Horizontale Linien und kräftige Farben: Die Bilder der Woche (KW 31)

Die Lichtspuren eines vorbeifahrenden Busses oder die leuchtende Farbe einer Spiraltreppe – unsere Bilder der Woche sind sowohl dynamisch als auch statisch.

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Von der Architekturfotografie über die Tierfotografie bis hin zur Landschaftsfotografie – unsere der Bilder der Woche decken viele fotografische Genres ab . Auffällig ist in dieser Woche, dass das Bild des Tages entweder eine gewisse Dynamik zeigt, sei es ein vorbeifahrender PKW, Bus oder Zug, oder eher statisch ist, neben einer Landschaft auch ein Treppengeländer oder die Gebäude einer Altstadt.

Die Auswahl der Bilder erfolgt in den meisten Fällen zunächst eher intuitiv. Manche Bilder sprechen uns sofort an, sei es wegen des Motivs, der Komposition oder der Farben. Zwar stehen uns bei der Zusammenstellung einige Informationen wie Bildtitel, Aufnahmeort und auch Details zum Bild zur Verfügung, aber wirkliche Hintergrundinformationen haben wir nicht. Wie ein Bild entstanden ist, erfahren wir von unseren Galeriefotografen erst nach der Auswahl ihrer Bilder. So erhalten wir nicht nur interessante Geschichten über die Entstehung der Bilder, sondern erfahren auch mehr über die Intentionen der Fotografen.

Das Foto CHRISTOs Arc de Triomphe_2021 des Galeriefotografen Manfred R. Dannenberg hat uns zum einen wegen seiner vielen Farben angesprochen. Rot, Gelb, Orange, Blau und Violett, die sich als Lichtspuren des vorbeifahrenden Verkehrs in der Pariser Nacht besonders gut abheben. Zum anderen ist es das Motiv, der Arc de Triomphe, der 2021 für zweieinhalb Wochen vom Künstler Christo verhüllt wurde und dadurch noch interessanter wirkt. Die Linien und Schattenwürfe der Verhüllung verfremden den Triumphbogen auf künstlerische Weise. Dannenberg schreibt dazu:

„Bei unserem Parisaufenthalt anlässlich des "L 'Arc de Triomphe, wrapped" wollte ich den Sonnenaufgang und den Vollmondaufgang im Bogen des verhüllten Arc de Triomphe fotografieren.

Der Mond sollte am 21. Sept. gegen 21:00 Uhr links neben dem Bogen aufgehen (von meinem geplanten Standpunkt). Zwischenzeitlich habe ich dann eine Reihe von Fotos mit Lichtspuren vom Stativ gemacht und dabei den durchfahrenden Bus "erwischt". Der Vollmond war dann gegen 21:15 Uhr im Bogen des verhüllten Arc de Triomphe zu sehen.

Der verhüllte Arc de Triomphe erinnerte mich stark an den verhüllten Reichstag in Berlin, von dem ich seinerzeit (1. August 1995) Aufnahmen, noch analog mit Film, gemacht hatte.“

Der Fotograf Karsten Gieselmann (Instagram: karsten.gieselmann) begeistert uns immer wieder mit seinen Treppenhausbildern, die nicht nur durch ihre spannenden und ungewöhnlichen Perspektiven und Kompositionen, sondern auch durch ihre teilweise leuchtenden Farben auffallen. Zu seinem Bild Stahlschnecke sagt er:

"Auf der Suche nach meinen Lieblingsmotiven werde ich gelegentlich auch an völlig banalen Orten fündig. Diese Spiraltreppe in einer Parkgarage im Zentrum von Utrecht ist in ihrer Kombination aus dynamischen Konturen und leuchtender Farbe ein echter Hingucker. Fotografiert mit OM-1 und Laowa 6 mm f/2.0."

Zimmer mit Aussicht heißt das Bild des Galeriefotografen Friejek. Das Foto hat uns wegen seiner Zweiteilung angesprochen: Im Hintergrund ist eine beige, karge Wüstenlandschaft mit blauem Himmel und ein paar weißen Wolken zu sehen, die im Vordergrund von einer Fensterfront ohne Fensterscheiben eingerahmt wird. Der Kontrast zwischen den horizontalen und vertikalen Linien der Holzfenster und den geschwungenen Linien der Wüste macht das Bild so interessant. Der Fotograf dazu:

„Entstanden ist das Bild in Kolmanskop, einem aufgelassenen Dorf in der Nähe von Lüderitz – früher das Tor zum Diamantensperrgebiet, heute ein Lost Place mit zahlreichen Motiven.

Das "Buchhalterhaus" ist eine recht gut erhaltene Villa mit Wintergarten, der einen tollen Rundblick in die Wüstenlandschaft bietet. Die Fensterelemente des Wintergartens boten sich an, sie wie Rahmen zur Strukturierung der Landschaft einzusetzen. Das zentrale Element mit Hügel und Wolkenspiel wird durch die triptichonale Erweiterung auf beiden Seiten ergänzt, sodass sich durch Beschnitt des Bildes eine nahezu quadratische Form erreichen ließ. Der symmetrische Aufbau lenkt den Blick ins Zentrum und von dort in die Weite der Landschaft.“

Tino Weigelt (Instagram: tw84_photography) hat in seinem Foto zu schnell die Geschwindigkeit eines vorbeifahrenden ICE eingefangen. Die Streifen in Weiß, Rot und Schwarz ziehen sich über die gesamte Bildbreite, und obwohl der Zug mit hoher Geschwindigkeit vorbeirast, vermitteln die horizontalen Linien ein Gefühl von Ruhe und Ausgeglichenheit, das gut mit dem angrenzenden Wald korrespondiert. Weigelt über sein Foto:

„Das Bild entstand bei einem Spaziergang im Wald. Die kleine ICE-Brücke sieht man, wenn man aus dem Wald kommt, da der Weg unter der Brücke entlangführt.

Ich fand die vielen Kontraste ganz schön, Ruhe und Lärm, Technik und Natur, schnell und langsam, hektisches Leben und Entschleunigung. Ich bin etwas auf dem Waldweg zurückgegangen, um den ICE mit seiner Geschwindigkeit und den ruhigen Wald festzuhalten.“

Das Bild am Freitag, Dreifache Lichtspuren, ist in Aufbau und Motivwahl recht ähnlich, jedoch ist es dem Galeriefotografen Moritz Stahl (Instagram: iron_ms_maiden) gelungen, zusätzlich zu den Lichtspuren eines vorbeifahrenden Autos einen Blitz einzufangen. Dieser fügt dem Foto nicht nur eine vertikale Linie hinzu, die mit dem Leitpfosten korrespondiert, sondern erzeugt auch eine besondere Dramatik, die durch die Farben Rot, Weiß, Violett und Schwarz noch verstärkt wird. Der Fotograf erzählt von der Entstehung des Fotos:

„Auf meiner Wunschliste steht schon seit sehr langer Zeit ein Wow-Bild eines Gewitters bzw. eines Blitzes. Also habe ich mich ins Auto gesetzt und mir einen erfolgversprechenderen Standort gesucht, bei diesem fehlte mir allerdings die Tiefe im Bild, da ich nichts vernünftig in den Vordergrund setzen konnte. So entstand die Idee, wenn ich schon direkt an einer Landstraße stehe, die Lichtspuren vorbeifahrender Fahrzeuge (KFZ und oder LKW) mit in die Bildkomposition einzubinden. Die Idee war also eher aus der Not heraus geboren.

Da es zusätzlich in Strömen regnete und manche Blitze relativ nah einschlugen, mussten zwei, drei „Probeschüsse“ ausreichen, bevor die Kamera auf den Intervallmodus gestellt wurde und ich mich wieder ins sichere Auto begab. Somit ist das Bild vor allem durch viel Glück entstanden, denn es musste sich ja gleichzeitig ein Blitz entladen und ein Fahrzeug komplett durch den Aufnahmebereich fahren.“

Alle Bilder der Woche finden Sie in der folgenden Bilderstrecke:

Die Bilder der Woche (KW 31) (7 Bilder)

Samstag: CHRISTOs Arc de Triomphe_2021  (Bild: Manfred R. Dannenberg )

(vat)