IBM-Chef: "Deutschland muss IT-Weltmacht werden -- und das pronto!"

Erwin Staudt will mit dem neuen Buch "Deutschland Online" den Weg in die Informationsgesellschaft weisen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 180 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Ob es um die Überwindung der digitalen Spaltung geht, um Open Source, Sicherheit oder um Online-Demokratie -- Erwin Staudt engagiert sich vielfältig auf dem IT-Sektor. Nun kümmert sich der Chef von IBM Deutschland auch noch um den Standort Deutschland und will den Bundesbürgern mit einem Buch den Weg in die Informationsgesellschaft zeigen. Schließlich sei die "schnelle Transformation" dorthin die letzte Chance, um im Kreis der großen Wirtschaftsmächte zu verbleiben. "Deutschland muss IT-Weltmacht werden -- und das pronto!", forderte Erwin Staudt vollmundig anlässlich der Vorstellung des Buches "Deutschland online -- Strategien und Projekte für die Informationsgesellschaft" in Berlin.

"Während wir uns mit den ökonomischen Folgen der Wiedervereinigung und der Reformstau-Debatte beschäftigt haben, sind die USA, Großbritannien und die skandinavischen Länder an uns vorbeigezogen", meint Staudt. Seit Beginn der 90er Jahre sei Deutschland bei der Entwicklung und dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie hinter anderen Ländern zurückgefallen. Eine Studie der OECD zeige, dass der Informations- und Kommunikationstechnik-Sektor in den USA im Zeitraum von 1995 bis 2000 einen Beitrag von durchschnittlich einem Prozentpunkt zum Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts geliefert habe. In Deutschland sei es nur ein viertel Prozentpunkt gewesen

Ähnlicher Meinung ist auch Lothar Späth, im Schattenkabinett (dem von Edmund Stoiber so genannten "Kompetenzteam") des CDU/CSU-Kanzlerkandidaten zuständig für Wirtschaft und Arbeit und einer der Autoren des Buches. Bei der Vorstellung seines Beitrags meinte der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident: "Nur wenn Deutschland massiv in die Ausbildung von Spezialisten für Schlüsseltechnologien investiert, kann es im globalen Wettbewerb bestehen."

Staudt wiederum fordert von der Politik, aber auch von der Wirtschaft, die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung so zu erhöhen, dass die Bundesrepublik bei diesen Ausgaben international auf Platz 1 liegt. Wissen sei der "Rohstoff der Informationsgesellschaft". Derzeit liege Deutschland nach einer Rangliste des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft auf Platz 7. Erwin Staudt zeigt deshalb ebenso wie Lothar Späth davon überzeugt, dass Bildung und Ausbildung in den Mittelpunkt der politischen Debatte rücken müssen. Die PISA-Studie habe dazu geführt, dass Aus- und Weiterbildung heute auch "außerhalb von Expertenzirkeln und Elternabenden" wieder eine Rolle spielten. (anw)