ICANN verwirft "digitales Bogenschießen"

Mit dem Verfahren sollte festgelegt werden, welche Bewerbung für eine neue Top Level Domain wann bearbeitet wird.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) gab bei einer öffentlichen Sitzung ihre Entscheidung bekannt, auf ihr umstrittenes Batching-Verfahren zu verzichten. Das so genannte „digitale Bogenschießen" war Thema heftiger Auseinandersetzungen beim Treffen der privaten Netzverwaltung in Prag.

ICANNs hauptamtliches Büro hatte zuvor das umstrittene Verfahren ausgesetzt. Man habe jetzt entschieden, es nicht wieder aufzunehmen, sagte der Vorsitzende des ICANN-Vorstandsausschusses für die neuen TLDs, Cherine Chalaby. Für rund 20 Prozent der knapp zweitausend Bewerbungen wurde bereits ein virtueller "Schuss" auf ICANNs System abgegeben. Je nach "Treffergenauigkeit" sollten die Bewerber früher oder später ins komplexe Evaluierungsverfahren vorrücken.

Die Entscheidung, dieses Verfahren zu kippen, wurde von vielen Bewerbern begrüßt, allerdings muss die ICANN jetzt neu darüber befinden, wie man den Bewerberstapel abarbeitet. Um die Rootzone nicht zu überlasten sollen nicht mehr als 1000 neue TLDs pro Jahr eingetragen werden. Begrenzende Faktoren sind jedoch eher die administrativen Kapazitäten. Wie man konkret weitermachen will, soll erst später entschieden werden. Man werde in den kommenden Wochen die Ideen der Beteiligten dazu sammeln, so Chalaby.

Die ICANN gab heute auch offiziell bekannt, dass sie in ihrer nicht-öffentlichen Sitzung am vergangenen Samstag den Vertrag für den Betrieb von .com mit VeriSign erneuert hat. Dass die Entscheidung ohne erneute öffentliche Diskussion gefällt wurde, sorgte jedoch erneut für Kritik. Auch wenn der Vertrag in Ordnung sei, sei die Art des Verfahrens „beschämend",sagte Jeff Neumann, der Justiziar der biz-Registry Neustar. ICANN verhalte sich ängstlich und defensiv gegenüber der Community, kritisierte der spanische Anwalt Amadeu Abril i Abril. Dadurch gebe es zu viele schlechte Entscheidungen, das digitale Bogenschießen sei ein Beispiel. (mho)