laut: Apple habe ihm gegenüber in der vergangenen Woche noch versichert, die ursprüngliche Ablehnung der App sei ein Fehler gewesen, schreibt der US-Senator Josh Hawley. "Wer lenkt Apple wirklich? Tim Cook oder Peking?".

Apple hatte die HKmap-App ursprünglich abgelehnt, nach öffentlichem Aufsehen dann wenige Tage später am vergangenen Wochenende doch noch in den App Store und damit auf iPhones gelassen. Laut Entwickler wurde diese daraufhin über 100.000-Mal heruntergeladen. Nach scharfer Kritik durch ein Pekinger Parteiorgan wurde die App am Mittwoch aus dem App Store geworfen.

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(lbe)