IT-Berater: Genau zuhören und verständlich reden

Was macht eigentlich ein IT-Consultant und was muss er können, um seine Arbeit gut zu machen?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 86 Kommentare lesen

(Bild: ASDF_MEDIA/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Peter Ilg
Inhaltsverzeichnis

Marc Kimpel ist erst 31 Jahre, hat aber schon über zehn Jahre Berufserfahrung als IT-Consultant. Schon in der Ausbildung zum Fachinformatiker war er in Projekten bei Kunden und "dort ist jeder Projektmitarbeiter Berater, weil Kunden immer Fragen haben", sagt Kimpel. Beratung macht ihm Spaß, deshalb ist er nach Abschluss seiner Ausbildung IT-Consultant bei seinem Arbeitgeber geworden. Was ganz einfach klingt, wird tausendfach in der IT-Branche praktiziert: wer die Technik versteht und gut reden kann, wird Berater. So einfach ist das – obwohl der Job zu den wichtigsten in IT-Unternehmen gehört.

heise jobs – der IT-Stellenmarkt

Zu Arbeitsplätzen und Stellenangeboten in der IT-Branche siehe auch den Stellenmarkt auf heise online:

Kimpel arbeitet bei Consol, einem familiengeführten Unternehmen mit Zentrale in München, mit mehreren Niederlassungen auch im Ausland und insgesamt rund 280 Mitarbeitern. Die Firma hat drei Geschäftsbereiche, einer davon ist die eigene Softwarelösung: ein Enterprise Prozessmanagement-System, das der Digitalisierung und Steuerung von Geschäftsprozessen dient. In dieser Einheit hat Consol 42 Mitarbeiter, zwölf davon sind IT-Consultants, Kimpel ist einer davon.

In einem aktuellen Projekt geht es um ein Helpdesk-System. Um die Anfrage des Kunden hat sich zuerst der Vertrieb gekümmert, als es um technische Fragen ging, kam Kimpel mit dazu. "Ich höre mir die Anforderungen des Kunden ganz genau an und kläre ab, ob wir sie abdecken können und falls ja, wie." Als Berater muss er das Problem des Kunden rasch verstehen, auch welches Ziel erreicht werden soll.

Beratung ist ein durchgängiger Prozess während eines Projekts, in der die Spezifikation der Lösung den höchsten Beratungsbedarf hat. Beim Help-Desk-Projekt gilt es, Fragen zu klären wie: Wer soll bei welchem Ereignis wie benachrichtigt werden oder innerhalb welcher Zeitspanne muss der Benachrichtigte reagieren?

"Der Knackpunkt in der Beratung ist, dass die Kunden oft nicht wissen, was sie wollen und ihnen die eigenen Prozesse nicht bekannt sind", sagt Kimpel. Ein zweites Problem: Am Tisch sitzen meist zwei Mitarbeiter des Kunden, der IT-Leiter und der Abteilungsleiter, in dem das System genutzt werden soll. Der eine kennt sich mit der Technik aus, der andere hat ein organisatorisches Problem.

"Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist die Transferleistung, damit sich alle am Tisch verstehen", sagt Kimpel. Als Berater ist er dafür verantwortlich, dass eine Lösung so funktioniert, wie sie empfohlen wurde. "Wenn das nicht klappt, ist man der Buhmann", sagt Kimpel. Wenn es aber klappt und der Kunde sich im Projekt einbringt, spürt er, alles richtig gemacht zu haben. Das ist seine Bestätigung für gute Arbeit.

Die Beratung hat Kimpel durch Training on the Job bei seinem Arbeitgeber gelernt. "Wir haben für Berufsanfänger im IT-Consulting ein Mentoringprogramm", sagt Kai Hinke, der Vorgesetzte von Kimpel und Leiter des Geschäftsbereichs. Die jungen IT-Berater lernen von Senior Consultants in Projekten, führen eigene Testprojekte durch und erst wenn sie in der Beratung fit sind, übernehmen sie reale Projekte.

Ein kompetenter Berater ist für Hinke jemand, der nicht blind geforderte Anforderungen übersetzt, sondern mit seiner Lösung Prozesse optimiert und automatisiert. "Sie brauchen technisches und methodisches Wissen, sollten empathisch und stark in der Kommunikation sein", sagt Hinke. Viel Reisen, so wie früher, müssen Berater heute nicht mehr, denn das meiste wird am Telefon oder in Videokonferenzen geklärt, auch in normalen Zeiten, ohne Corona.

Marc Kimpel könnte einen IHK-Abschluss zum geprüften IT-Berater machen, denn eine abgeschlossene Ausbildung in einem IT-Beruf ist dafür Voraussetzung. Operative Professionals heißt diese öffentlich-rechtliche Fortbildung, die auf eine mittlere Führungsposition vorbereitet. Vier gibt es davon für IT: Systems-, Business- und Marketing-Manager sowie IT Business Consultant. Alle vier Fortbildungen zusammen haben im vergangenen Jahr in Deutschland rund 650 Teilnehmer besucht, die meisten davon zum IT Business-Manager und nur 80 zum Consultant.

"Wir hatten bei der IHK-Stuttgart nur einen Teilnehmer im vergangenen Jahr", sagt Claudius Audick, Referatsleiter Berufliche Fortbildung. Das Weiterbildungsprofil sei gut, die Möglichkeit aber weitgehend ungekannt. Deshalb wohl so wenig Interessenten. Die Qualifizierung dauert je nach Anbieter zwischen einem halben und einem Jahr, wird berufsbegleitend gemacht und kostet rund 5.500 Euro.

Studiengänge mit dem Schwerpunkt IT-Consulting gibt es nicht einmal eine Handvoll in Deutschland. "Das liegt daran, weil in der IT technische Kompetenzen für die wichtigsten gehalten werden und Instrumente für die Beratung als unnötig gelten, schließlich sage ja der Kunde, was er will", so Professor Martin Selchert. Er ist Leiter des Studiengangs Master of Science in Wirtschaftsinformatik, mit den Schwerpunkten Data Science und Consulting an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen. Das Beratungs-Business kennt Selchert genau: vor seiner aktuellen Tätigkeit war er sieben Jahre Consultant bei McKinsey in der Strategieberatung für IT-Unternehmen.

"Dass der Kunde tatsächlich weiß, was er will, ist ein Trugschluss", sagt Selchert. Wenn Berater aber davon ausgehen, entstehen unrealistische Ziele, und deshalb Frust auf beiden Seiten. Kompetente Beratung bewahrt davor.

Die kompetente Beratung lernen die Studierenden in diesem Studiengang. Der Ansatz: Consulting ist kein Beruf, sondern eine Arbeitsweise. Die Strategie: das Problem strategisch und in allen Ebenen von Zielen, Organisation, Menschen und IT verstehen. Dafür braucht es Methoden und Techniken, die diese Fähigkeiten schulen. Die Lösung: Design Thinking dient dazu, eine Geschäftsidee zu entwickeln. Mit Methoden des Business Model Development wird daraus Mehrwert. Dann folgen Modellierung und Programmierung. Change-Management stellt sicher, dass die Systemlösungen für die Anwender wertvoll sind.

Nach Auskunft der Vergütungsplattform gehalt.de verdient ein IT-Berater mit drei Jahren Berufserfahrung rund 52.500 Euro im Jahr. Das sind sogar einige hundert Euro mehr, als die vielfach gesuchten und hochbezahlen IT-Security-Spezialisten.

(olb)