Huawei-Tochter Honor steht offenbar kurz vor dem Verkauf

Die Interessenten TCL und Xiaomi sind raus. Einem Medienbericht zufolge geht die Huawei-Tochter an den IT-Dienstleister Digital China.

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Honor-Chef George Zhao 2018 in Berlin.

(Bild: heise online)

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Die Verhandlungen über den Verkauf von Huaweis Tochtermarke Honor sind offenbar konkreter geworden. Nachdem zunächst auch die Konkurrenten TCL und Xiaomi an Honor interessiert waren, verhandelt Huawei nun noch mit einem Konsortium um den Distributor Digital China und die Regierung der Sonderwirtschaftszone Shenzhen. Huawei wolle Honor für rund 100 Milliarden Yuan (12,8 Milliarden Euro) verkaufen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Personen.

Huawei steht wegen der US-Sanktionen unter Druck. Die US-Regierung hat den chinesischen Hersteller von wichtigen Ressourcen abgeschnitten, was Produktion von Smartphones beeinträchtigt. So hat der Hersteller keinen Zugriff mehr auf Chips von Qualcomm, Samsung oder Hynix mehr. Auch die Produktion der eigenen HiSilicon-Chips ist von den Sanktionen betroffen, weil Auftragsfertiger TSMC nicht mehr für Huawei produzieren darf. Mit dem Verkauf der Smartphone-Tochter Honor kann Huawei die knappen Ressourcen auf die eigene Oberklasse und das Carrier-Geschäft konzentrieren.

Obwohl die Coronavirus-Pandemie hart auf den Smartphone-Markt durchschlägt und die US-Sanktionen Huawei zusätzlich zu schaffen machen, hatte der chinesische Riese sein lang gesetztes Ziel erreicht und im zweiten Quartal 2020 die Marktführung übernommen – zumindest nach der Zählweise der Marktforschungsgruppe Canalys. Deren Wettbewerber Gartner hingegen sah weiterhin Samsung vorne, wenn auch nur mit einem hauchdünnen Vorsprung.

Huawei gehört damit immer noch zu den drei größten Smartphone-Herstellern der Welt. Dazu hat wesentlich auch die Tochtermarke Honor beigetragen, die zwar von Huaweis Entwicklungen profitiert, aber weitgehend selbstständig agiert. Honor hat neben Smartphones inzwischen auch Notebooks und zahlreiche IoT-Gadgets im Portfolio. Der Hersteller bietet oft nur leicht abgespeckte Huawei-Technik zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis an.

Smartphone-Verkäufe Q2 2020 nach Hersteller (Gartner)
Hersteller Geräte MA Geräte MA Absatz +/-
2. Quartal 2020 2. Quartal 2019
Samsung 54,76 Mio. 18,6 % 75,11 Mio. 20,3 % -27,1 %
Huawei 54,13 Mio. 18,4 % 58,06 Mio. 15,7 % -6,8 %
Apple 38,39 Mio. 13,0 % 38,52 Mio. 10,4 % -0,4 %
Xiaomi 26,10 Mio. 8,9 % 33,25 Mio. 9,0 % -21,5 %
Oppo 23,61 Mio. 8,0 % 28,07 Mio. 7,6 % -15,9 %
Andere 97,69 Mio. 33,2 % 137,28 Mio. 37,1 % -28,8 %
Gesamt 294,67 Mio. 370,29 Mio. -20,4 %
Gartner, August 2020

Honor steht für etwa 25 bis 30 Prozent der Huawei zugerechneten Smartphone-Verkäufe. Die vor allem in der Einsteiger- und Mittelklasse erfolgreiche Marke ist maßgeblich für Huaweis Renaissance auf dem Heimatmarkt verantwortlich, aber auch in westlichen Gefilden populär. Huawei hatte Honor im April in ein eigenständiges Unternehmen überführt. Mit China Digital will dieses nun einer der größten Distributoren der Marke in China übernehmen.

Von der Übernahme sind rund 7000 Mitarbeiter betroffen, berichtet Reuters weiter. Die neuen Eigentümer, darunter auch regierungsnahe Investmentfonds, sollen jeweils 10 bis 15 Prozent der Anteile halten. Darüber hinaus gibt es offenbar Pläne, Honor in etwa drei Jahren an die Börse zu bringen. Der Deal könne bereits am Wochenende offiziell werden.

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