IDF: Intels nächster Anlauf für UMPCs und mobile Internet-Geräte

Handliche mobile Internet-Geräte mit Intels Plattform Menlow sollen nächstes Jahr in vielfältigen Formaten kommen – auch iPhone-Clones sollen dabei sein..

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Erich Bonnert
  • Dr. Jürgen Rink

Für Intel-CEO Paul Otellini ist die Mobil-Plattform Menlow für Mobile Internet Devices (MID) die wichtigste Produkteinführung seit Jahren. Gemessen an diesem Anspruch waren die Details, die Intel anlässlich der IDF an die Öffentlichkeit gab, eher dürftig, denn in seiner Keynote wiederholte Anand Chandrasekher, Chef der Ultra Mobility Group, im Wesentlichen seine während der Computex im Juni gemachten Aussagen.

Mobile Internet Device (MID): Intels Referenzdesigns für die Plattform Menlow [Klicken für vegrößerte Ansicht]

Menlow-Systeme sollen im ersten Quartal 2008 auf den Markt kommen. In ihnen steckt der zweikernige Silverthorne-Prozessor mit dem Grafik-Chipset Poulsbo, ergänzt durch Wifi- und Wimax-Chipsets auf einem Mini-PCI-Board. Das gesamte Menlow-Board misst 143 × 74 mm. Chandrasekher betonte das energieoptimierte Design, das auch die integrierte Grafik einschließt. Silverthorne und Poulsbo werden mit Intels Fertigungsprozess in 45 nm mit High-k-Materialien produziert. Der Leistungsbedarf werde 10-mal niedriger sein als bei Intels heutigen Mobilchips, prognostizierte der Intel-Manager, blieb aber konkrete Zahlen schuldig.

Mit den Ultra Mobile Devices (UMPCs) hatte Intel 2006 eine Plattform für handliche Mobilgeräte ins Leben gerufen. Doch die daran eingesetzte abgespeckte Notebook-Technik reichte nicht für lange Laufzeiten aus, und bei manchen Geräten musste ein lauter Lüfter die Abwärme aus dem engen Gehäuse pusten. Die Nachfolge-Plattform McCaslin konnte dieses Jahr den ramponierten Ruf der UMPCs nur wenig verbessern. Mit dem dort zum ersten Mal eingesetzten Prozessor A110 (Code-Name Stealey) hat Intel den Stromverbrauch gedrosselt, allerdings auf Kosten der Rechenleistung – die reicht für Windows Vista nicht.

Mit den MIDs geht Intel einen von Microsoft unabhängien Weg und hält sich die Plattform offen. Wichtig ist die Bedienoberfläche, nicht das Betriebssystem, meint Intel und hat dafür das Entwicklerportal Moblin für MIDs aus der Taufe gehoben. Die handlichen Geräte stehen zwischen Smartphones und Subnotebooks und sollen sich fürs mobile Internet besonders gut eignen. An Funktechniken steht dafür WLAN, WiMAX und 3G-Mobilfunk bereit.

Wie komfortabel Mobile Internet auf kleinen Geräten sein kann, hat Apple mit dem iPhone bewiesen. Apples Gerät bezeichnete Chandrasekher als Meilenstein für Geräte, die Kommunikations-, Internet- und Computer-Funktionen zusammenbringen, ohne echte PCs zu sein. Offenbar will er die Euphorie nutzen, um mehr Entwicklungspartner für die eigene Plattform zu gewinnen. Der im Frühjahr formierten MID Innovation Alliance haben sich sieben Firmen angeschlossen. Sechs davon – Asus, Benq, Compal, Elektrobit, Inventec und Quanta – zeigten in San Francisco MID-Prototypen. Nur der chinesische Handy-Spezialist HTC lässt noch auf sich warten.

Intels eigenes MID-Referenzdesign erinnert mit Touch-Display und Bedienführung stark an das iPhone. Linux-Spezialist Canonical zeigte zudem eine Experimentierversion des Ubuntu-Betriebssystems für Menlow-basierte Geräte. Auch Adobe sollte die Lauffähigkeit ihres plattformunabhängigen Laufzeitsystems AIR auf einem MID demonstrieren, allerdings wollte die aufgerufene Anwendung, der Adobe Media Player, nicht starten. So blieb es bei einem Versprechen des Adobe-Managers Al Ramadan, künftig Windows- und Linux-basierte Menlow-Geräte zu unterstützen.

Intel-Designer in Israel arbeiten bereits an einer System-on-Chip-Version für MIDs namens Moorestown, die CPU,Grafik- und Videoprozessoren sowie Speicher-Controller auf einem Baustein integriert. Mit dem integrierten Modul soll der Stromverbrauch im Leerlauf im Vergleich zu Silverthorn nochmals um das Zehnfache fallen. Genauere Angaben zu Moorestown will der Hersteller aber erst nächstes Jahr machen.

David Perlmutter, Leiter der Mobilgruppe, zeigte erstmals ein Montevina-Notebook. Die Ablösung der wenig begeisternden Centrino-Plattform Santa Rosa kommt Mitte nächsten Jahres auf den Markt. Ein Leistungsvergleich mit dem aktuellen Merom-Prozessor im Santa-Rosa-Board in ansonsten baugleichen HP-Notebooks fiel erwartungsgemäss zugunsten des 45-nm-Chips aus. Speziell unter grafiklastigen Arbeitsbedingungen unter Vista spielt die neue Plattform die verbesserte DirectX-10-Unterstützung aus. Obwohl im Vergleich nicht zu sehen, betonte Perlmutter die Größenvorteile von Montevina. Die Platinen sollen 60 Prozent kleiner und um ein Viertel dünner werden.

Zum IDF Fall 2007 siehe auch:

(Erich Bonnert) / (jr)