Huawei Connect: Disconnect zwischen Politik und Wirtschaft bei der Infrastruktur

Auf der Konferenz präsentierte der chinesische Hersteller eine Zukunftsvision einer vernetzten, intelligenten Welt – und viele kleinere Innovationen für Kunden.

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(Bild: Jens Soeldner)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Prof. Albrecht Fritzsche
  • Prof. Jens-Henrik Söldner
Inhaltsverzeichnis

Unter dem Motto Unleash Digital – auf Deutsch etwa "Das Digitale von der Leine lassen" – hat Huawei bei seiner Connect 2022 mehrere neue Angebote für Unternehmen vorgestellt. Während der chinesische Hersteller von Komponenten für Netzwerktechnik und Enterprise-IT-Systeme für die USA schon seit längerem Zielscheibe von Sanktionen ist, war auf der europäischen Messe keine Zurückhaltung oder Distanz vonseiten der hiesigen Firmen erkennbar. Huawei konnte Vertreter von Kunden und Partner wie Vodafone, den Werkzeugmaschinenbauer Trumpf, den französischen Medienkonzern Vivendi oder dem deutschen Glasfaserverbund Buglas für Vorträge im Rahmen der Keynotes und der Breakout-Sessions gewinnen.

Der Schwerpunkt der Ankündigungen lag auf Huaweis Cloud-integrierbarem Netzwerkportfolio sowie Technik, mit der sich der kommende 5.5G-Mobilfunkstandard umsetzen lassen soll. Wie andere Hersteller aus dem Rechenzentrumssegment bietet Huawei ein programmierbares und automatisierbares Software-Defined-Network auf Basis von VXLAN Overlay-Technik. Laut David Wang, Executive Director in Huaweis Vorstand und zuständig für die Infrastruktur-Sparte, stelle die 5.5G-Generation einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer vernetzten, intelligenten Welt dar.

Executive Director David Wang bezeichnete 5.5G als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer vernetzten, intelligenten Welt.

(Bild: Albrecht Fritzsche / Jens Söldner)

Dazu nötig seien eine generell verfügbare Übertragungsgeschwindigkeit von 10 Gbit/s, hochgradig autonom betriebene L4-Netzwerke, ein aus dem automatisierten Fahren entlehnter Autonomiereifegrad für den Netzbetrieb, bei dem nur noch in Ausnahmesituationen ein Administrator eingreifen muss, sowie Cloud-native 2.0-Dienste als nächste Iteration für die Unternehmens- und Verwaltungsdigitalisierung. Ebenso brauche es auf fundamentaler Technologieebene eine zehnfache Verbesserung in der Energieeffizienz von Rechner-, Speicher- und Netzwerkinfrastrukturen, um den benötigten Stromverbrauch pro übertragenem Bit massiv zu drücken.

Dr. Michael Lemke fasst die AnkĂĽndigungen fĂĽr die Presse zusammen.

(Bild: Albrecht Fritzsche / Jens Söldner)

Im Gespräch mit der iX vor Ort betonte Michael Lemke, CSO und Senior Technology Principal bei Huawei Deutschland: „Huawei ist ständig bestrebt, die konkreten Produktfortschritte für die Digitalisierung in den Bereichen Kommunikation, Datenverarbeitung und -speicherung entlang der Hauptentwicklungstrends der Industrie vorzustellen.“ Ein Ansatz, den Huawei dabei verfolgt, ist die Überwindung der klassischen von-Neumann-Rechnerarchitektur, bei der Hauptspeicher und CPU via Bus voneinander getrennt sind. So will man in Zukunft 100-fach dichtere Speichersysteme bereitstellen können.

Für Unternehmen, die ihre Netzwerkinfrastruktur modernisieren möchten, hatte Huawei einige Detailverbesserungen zu bieten, die der Hersteller CloudCampus 3.0, CloudFabric 3.0 und CloudWAN 3.0 nennt. Hier steht Huawei in direkter Konkurrenz zu anderen führenden Netzwerkinfrastrukturherstellern und bietet unter anderem genauso wie diese eine programmier- und automatisierbare SDN-Technik auf Basis des Overlay-Protokolls VXLAN an.

Auf der Keynote der Veranstaltung am Montag zeigte Alexander Maslo, Huaweis CTO für das Unternehmensgeschäft in Westeuropa, den industrieweit ersten WiFi-7-Access-Point namens AirEngine 8771-X1T, den 400G-fähigen Campus Core Switch Cloud Engine S16700 und den kompakten Aggregation-Router NetEngine 8000 M4.

Auch in der Public Cloud verstärkt Huawei seine Aktivitäten: Auf der Veranstaltung verkündete der Hersteller, dass nun in Irland der erste europäische von Huawei-Cloud-Standort eröffnet wurde und dass bis Ende des Jahres die Huawei Cloud in 29 Regionen etabliert sein wird, die mehr als 170 Länder abdecken. In Deutschland gibt es seit 2016 zudem das Partnermodell bei der Open Telekom Cloud. Hier liefert Huawei Serverhardware, Netzwerkkomponenten und eine OpenStack-Distribution.

Huawei hatte seine Kunden und Partner zu seiner jährlichen Konferenz am 17. und 18. Oktober nach Paris eingeladen. Rund 3500 Besucher sind der Einladung gefolgt, darunter auch viele Kunden aus Deutschland. Aufgrund der Corona-Pandemie ist noch unklar, wo die nächste Veranstaltung der Huawei Connect stattfindet.

(jvo)