IT-Ausfall bei Metro: Filialbetrieb weiter eingeschränkt

Seit Wochenanfang sind wichtige IT-Systeme der Metro AG ausgefallen, ein Cyber-Angriff beeinträchtigt den Filialbetrieb erheblich. Nun drohen leere Regale.

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Metro AG

(Bild: Heise)

Lesezeit: 3 Min.

"Wir können nicht mal prüfen, ob die Kasse stimmt!" Auch sechs Tage nach dem Angriff auf die IT des Großhändlers Metro AG leiden Personal und Kunden, anders als von der Metro AG zunächst eingeräumt, weiter unter erheblichen Betriebseinschränkungen. Das beginnt am Eingang: Normalerweise öffnet die Kundenkarte die Türen zum Großmarkt, doch die Karten-Terminals sind auch am Samstag noch außer Betrieb. Seit dem Ausfall der Server-Anbindung am Montag (17.10.) überprüfen Mitarbeiter von Hand, ob die Karten gültig sind, bevor sie die Absperrung öffnen. Ein Vorgang, der sonst nur Sekunden beansprucht, dauert nun Minuten – die Schlange der Gewerbekunden reicht am Samstag bis auf den Parkplatz.

Wie die Metro AG auf Nachfrage von heise online bestätigte und später auch auf ihrer eigenen Homepage veröffentlichte, ist ein Cyberangriff Ursache des "teilweisen Ausfall[s] der IT-Infrastruktur bei mehreren technischen Diensten". Nähere Angaben zu Art oder Urheber des Angriffs macht das Unternehmen derzeit nicht.

Dass die Zugangs-Terminals außer Betrieb sind, ist nur die Spitze des Eisbergs. Nach Darstellung von Mitarbeitern sind die Filialen weltweit von den externen Servern abgetrennt. Auch die Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen innerhalb der Filialen ist gestört. Wer zum Beispiel Leergut zurückgibt und die Gutschrift über das Pfand erhält, kann diese nicht einlösen, weil die Kassen nicht an die Daten der Gutschrift aus der Leergutabteilung herankommen – und der dafür zuständige Server ausgefallen sei. Die Daten würden derzeit nur lokal gespeichert, erklären die Mitarbeiter im Gespräch mit Kunden.

Das betrifft auch die Lagerhaltung: Da die an den Kassen erfassten Waren derzeit nicht aus den Lagerbeständen ausgebucht würden, hätte man auch keinen Überblick über den aktuellen Warenbestand – die Zahlen seien noch die gleichen wie am Wochenanfang. "So können wir auch nichts nachbestellen", das Verlade-Terminal auf der Rückseite der Filiale ist dementsprechend verwaist. Man könne nur das verkaufen, was derzeit noch auf Lager sei, es drohten leere Regale.

Die LCD-Preisschilder an den Regalen des Großmarkts sind ebenfalls vom Ausfall der IT-Infrastruktur betroffen, die Preise sind förmlich in Kristall gemeißelt. Preisänderungen seien seit Montag nicht mehr möglich, Aktionsware, deren Preis am Donnerstag gesenkt wurde, nunmehr falsch ausgezeichnet. Die Kunden erkennen nur noch an einem Pappschildchen, dass es sich um ein Sonderangebot handelt – den tatsächlichen Preis erfahren sie erst an der Kasse.

Ohne die Rückmeldung der Kassensysteme an die Buchhaltung sei es auch nicht mehr möglich, Rechnungsbeträge wie sonst üblich per Lastschrift abbuchen zu lassen: Es könne nicht mehr festgestellt werden, ob ein Kunde bereits seinen Kreditrahmen ausgeschöpft habe oder nicht. Man muss stattdessen in bar, mit Kredit- oder Girokarte bezahlen – die Zahlungsterminals an den Kassen sind weiterhin online. Ob die Kasse stimmt oder Geld fehlt, könne man derzeit ebenfalls nicht überprüfen.

Wann sich die Lage bei den Metro-Filialen wieder normalisiert, sei noch nicht abzusehen, man hoffe auf "kommende Woche". Allerdings beginne für die Mitarbeiter dann erst die eigentliche Arbeit: Alle lokal, zum Teil auf Papier erfassten Vorgänge müssten dann erst an die Server übermittelt werden, und das werde einige Zeit erfordern.

(mid)