IT-Trends in der Forschung: Hochschulen legen Fokus auf KI und Cybersicherheit
FĂĽr deutsche Hochschulen sind KI und Cybersicherheit derzeit besonders relevant, zeigt eine Umfrage. Ihre Investitionen unterstĂĽtzen diese Trends.
(Bild: amgun/Shutterstock.com)
In den IT-Abteilungen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen liegen derzeit IT-Sicherheit und künstliche Intelligenz im Trend. Das geht aus einer Umfrage der Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung in Lehre und Forschung (ZKI) hervor. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei den Investitionen der Organisationen, die überwiegend auf kommerzielle KI-Anwendungen setzen. Auch bei der aktuellen Gesetzgebung spielt die IT-Sicherheit eine Rolle. Ebenfalls zu den relevanten Themen zählen Cloud-Computing, Fachkräftemangel und Digitalisierung. Weiterhin achten deutsche Hochschulen auf digitale Souveränität.
Investitionen der Hochschulen stĂĽtzen IT-Trends
Das wichtigste Investitionsfeld für Einrichtungen in Forschung und Lehre ist die Cybersicherheit. Rund 23 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Organisation in diesem Bereich vermehrt Geld ausgegeben habe. Dazu gehören etwa Bedrohungsmanagement, Sicherheitsbetriebszentren oder Compliance. Ebenfalls gibt es bei 13 Prozent zusätzliche Investitionen in künstliche Intelligenz und Datenverarbeitung. Knapp 12 Prozent setzen Mittel für Cloud und Infrastruktur ein. Kleine Hochschulen mit weniger als 5000 Studenten fokussieren sich auf IT-Sicherheit und -Infrastruktur, während Einrichtungen bis 30.000 Studenten zusätzlich auf KI- und Cloud-Dienste setzen. Größere Hochschulen investieren eher in Projekte zur digitalen Souveränität.
Die IT-Sicherheit ist für Hochschulen und Forschungsinstitute auch aus regulatorischer Sicht wichtig. Das geben etwa 14 Prozent der Befragten an und deuten etwa auf die NIS2-Richtlinie, die auch Schulungen für Führungskräfte erfordert. Etwa 11 Prozent heben die Gesetzgebung rund um Datenverarbeitung und -schutz hervor. Dazu nennen sie überwiegend die DSGVO, neue datenschutzrechtliche Prüfungen und Schrems III. An dritter Stelle liegt der europäische AI Act, auf den gut neun Prozent der Befragten verweisen. An kleinen Hochschulen hat der Datenschutz eine hohe Priorität. Mit zunehmender Studentenzahl nehmen Hochschulen vermehrt Gesetze rund um Cloud und KI in den Blick. Große Hochschulen legen ihre Schwerpunkte auf Cybersicherheit und institutionelle Governance.
Kommerzielle KI-Tools dominieren an Hochschulen
An Hochschulen und Forschungsinstituten überwiegt die Nutzung kommerzieller KI-Anwendungen wie ChatGPT. In fast jeder vierten Einrichtung kommen sie zum Einsatz. Institutionelle Tools, etwa HAWKI oder bwGPT, nutzen nur etwa zehn Prozent der Befragten. Noch seltener nennen sie Open-Source-Alternativen wie Mistral. Hier lag der Anteil bei knapp sieben Prozent. Insbesondere kleine Hochschulen mit weniger als 5000 Studenten setzen verstärkt auf kommerzielle Anwendungen und verfügen über keine eigenen KI-Infrastrukturen. Mit zunehmender Studentenzahl steigt der Nutzungsanteil der institutionellen Anwendungen und eigenen Infrastrukturen. Nur an großen Hochschulen mit mehr als 30.000 Studenten überwiegt die Verwendung quelloffener Sprachmodelle und KI-Tools.
Derzeit befasst sich fast jede fünfte Einrichtung in Forschung und Lehre mit dem Aufbau von KI-Infrastrukturen und -Basisdiensten. Dazu zählen etwa lokale Sprachmodelle, Cloud-Dienste und GPU-Cluster. Für 11 Prozent der Befragten liegt der Fokus auf Chatbots, die etwa bei der Studienberatung oder im IT-Support zum Einsatz kommen sollen. Knapp 10 Prozent arbeiten aktuell verstärkt an einer Nutzung von KI-Tools in Kollaborationsanwendungen, etwa Microsoft Copilot, für dessen Sprach- und Reasoning-Chatbots es keine Nutzungsbeschränkungen mehr gibt. Die Tools sollen Mitarbeiter bei der Verarbeitung und Übersetzung von Texten, sowie bei Prüfungen unterstützen.
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Projektmanagement entscheidet ĂĽber Erfolg bei Digitalisierung
Für die Digitalisierung an Hochschulen sind unterschiedliche Organisationseinheiten verantwortlich. Neben einem zentralen IT-Zentrum zählen zu ihnen strategische und operative Einheiten sowie Stellen zur Digitalisierung von Verwaltung, Forschung und Lehre. An kleinen Hochschulen mit weniger als 5000 Studenten gehen Digitalisierungsprojekte zumeist von den einzelnen Fakultäten aus. IT-Zentren verantworten dort überwiegend die digitale Grundversorgung und leisten Support für Hochschulangehörige. Große Hochschulen mit mehr als 15.000 Studenten setzen hingegen eher auf eine zentrale Steuerung durch Stabsstellen. Auch IT-Zentren sind hier verstärkt in Digitalisierungsprojekte eingebunden. Ebenfalls wirken sie bei der Bereitstellung neuer Dienste mit.
Fast jeder fünfte Befragte macht im Projektmanagement und der Koordination einen Erfolgsfaktor in der Digitalisierung aus. Mehr als 11 Prozent weisen darauf hin, dass Schwierigkeiten im Projektmanagement zu gescheiterten Digitalisierungsversuchen führten. Es müsse eine möglichst klare Struktur sowie eindeutig formulierte Ziele und Zeitplanungen geben. Unklare Vorstellungen, Kompetenzgerangel und fehlende Zuständigkeiten seien besonders hinderlich. Ferner sind ausreichende Ressourcen für den Erfolg von Digitalisierungsprojekten wichtig. Fast 14 Prozent sehen darin einen Erfolgsfaktor, 13 Prozent einen Grund für fehlgeschlagene Projekte. Neben finanziellen Mitteln müsse es genügend Personal mit der erforderlichen Expertise geben. Schädlich seien zudem häufige Wechsel durch befristete Verträge.
Insgesamt sind dem ZKI-Verein etwa 250 Mitglieder angehörig. Es handelt sich dabei vorwiegend um Einrichtungen aus Forschung und Lehre, die eigene Rechenzentren betreiben, aber auch entsprechende Führungskräfte, die den Betrieb verantworten. Für die Studie befragten die Autoren rund 350 Führungskräfte von IT-Abteilungen und Rechenzentren an Hochschulen und Forschungsinstituten der DACH-Region und Frankreich. Neben der jährlichen Befragung zu den aktuellen IT-Trends untersuchten die Forscher die Fokusthemen KI und Digitalisierung. Zuletzt war die Bundeswehr-Universität in München von einer Cyberattacke betroffen.
(sfe)