ILO-Studie: KI wird Jobs eher ergänzen als vernichten

KI wird wahrscheinlich die meisten Arbeitsplätze nicht vernichten, sondern ergänzen. Aber Büroangestellte und damit Frauen sind laut ILO besonders gefährdet.

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(Bild: Yakobchuk Viacheslav / Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch
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Generative künstliche Intelligenz (KI) wird Arbeitsplätze eher ergänzen als vernichten, indem sie einige Aufgaben automatisiert, anstatt eine Tätigkeit vollständig zu übernehmen. So das Fazit einer am Montag veröffentlichten Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die sich für soziale Gerechtigkeit sowie die Förderung von Arbeitsrechten einsetzt.

Die auf Englisch erschienene Studie mit dem frei übersetzten Titel "Generative KI und Arbeitsplätze: Eine globale Analyse der potenziellen Auswirkungen auf Quantität und Qualität von Arbeitsplätzen" (PDF) legt nahe, dass die meisten Arbeitsplätze und Branchen nur teilweise von der Automatisierung betroffen sein werden und durch die jüngste Welle der generativen KI, wie ChatGPT, eher ergänzt als ersetzt werden. Die größte Auswirkung des Einsatzes von KI dürfte daher nicht die Vernichtung von Arbeitsplätzen sein, sondern vielmehr die potenziellen Veränderungen in der Qualität der Arbeitsplätze, insbesondere in Bezug auf Arbeitsintensität und Autonomie, legt die Studie nahe.

Die Studie warnt jedoch vor stark geschlechterspezifischen Auswirkungen, "wobei der Anteil der Frauen an der Beschäftigung, der potenziell von der Automatisierung betroffen ist, mehr als doppelt so hoch ist", heißt es. Demnach unterscheiden sich die potenziellen Auswirkungen der generativen KI für Männer und Frauen deutlich.

Der wahrscheinlich am stärksten vom Einsatz generativer KI betroffene Bereich ist die Büroarbeit, bei der etwa ein Viertel der Aufgaben in hohem Maße einer potenziellen Automatisierung ausgesetzt ist, so die Studie. Das wiederum könnte sich auch auf die Beschäftigung von Frauen auswirken, da Frauen in diesem Sektor überrepräsentiert sind, insbesondere in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen. Die meisten anderen Berufe, wie Manager, Fachkräfte und Techniker, sind der Studie zufolge nur in geringem Maße gefährdet.

Die weltweit durchgeführte Studie dokumentiert bemerkenswerte Unterschiede in den Auswirkungen auf Länder mit unterschiedlichem Entwicklungsstand, "die mit den derzeitigen Wirtschaftsstrukturen und dem bestehenden technologischen Rückstand zusammenhängen". Sie kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass 5,5 Prozent der Gesamtbeschäftigung in Ländern mit hohem Einkommen potenziell von den automatisierenden Auswirkungen der Technologie betroffen sind, während in Ländern mit niedrigem Einkommen das Risiko der Automatisierung nur etwa 0,4 Prozent der Beschäftigung betrifft. Gleichzeitig könne die "Welle des technologischen Wandels mit den richtigen politischen Maßnahmen den Entwicklungsländern erhebliche Vorteile” bringen.

Dennoch warnt der ILO-Bericht, dass die Auswirkungen der generativen KI auf die betroffenen Arbeitnehmer immer noch "brutal" sein könnten. "Daher sollte unsere Studie für die politischen Entscheidungsträger nicht als beruhigende Stimme verstanden werden, sondern vielmehr als Aufruf, die Politik zu nutzen, um den bevorstehenden technologischen Wandel zu bewältigen", heißt es.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die sozioökonomischen Auswirkungen der generativen KI weitgehend davon abhängen werden, wie ihre Verbreitung gesteuert wird. Es wird dafür plädiert, eine Politik zu entwickeln, die "einen geordneten, fairen und konsultativen Übergang" unterstützt und "die Mitsprache der Arbeitnehmer, Qualifizierungsmaßnahmen und einen angemessenen sozialen Schutz" sicherstellt.

Die wahrscheinlichen Auswirkungen auf die Qualität der Arbeitsplätze werden von größerer Bedeutung sein als die quantitativen Auswirkungen, "und zwar sowohl in Bezug auf die neuen Arbeitsplätze, die durch die Technologie geschaffen werden, als auch in Bezug auf die potenziellen Auswirkungen auf die Arbeitsintensität und Autonomie, wenn die Technologie in den Arbeitsplatz integriert wird". Aus diesem Grund betonen die Verfasser der Studie "die Notwendigkeit des sozialen Dialogs und der Regulierung, um die Qualität der Beschäftigung zu fördern".

(akn)