IBC: MPEG-4-Erweiterung H.264 in den Startlöchern

Das vom Joint Video Team entwickelte "Advanced Video Coding" H.264 wird auf der International Broadcasting Convention erstmals einer größeren Öffentlichkeit präsentiert.

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Von
  • Volker Zota

Nicht nur Microsoft wirbt anlässlich der International Broadcasting Convention 2002 (IBC) für seine neuesten Audio-/Video-Kreationen. Verschiedene Firmen und Institutionen stellen die bereits sehnlich erwartete MPEG-4-Erweiterung H.264 (auch "MPEG-4 Part 10") vor. Das gegenüber MPEG-4 Video verbesserte Videokompressionsverfahren verspricht -- ähnlich wie Windows Media Video 9 -- bereits bei Datenraten von 1 MBit/s DVD-Qualität und wird daher auch unter dem Begriff "Advanced Video Coding" (AVC) geführt.

Entwickelt hat H.264 das Joint Video Team (JVT), ein Gemeinschaftsprojekt der ITU-T und ISO/IEC. Es fasst die zuvor konkurrierenden Entwicklungen MPEG-4 und H.26L (Improved Video Coding for Multimedia Communication) des ITU-T zusammen und soll offiziell in den MPEG-4-Videostandard einfließen. Zudem wird es aller Voraussicht nach auf in den europäischen DVB-Standard aufgenommen, falls nicht etwas unvorhergesehen schief geht, so der Chef der "AV Coding Group" des DVB-Konsortiums Ken McCann gegenüber der EE Times. Diese Tatsache dürfte Microsofts Chancen, Windows Media in Settop-Boxen zu etablieren, deutlich schmälern -- vorausgesetzt H.264 kann die in es gesetzten Erwartungen erfüllen. Ob sich auch das Advanced Television Systems Committee (ATSC) -- das US-amerikanische Pendant von DVB -- für H.264 entscheidet, bleibt abzuwarten.

Einen Nachteil bringt die höhere Kodiereffizienz und damit höhere Komplexität von H.264 mit sich. Laut EE Times dürften sich die Kosten für entsprechende Decoder-Chips gegenüber dem gängigen MPEG-2 zunächst verdreifachen. Für Windows Media Video 9 dürfte indes Ähnliches gelten, ist die erhöhte Kodiereffizienz doch auch hier auf vergleichbare Algorithmen zurückzuführen.

Dennoch werden auf der IBC diverse Firmen, darunter etwa Texas Instruments, Envivio oder VideoLocus ihre Strategien bezüglich H.264/MPEG-4 AVC präsentieren, jedoch nur selten in öffentlichen Vorführungen -- dazu scheint das Eisen noch zu heiß. Es versammelt sich aber bereits jetzt eine mindestens ebenso große Anzahl an Hardware- und Software-Herstellern hinter der MPEG-4-Erweiterung wie hinter Microsofts Windows Media.

Unabhängig davon, welches Kompressionsverfahren sich durchsetzt, der Film- und Videobranche dürfte angesichts der "angedrohten" Leistungsfähigkeit von H.264 bereits jetzt die Panik ins Gesicht geschrieben stehen, hat sie doch mit DivX & Co. schon genug zu kämpfen. (vza)