ISS: Beschädigte russische Frachtkapsel über Pazifik verglüht

Nachdem ein zweites Kühlmittelleck an der ISS für Verzögerungen gesorgt hat, soll das unbemannte Sojus-Raumschiff am Freitag starten.

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An der ISS sind aktuell vier Raumschiffe angedockt, darunter die beschädigte kapsel Sojus MS-22

(Bild: NASA)

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Das russische Frachtraumschiff, an dem vor ein paar Tagen ein Kühlmittelleck gefunden worden war, hat am Wochenende mit Verspätung die Internationale Raumstation (ISS) verlassen und ist über dem Südpazifik weitgehend verglüht. Das teilten übereinstimmend die US-Weltraumagentur NASA und ihr russisches Pendant mit. Die Rückkehr zur Erde war vorher noch um 24 Stunden verschoben worden, um der Analyse des Lecks mehr Zeit einzuräumen. Was dabei herausgekommen ist, ist unbekannt – bislang wurde kein Foto der beschädigten Stelle publik. ArsTechnica spekuliert über einen Produktionsfehler und verweist auf die problembehaftete russische Raumfahrtindustrie. Die bereitet sich derweil auf den Start des Ersatzraumschiffs vor, das Ende der Woche unbemannt zur ISS starten soll.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte ein Sprecher von Roskosmos, dass die Sojus-Raumkapsel MS-23 jetzt am Freitag gestartet werden soll. Anders als ursprünglich vorgesehen, soll sie ohne Crew zur ISS fliegen, wo die russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie ihr NASA-Kollege Frank Rubio warten. An deren Sojus-Raumkapsel MS-22 war im Dezember ein "signifikantes Leck" aufgetreten, durch das sie irreparabel beschädigt ist. Sie sollen mit dem Ersatzraumschiff zur Erde zurückgehen, noch ist aber unklar, wann. Für den Fall, dass bis zur Ankunft von MS-23 ein Notfall auf der ISS auftritt, wurde Rubios Sitz in die ebenfalls angedockte SpaceX-Kapsel umgebaut. Prokopjew und Petelin würden dann zu zweit in die MS-22 einsteigen. Da deren Kühlung kaputt ist, hilft jede entfernte Wärmequelle.

Das Leck an dem Progress-Frachtraumschiff war erst vor wenigen Tagen entdeckt worden. Dort war ein Druckabfall im Kühlsystem festgestellt worden. Weil die Verbindung zur Raumstation aber offen war, blieben Druck und die Temperaturen dort normal. Die Crew wurde informiert, für sie habe keine Gefahr bestanden. Vor dem Abschied von der ISS sollte die beschädigte Stelle von außen mit einer Kamera an einem Roboterarm begutachtet werden. Nachdem der Schaden an dem Sojus-Raumschiff wohl auf einen Mikrometeoriten zurückgeht, war in Russland spekuliert worden, dass auch das neue Leck auf solch einen Einschlag zurückzuführen ist. Die Wahrscheinlichkeit zweier solcher Ereignisse innerhalb weniger Wochen ist gering. Gleichzeitig gibt es immer wieder Probleme mit russischer Weltraumtechnik. Ohne weitere Informationen lässt sich über die Ursache aber nur spekulieren, die nicht verglühten Reste des Raumschiffs liegen inzwischen am Grund des Pazifiks.

(mho)