IPv4-Adresspool leert sich rasch

Während der Pool an freien IPv4-Adressen voraussichtlich bereits im Frühjahr 2011 zur Neige geht, beschleunigt sich die Vergabe von IPv6-Adressblöcken merklich. Trotz dieser Zuwächse bei IPv6 ist Europas Adressverwaltung RIPE NCC damit aber noch unzufrieden.

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Von
  • Monika Ermert

Auf der Basis neuester Zahlen rechnen die IP-Adressverwalter damit, dass die letzten IPv4-Adressen bereits im kommenden Jahr vergeben werden. Das teilten die regionalen IP-Adressverwalter (RIRs) der Öffentlichkeit mit, um wieder einmal für die notwendigen Vorbereitungen für die neuen IPv6-Adressen zu werben. Der von der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) verwaltete Topf von Adressen ist (Stand: 18. 10. 2010) auf 12 /8-Blöcke (rund 200 Mio. Adressen) zusammengeschrumpft. So viele Adressen haben die fünf Adressverwaltungen in den vergangenen 9 Monaten an ihre Kunden ausgegeben.

Sobald nur noch fünf /8-Blöcke vorhanden sind, erhält jede regionale Adressverwaltung noch einmal einen Block. Nach Bedarf werden also tatsächlich nur noch 7 Blöcke vergeben. Beim für Europa zuständigen RIPE NCC rechnet man damit, noch einmal eine Zuteilung von zwei Blöcken aus dem Topf zu erhalten. "Es kann am Ende ganz schnell gehen," sagte RIPE-NCC-Geschäftsführer Axel Pawlik gegenüber heise online auf die Frage, wann der letzte Block von IANA vergeben wird. Pawlik hält es durchaus für möglich, dass schon beim Frühjahrstreffen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) gemeldet wird, dass IANAs Topf leer ist – das wäre schon im März 2011.

Erfreulicherweise sehe man derzeit zwar noch nicht den befürchteten Run, sagte Pawlik. In den USA sei im laufenden Jahr die Nachfrage nach IPv4-Adressen gleich geblieben. Trotzdem beobachteten sich die fünf regionalen Adressverwaltungen gegenseitig und warteten, wer wann den nächsten Block beantrage.

"Wir stehen auf der Schwelle zur Zukunft des Internets", ermuntert Pawlik seine Kundschaft. Wer jetzt noch keine Pläne für IPv6 gemacht habe, könnte im nächsten Jahr Probleme bekommen, insbesondere dann, wenn er selbst Bedarf für neue Adressen habe. Eine ganze Reihe von Providern und Unternehmen hat inzwischen reagiert, wie die Zuwachszahlen für IPv6 im laufenden Jahr nahelegen. Die fünf RIRs rechnen für 2010 mit insgesamt 2000 IPv6-Anträgen, das sind 70 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Die Nachfrage nach IPv4-Adressen wuchs demgegenüber nur um 8 Prozent. Zufrieden ist Pawlik damit aber noch nicht. "Wir haben 7000 Mitglieder", sagt er, "da könnten es schon noch mehr als 2000 Zuteilungen sein."

Mehr Werbung für den Umstieg auf IPv6 hat sich auch die Internationale Fernmeldeunion (ITU) vorgenommen, die bei ihrer laufenden Vollversammlung Plenipotentiary Converence 2010 eine eigene Resolution zu IPv6 diskutiert. Gemeinsam mit den RIRs will man über IPv6 aufklären und besonders den Entwicklungsländern beim Start beratend zur Seite stehen. Unterstützung bei solchen Werbungs- und Fortbildungsmaßnahmen ist den RIRs durchaus willkommen.

Allerdings gehen einzelne Vorstellungen im aktuellen ITU-Vorschlag darüber hinaus. Unter anderem heißt es im vorgeschlagenen Auftrag für den Direktor des ITU Büros für Telekommunikationsstandards, er solle auch mögliche "Fehler der Zuteilungsmechanismen" überwachen und mögliche Veränderungen der Zuteilungspolitik bei den RIRs vorschlagen. Die ITU hatte ursprünglich sogar damit geliebäugelt, selbst IPv6-Adressvergabestelle zu werden, war damit aber am Widerstand zahlreicher Regierungen gescheitert. (rek)