IG Metall will Infineon-Umzug verhindern

"Dass sich so eine Firma einfach aus dem Staub machen will, ist für mich völlig unverständlich", sagte Wolfgang Müller, für die IG Metall im Infineon-Aufsichtsrat.

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  • dpa

Die IG Metall will sich mit allen Mitteln gegen die Umzugspläne des Halbleiter-Konzerns Infineon wehren. "Dass sich so eine Firma einfach aus dem Staub machen will, ist für mich völlig unverständlich", sagte Wolfgang Müller, für die IG Metall im Infineon-Aufsichtsrat, der dpa in München. Infineon habe über Jahrzehnte von staatlichen Hilfen profitiert. "Auf der anderen Seite ist die Firma nicht gerade als Steuerzahler berühmt."

Der Infineon-Aufsichtsrat diskutierte am Montagnachmittag einen möglichen Umzug. Im Gespräch ist derzeit vor allem ein Wechsel in die Schweiz, um Steuern zu sparen. Konzernchef Ulrich Schumacher will am 29. April auf einer Pressekonferenz zu dem Thema und anderen strategischen Fragen Stellung nehmen. In Frage kommt für Schumacher auch eine Verlagerung der Konzernzentrale nach Singapur oder in die USA. Der Aufsichtsrat sollte sich entscheiden, ob es Sinn macht, einen Standort genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein Infineon-Sprecher betonte am Montag, damit werde noch nicht für oder gegen einen Umzug entschieden. Man sei noch in der Prüfphase. Gegen Ende des Geschäftsjahres im Herbst könne das Thema dann möglicherweise noch einmal in den Aufsichtsrat kommen.

Laut Unternehmenskreisen favorisiert Schumacher derzeit die Schweiz. Hier sei ein Umzug einfacher zu bewerkstelligen. Zudem gebe es weniger Sprachprobleme. Von einem Umzug wären etwa 150 bis 200 Mitarbeiter in der zentralen Verwaltung betroffen. Erstmals würde sich ein Unternehmen freiwillig für einen Rückzug aus dem Deutschen Aktienindex DAX entscheiden. Dieser Faktor werde bei der Prüfung der Auswirkungen berücksichtigt, sagte der Firmensprecher.

Die IG Metall verwies darauf, dass der damalige Halbleiter-Bereich von Siemens schon in den 60er und 70er Jahren staatliche Unterstützung erhalten habe. Auch beim Bau des modernen Werks in Dresden gab es öffentliche Hilfe. In den vergangenen Jahren habe Infineon wegen seiner hohen Verluste zudem nur wenig Steuern bezahlt, sagte Müller. Die Steuerbelastung in Deutschland sei in Wahrheit nicht so hoch, wie von Schumacher immer wieder behauptet. "Warum gehen die nicht nach Bagdad, da ist es derzeit auch günstig", sagte das Aufsichtsratsmitglied unmittelbar vor der Sitzung. (dpa) / (jk)