ICANN erwartet betriebsames Jahr 2008

Vor der 10-Jahr-Feier sollen neue Top-Level-Domains eingeführt und IPv6 gefördert werden. Außerdem hält die Diskussion um das Ende der staatlichen Kontrolle an.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
  • Johannes Endres

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ruft in einer Mitteilung zu den Plänen für 2008 alle Interessengruppen dazu auf, sich an der Konsultation der US-Verwaltung zur privaten Netzverwaltung zu beteiligen. Im Konsultationstext bittet die National Telecommunications and Information Administration (NTIA) um Stellungnahmen dazu, inwieweit ICANN ausreichend für Sicherheit und Stabilität von IP-Adressen und Domainnamen und dem darunter liegenden System der Rootserver gesorgt hat.

Außerdem will man auch wissen, ob die privaten Netzverwalter transparente Mitentscheidungsverfahren für die Politik rund um das Domain Name System entwickelt und gleichzeitig die Beziehungen zu den technischen Betreibern, etwa den Root Server Betreibern formalisiert und die zu Regierungen verbessert haben. Erst, wenn ICANN die verschiedenen Forderungen erfüllt hat, will die US-Regierung die Organisation aus der staatlichen Aufsicht entlassen.

Der Chef der NTIA, John Kneuer, hatte die Konsultation, die bis zum 15. Februar läuft, beim zweiten Internet Governance Forum in Rio de Janeiro angekündigt. Laut Aussagen eines NTIA-Beamten wurde der Konsultationstext kurz darauf im Federal Register angekündigt. Öffentlich bekannt wurde der Text allerdings erst durch den gestrigen Hinweis des ICANN-Vorsitzenden, Peter Dengate-Thrush. Dengate-Thrush kündigte an, dass die ICANN in Kürze der NTIA eine eigene Stellungnahme zukommen lassen wolle. "Wir arbeiten mit der NTIA zusammen und werden gemeinsam die Rückmeldungen von Seiten der Internetgemeinde analysieren," sagte der Australier laut einer Pressemitteilung.

Experten spekulieren seit nunmehr 10 Jahren, ob die US-Regierung die ICANN tatsächlich – wie angekündigt – vollständig aus ihrer Kontrolle entlassen wird. 2009 läuft das aktuelle Joint Project Agreement aus. Allgemein wird erwartet, dass sich auch eine neue Administration damit schwer tun wird, die Aufsicht über die Rootzone aufzugeben, das Herzstück des DNS.

Bis zur Geburtstagtagsfeier zum 10jährigen Bestehen, die laut Dengate-Thrush beim ICANN-Treffen im November in einem afrikanischen Land stattfinden soll, stehen vor allem zwei Themen auf dem Programm: die Einführung neuer Adresszonen neben .com, .info, .biz und die Förderung von IPv6, wobei letzteres stärker in der Hand der regionalen Internet Registries liegt. Bei der Einführung neuer Adresszonen, für die es gleichzeitig ein endgültiges Standardverfahren geben soll, wird heftig darum debattiert, ob Länderadresszonen in nicht-lateinischen Schriften eine Überholspur bekommen sollten. Länder wie China und Russland fordern eine rasche Einführung von nationalsprachlichen Zonen zusätzlich zu den bestehenden Länderadresszonen (wie .de oder .cn) und haben damit die Besorgnis wach gerufen, sie könnten filterfreundliche Inseln im Internet errichten.

Dengate-Thrush äußert sich in der aktuellen Pressemitteilung nun dahingehend, dass er einen einheitlichen Start für beide Varianten anstrebt. Bewerbungen für neue Adresszonen sollen in der zweiten Jahreshälfte möglich sein. (Monika Ermert)/ (je)