IAEA zum Tritium-Wasser in Fukushima: Weit unter Grenzwerten für Trinkwasser

Eine eigens dafür abgestellte Expertengruppe hat in Fukushima Proben des dort gelagerten kontaminierten Wassers entnommen und mit Verantwortlichen gesprochen.

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Einige Tanks auf dem Gelände des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi.

(Bild: IAEA / G. Tudor)

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Die für die Entsorgung von mehr als 1,25 Millionen m3 Kühl- und anderem Wasser aus den 2011 nach einem Tsunami zerstörten Reaktoren des AKW Fukushima Daiichi von der UN-Atomaufsicht IAEA gebildete Task Force hat ihre erste Begehung vor Ort abgeschlossen. Sie hat nach eigenen Angaben Wasserproben entnommen, technische Daten geprüft und Informationen gesammelt, um die Einleitung des am Atomkraftwerk in etwa tausend Tanks gelagerten Wassers zu verstehen und zu bewerten.

Das Wasser, das aus der Kühlung für die Brennelemente in drei Reaktoren verwendet wurde und teilweise auch als Regen- und Grundwasser in die Reaktoren eingedrungen ist, wird vor der Lagerung aufbereitet, um es von Radionukliden zu befreien. Dabei bleiben Reste, das Wasserstoff-Isotop Tritium lässt sich gar nicht entfernen. Die Menge des Tritiums liege weit unter den nationalen Grenzwerten für Trinkwasser, betonte die IAEA nun. Laborergebnisse sollen aber erst in etwa zwei Monaten in einem Bericht vorliegen, heißt es in einer Mitteilung. Die Task Force werde Japan in diesem und im nächsten Jahr weitere Male besuchen.

Während ihres Besuchs in Japan hat die Task Force auch danach ersucht, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der Beteiligten zu klären, also des AKW-Betreibers Tepco und des japanischen Wirtschaftsministeriums. Im März will die IAEA auch noch mit der japanischen Atomaufsicht NRA sprechen.

Die Lagerkapazitäten in Fukushima werden knapp, auch wird das Gelände für weitere Arbeiten zur Stilllegung der Anlage benötigt, die voraussichtlich noch mehrere Jahrzehnte dauern werden. Daher hatte die japanische Regierung im April 2021 bekannt gegeben, das Wasser ins Meer leiten zu wollen, dazu soll ein etwa ein Kilometer langer Tunnel ins Meer gebaut werden. China und Südkorea kritisieren den Plan, Vertreter der beiden Länder gehören der IAEA-Task-Force an. Dazu kommen Experten und Expertinnen verschiedener Fachrichtungen aus Argentinien, Australien, Kanada, Frankreich, den Marshallinseln, Russland und Großbritannien. Die 50 Liter Wasserproben sollen in unabhängigen Labors in Österreich und Monaco analysiert werden.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)

Das kontaminierte Wasser wird mit einem Verfahren namens Advanced Liquid Processing System (ALPS) behandelt. Es ist ein Pump- und Filtersystem, das mit Hilfe einiger chemischer Reaktionen 62 Radionuklide entfernen soll. Tritium, das eine Halbwertszeit von 12,32 Jahren hat, kann ALPS nicht entfernen, da die chemischen Eigenschaften des Tritiums nahezu identisch mit gewöhnlichem Wasserstoff sind. Es gibt laut IAEA beispielsweise in Kernfusions-Versuchsanlagen Verfahren, um Tritium zurückgewinnen zu können, wenn es in kleinen Wassermengen in hoher Konzentration vorliegt. In Fukushima gibt es hingegen gibt es vergleichsweise viel Wasser und wenig Tritium.

Die biologische Halbwertszeit von Tritium im menschlichen Körper beträgt laut IAEA bis zu 14 Tage. Tritium emittiert schwache Beta-Teilchen mit einer durchschnittlichen Energie von 5,7 keV, die durch die Luft oder durch den Verdauungskanal, aber nicht durch die Haut in den Körper eindringen können. Nur in sehr großen Dosen sei es für Menschen schädlich, betont die IAEA.

(anw)