IDF: Low-Power Itanium 2

Der als "Bratofen" verschrieene Itanium-Prozessor bekommt in diesem Jahr einen kleinen Strom sparenden Bruder, der nur 62 W verbraucht.

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Von
  • Andreas Stiller

Der als "Bratofen" verschrieene Itanium-Prozessor bekommt in diesem Jahr einen kleinen, Strom sparenden Bruder, der nur 62 W verbraucht. Das gab Intels "Server-Guy" Mike Fister auf dem Entwicklerforum bekannt. Deerfield, so sein Codename, wird wie der kommende Itanium 2 (Madison) mit 0,13-µm-Strukturen hergestellt, läuft aber nur mit 1 GHz Takt und bietet 1,5 MByte L2-Cache. Der Madison nimmt demgegenüber bei 1,5 GHz mit 130 Watt mehr als doppelt so viel Leistung auf.

Fürs nächste Jahr ist ein schnellerer Low-Voltage-Itanium geplant. Fister gab in seiner Keynote ferner einen neuen Transaktions-Benchmark-Rekord (tpmC) für Non-Cluster-Systeme mit 32 Prozessoren bekannt: Mit 433.107 lässt das NEC-System Express5800 mit 32 Itanium-2-McKinley-Prozessoren den IBM-Konkurrenten Power4 knapp hinter sich (427.760) und muss sich in dieser Liga der Non-Cluster-Systeme nur einem Fujitsu-SPARC-System mit viermal so vielen Prozessoren geschlagen geben. Außerdem liegt das NEC-System im Preis/Leistungs-Wert mit 12,98 Dollar deutlich unter dem IBM-Konkurrenten (17,75 Dollar). Stolz zeigte Fister, wie der Itanium 2 in einer Vielzahl traditioneller Serverbenchmarks die versammelten RISC-Konkurrenten outperformt, darunter auch SPECfp_base 2000. Dass allerdings bei der Peak-Angabe des SPECfp-Benchmarks der neueste Alpha EV78 im HP Alphaserver GS1280 mit 1482 gegenüber 1431 vorne liegt, vergaß er zu erwähnen.

Unterdessen spekulieren Branchen-Insider über den Einsatz von 64-Bit-Prozessoren in Desktops. Bekanntlich will AMD den Server-Prozessor Opteron mit x86-64-Architektur im April vorstellen und dessen abgespeckte Desktop-Version Athlon 64 im September. IBMs PowerPC 970 könnte ebenfalls Ende des Jahres in Desktop-Rechnern auftauchen -- Apple gilt hier als heißer Kandidat. Laut dem US-Online-Dienst News.com soll Intel-Fellow Richard Wirt gesagt haben, Intel "könne hypothetisch" auch spezielle Low-Power-Versionen des Itanium für den Desktop-Einsatz verkaufen. Voraussetzung sei aber, dass der Prozessor mit Microsoft Windows besser zurechtkomme. Er ließ offen, ob dies durch eine Beschleunigung der 32-Bit-Rechenwerke des Itanium oder durch eine bessere Anpassung des Windows-Codes und der Applikationen an die EPIC-Architektur des Itaniums geschehen könne.

Ein wesentlicher Vorteil von 64-Bit-Prozessoren ist deren Fähigkeit, mehr als 4 GByte Speicher adressieren zu können. In den nächsten ein oder zwei Jahren dürfte der Preis für 4 GByte RAM aber noch deutlich über dem durchschnittlichen Verkaufspreis üblicher Desktop-Rechner liegen, sodass diese Funktion alleine keinen großen Marktanteil verspricht. Auch fehlen bisher massenwirksame Windows-Applikationen, die von so viel Speicher profitieren würden -- ein Henne-und-Ei-Problem, gewissermaßen. AMD betont deshalb, dass auch die 32-Bit-Rechenleistung ihrer kommenden x86-64-Prozessoren höher sei als die der bisherigen Athlons. So soll es auch beim IBM PowerPC 970 sein.

Auch bei 32-Bit-Prozessoren ließe sich die Adressierung großer Hauptspeicher verbessern; Intel soll bereits mögliche Hardware-Pfade zu einer 40-Bit-Adressierung aufgezeigt haben. Dafür fehlt allerdings bisher ebenfalls die Unterstützung im 32-Bit-Windows. Auch die kommende erste Generation der x86-64-Prozessoren von AMD beherrscht, ebenso wie der bisherige HyperTransport-Standard, "nur" eine 40-Bit-Adressierung. (as/ct) (ciw)