IBM geht aggressiv in den Markt für Portal-Software
Laut IBM steht der Portal-Markt vor einer Konsolidierung; kleine Unternehmen könnten sich nicht die nötigen Investitionen für die Entwicklung aufwendiger Portalsysteme leisten.
In einer Telefonkonferenz konkretisierte Larry Bowden, Vice President e-Portal Solutions, IBMs Portal-Strategie. Bereits zur IBM Solutions 2001 in San Francisco wurde bekannt, dass Lotus K-station in einer gemeinsamen IBM-Lösung für Internet- und Intranet-Portale aufgehen werde. In Zukunft wird es nur noch eine Portal-Lösung geben,die wie erwartet unter dem Namen Websphere Portal Server firmiert. Dieses Portal wird in drei Ausbaustufen angeboten: Enable, Extend und Enterprise.
Websphere Portal Enable Solution ist als Einstiegslösung gedacht, die die Basisfunktionen eines Portals bereitstellt. Hierzu werden Funktionen aus den Produkten K-station und Websphere User Experience übernommen. Bereits die Einstiegsversion verfügt über alle Portlets. IBM lizenziert zudem von SAP Portals den iViewServer, um den Zugriff auf Systeme von SAP, Siebel und Peoplesoft zu ermöglichen.
Websphere Portal Extend Solution enthält zusätzlich Funktionen aus den Messaging- und Conferencing-Paketen Lotus Sametime und Quickplace. Bowden meinte, dass derzeit 60 Prozent der Portal-Lösungen im Bereich "B2E" (Business-to-Employee) geplant seien. Gerade dort seien diese Community-Funktionen wie Teamrooms und Diskussionsforen entscheidend.
Websphere Portal Enterprise Solution schließlich enthält weitere Funktionen aus diesem Bereich, etwa Online-Meetings sowie ein Content-Management-System. Auf Anfrage teilte Bowden mit, es handle sich dabei um IBMs eigenen Content-Manager und nicht um Aptrix von Presence Online.
IBM ist der Ansicht, dass der Portal-Markt vor einer Konsolidierung steht; kleine Unternehmen mit gerade einmal 200 Mitarbeitern könnten sich nicht die nötigen Investitionen für die Entwicklung aufwendiger Portalsysteme leisten. Laut Bowden sei es unbedingt erforderlich, dass Portalsysteme auf Applikationsserver aufsetzen. Hier spielt er auf die Verzahnung mit IBMs Websphere Appication Server an. Dennoch sind damit nicht gleich alle kleineren Konkurrenten aus dem Feld. Epicentric etwa bietet ein Portal-Framework an, das auf verschiedensten Application-Servern läuft, neben Weblogic von BEA Systems unter anderem auch Tomcat oder eben IBM Websphere.
Bei den großen Enterprise-Portalen kann nur mitspielen, wer über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügt. Das sieht man bereits an den Lizenzkosten. So verlangt IBM für die einfachste Lösung Enable 55.000 US-Dollar als Einstiegspreis – pro Prozessor wohlgemerkt. Bei Extend sind es dann 95.000 US-Dollar und Enterprise gibt es nur in einer 4-Prozessor-Version für 580.000 US-Dollar. Dazu kommen dann noch Aufwendungen für Hardware und die Projektkosten. Auf die Frage, wie lange man brauche, um aus dem Stand ein Portal hinzustellen, verwies Bowden auf die derzeit branchenüblichen Realisierungszeiträume: Drei Wochen für ein "Proof of Concept" und etwa vier bis sechs Monate für eine Produktionsumgebung. (Volker Weber) / (jk)