IT-Dienstleister Atos dementiert geleaktes Memo: Keine weiteren Standortschließungen

Mitte März wurde bekannt, dass der IT-Dienstleister Atos einen Standort in Frankfurt schließen will. Ein nun geleaktes, mutmaßlich internes Memo lässt weitere drastische Einschnitte vermuten. Atos wiegelt allerdings ab.

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Der IT-Dienstleister Atos bleibt dabei, dass in Deutschland lediglich der Standort Frankfurt-Hahnstraße geschlossen werden soll. Ein am Dienstag auf der gewerkschaftsnahen Website Labournet lanciertes, mutmaßlich internes Memorandum legt hingegen nahe, dass die Schließung nur der Vorbote weiterer Einschnitte sei.

Glaubt man geleakten Dokumenten, könnte Atos ortsunabhängige Leistungen bald in "Low Cost Compentence Centern" konzentrieren.

(Bild: dpa, Patrick Pleul/Archiv)

Atos wollte auf Nachfrage von heise online das Dokument nicht weiter kommentieren und die Echtheit weder bestätigen noch verneinen. Es bestehe keine Gefahr für andere Standorte, betonte die Unternehmenssprecherin. Ein Sprecher der IG-Metall erklärte, er gehe davon aus, dass es sich bis auf entfernte Zahlenangaben um ein Originaldokument handele.

Das Memorandum behandelt neben der bereits bekannten, mit "Überkapazitäten" und auslaufenden Verträgen ausführlich begründeten Schließung in Frankfurt auch die Gesamtsituation des Unternehmens in Deutschland. Demnach müsse sich die "Standortpolitik veränderten Gegebenheiten anpassen" – unter anderen ist von "struktureller Unterauslastung" in den vergangenen vier Quartalen die Rede, die es nötig mache, sich auf wichtige Zentren zu konzentrieren. Deutsche Standorte nachhaltig abzusichern sei nur "mit einer stark veränderten Lieferstruktur sicherzustellen".

Für den Bereich Managed Services bedeute laut dem Leak dies etwa, dass alle nicht beim Kunden erfolgenden Tätigkeiten in "Low Cost Competence Center" verlagert oder am Markt eingekauft würden. Insgesamt müsse hier "künftig darauf verzichtet werden, ortsunabhängig zu erbringende Tätigkeiten in Deutschland zu erbringen". Konkretere Angaben über daraus folgende Maßnahmen und eine mögliche Zahl betroffener Arbeitsplätze außerhalb des Standorts Frankfurt-Hahnstraße finden sich im Papier nicht.

Die Atos-Sprecherin betonte zwar, dass keine Gefahr für weitere deutsche Standorte bestehe, in ihrem Dementi war aber nicht die Rede davon, dass weitere Kündigungen ausgeschlossen sind. Die IG-Metall nimmt die Ankündigungen im mutmaßlichen Atos-Memo offenbar sehr ernst: "Die beabsichtigte Reduzierung des Personals, das in der bisherigen Art beschäftigt wird, auf die ortsabhängig zu erbringenden Leistungen, ist in der Tat eine große Bedrohung für die Belegschaft insgesamt", erklärte der Gewerkschaftssprecher. Die Schließung in Frankfurt sehe er als beispielhaften Konflikt, der jetzt auszufechten sei.

Die Schließung des Atos-Standortes Frankfurt-Hahnstraße wurde Mitte März bekannt. Damit würden 300 Mitarbeiter ihre Stelle verlieren. Das Unternehmen betont, sich in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern um sozialverträgliche Regelungen bemühen zu wollen. Laut eigenen Angaben betreibt Atos in Deutschland 50 Standorte mit rund 10.000 Mitarbeitern. Atos ist der zweitgrößte IT-Dienstleister in Europa, weltweit arbeiten über 76.000 Leute für das Unternehmen.

[Update, 1.04.2014, 20:00]

Ein irreführende Namensangabe des Atos-Standorts wurde korrigiert. (axk)