IBM oder HP: Wer ist die Nummer 1 bei Servern?

Sowohl HP als auch IBM legen Zahlen von Marktforschern vor, die jeweils ihre führende Position im weltweiten Server-Markt belegen sollen.

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Gute Stimmung bei IBM: Schon am Mittwoch rühmte sich der Konzern, im zweiten Quartal 2005 Welt-Marktführer im Bereich der Server zu sein, und zwar mit knapp 3,7 Milliarden US-Dollar Umsatz, also 30,4 Prozent Anteil an diesem 12,15-Milliarden-Dollar Segment. Der Markt-Elefant mit fast 97 Milliarden US-Dollar Umsatz und knapp 320.000 Mitarbeitern im Jahr 2004 ist damit im neunten Quartal nacheinander Marktführer und konnte seinen Umsatz im Vergleich zum zweiten Quartal 2004 um fünf Prozent steigern.

Allerdings stieg IBMs Server-Marktanteil -- gemessen am Umsatz -- zwischen den genannten Vergleichsquartalen nicht, denn Hewlett-Packard konnte sich sehr deutlich verbessern, nämlich mit 12 Prozent Umsatz-Wachstum auf 3,53 Milliarden US-Dollar. Dadurch schrumpfte der Abstand zwischen den Kontrahenten von 3,3 auf 1,4 Prozentpunkte -- HP hatte also 29,4 Prozent Marktanteil. Dritter im Rennen blieb übrigens Sun mit 11,9 Prozent Marktanteil (1,45 Milliarden US-Dollar Umsatz), dicht gefolgt von PC-König Dell (1,34 Milliarden US-Dollar Umsatz/11,1 Prozent Marktanteil). Alle anderen Server-Anbieter zusammen kommen demnach auf nur 17,5 Prozent Marktanteil und müssen sich diese 2,13 Milliarden US-Dollar Umsatz teilen.

Betrachtet man die einzelnen Bereiche der Server-Welt, die Gartner unter anderem in die Bereiche der x86-Architektur (inklusive x86-64 alias x64 alias AMD64 und EM64T), der Unix-Systeme und der Blades aufteilt, so zeigen sich dramatische Unterschiede: HP beispielsweise übertrumpfte im x86-Bereich mit rund 454.000 verkauften Geräten und 2,44 Milliarden US-Dollar Umsatz nicht nur Dell (1,34 Milliarden US-Dollar, 347.000 Stück), sondern ist hier mehr als doppelt so mächtig wie IBM (1,03 Milliarden US-Dollar, 235.500 Stück) und hält 37,6 Prozent Marktanteil. Sun geht mit seinen wenigen AMD64-Systemen zwischen den anderen x86-Anbietern unter, die alle zusammen zwar fast 481.000 Server verkauften (31,7 Prozent Marktanteil nach Stückzahlen), dabei aber offenbar nur recht preiswerte Systeme loswurden -- der Umsatz von 1,67 Milliarden US-Dollar macht nur 25,7 Prozent Marktanteil aus.

Bei den Unix-Systemen konnte sich IBM im Laufe eines Jahres um 5,5 Prozentpunkte auf jetzt 28,1 Prozent verbessern, liegt aber immer noch hinter HP (29,2 Prozent) und Sun (33 Prozent). Bei den sehr teuren Systemen im Wert von mehr als 250.000 US-Dollar jedoch, die etwa ein Viertel des gesamten Server-Umsatzvolumens abdecken, liegt IBM uneinholbar vorne, alleine die zSeries-Systeme brachten knapp mehr als 1 Milliarde US-Dollar ein. Zusammen mit den Geräten der anderen Serien macht hier IBM mit 1,46 Milliarden US-Dollar fast genau doppelt so viel Umsatz wie HP und mehr als das Vierfache des Sun-Umsatzes. Andere Anbieter teurer Server (wie Bull, Cray, Fujitsu, Fujitsu-Siemens, NEC, SGI, Unisys) erreichen in diesem Bereich noch fast 20 Prozent Marktanteil (620 Millionen US-Dollar). Das Geschäft mit den "großen Eisen" schrumpft aber insgesamt (um 13 Prozent, bei IBM um 23 Prozent), nur HP konnte hier um 4 Prozent wachsen -- lag es am Itanium? Auch die Server mit Preisen über 10.000 US-Dollar (fast die Hälfte des Gesamt-Marktes) verkauften sich schlechter (um 3 Prozent), wiederum konnte HP um 4 Prozent gegen den Trend wachsen; allerdings lief die iSeries von IBM mit 10 Prozent Zuwachs noch besser.

Extrem steil zeigt die Wachstumskurve bei den Blade-Servern nach oben, die mittlerweile mit insgesamt fast 120.000 verkauften Geräten für einen Quartals-Umsatz von 419 Millionen US-Dollar gut sind. Hier hat sich IBM mit dem gemeinsam mit Intel entwickelten BladeCenter, das sich auch mit AMD64- und PPC-970-Blades bestücken lässt, über 42 Prozent Marktanteil erarbeitet. Satte 78 Prozent Umsatz-Wachstum haben sich bei den IBM-Blades eingestellt, bei HP waren es immerhin 49 Prozent auf nun 142 Millionen US-Dollar und fast 35.000 Geräte. Der HP-Marktanteil bliebt damit ungefähr konstant, obwohl außer IBM auch Dell stark zulegen konnte, allerdings nur auf 7,5 Prozent Marktanteil. Das Wachstum der beiden Kontrahenten ging stark auf Kosten der anderen, kleineren Anbieter, deren Umsatz um 15 Prozent schrumpfte.

Auch Linux-Server laufen gut, 32 Prozent Umsatzwachstum führen zu einem Marktanteil von mittlerweile 12,5 Prozent -- laut Gartner. Die Linux-Maschinen laufen meistens auf x86-/x64-Hardware, und auch hier hat HP den größten Marktanteil (26,5 Prozent), gefolgt von IBM (19,5) und Dell (18,5 Prozent). 35,4 Prozent aller x86-Linux-Systeme stammen aber von anderen Herstellern. Wie Gartner Systeme erfasst, die ohne Betriebssystem verkauft wurden, bleibt dabei ebenso unklar wie die marktanalytische Behandlung von mit Windows verkauften Servern, auf denen später Linux installiert wird. Gartner zählt außerdem nur solche Systeme als Server, die von den Herstellern als Server verkauft wurden -- gewöhnliche Desktop-PCs, die als Server schuften müssen, bleiben außen vor. Grundsätzlich ist bei den kommerziellen Servern aber Windows das bei weitem dominierende Betriebssystem -- vor allem, weil weitaus mehr x86-Server als andere Systeme verkauft werden. Die Zahl der Server, die mit einem x64-Windows produktiv laufen, dürfte wiederum noch sehr klein sein.

HP hat nun noch IDC-Zahlen nachgereicht, wonach das Unternehmen Marktführer bei den x86-64-Servern (Opteron und Xeon) und vor allem der wichtigste Opteron-Server-Lieferant ist: Der HP-Marktanteil liegt hier sowohl nach Stückzahlen als auch nach Umsatz doppelt so hoch wie beim nächsten Konkurrenten.

Doch HP (2004: 151.000 Mitarbeiter und 80 Milliarden US-Dollar Umsatz) hat nicht nur zu AMD beste Beziehungen, sondern ist auch der wichtigste Itanium-Anbieter: 86 Prozent Wachstum waren bei den Itaniums zu verzeichnen. Im Unix-Segment hat HP laut IDC die Führungsposition im Preisbereich zwischen 25.000 und 500.000 US-Dollar pro System und konnte auch im darüber liegenden Sektor zulegen. Vor allem aber verkauft HP nach Stückzahlen weltweit die meisten Server, und zwar im dreizehnten Quartal nacheinander. (ciw)