IT-Veteran: Apple war an BeOS für das iPhone interessiert

Vor der Entscheidung, für iOS auf ein abgespecktes OS X zu setzen, soll der iPhone-Produzent kurz mit BeOS geliebäugelt haben, schreibt Ex-Apple-Manager Jean-Louis Gassée.

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IT-Veteran: Apple war an BeOS fürs iPhone interessiert

BeOS – hier in Version 5.

(Bild: Screenshot via Lowendmac)

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Apple hat offenbar kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, BeOS als Plattform für sein Smartphone-Projekt zu verwenden. Diesen überraschenden Schwank aus der IT-Geschichte veröffentlichte nun Jean-Louis Gassée, seines Zeichens langjähriger Apple-Manager sowie Be-Gründer.

In einem Beitrag für sein Blog Monday Note, in dem es um die Entstehung des iPhone-Betriebssystems iOS geht, schreibt Gassée, ein inzwischen bei Apple angestellter Ex-Be-Ingenieur habe bei Palm – das die Be-Assets im Jahr 2001 für 11 Millionen US-Dollar erworben hatte – angefragt, ob er einen "Code Dump" von BeOS kaufen könne – für 800.000 Dollar. Weitergehende Unterstützung oder Lizenzzahlungen sollten nicht anfallen.

Laut Gassée war dies "einige Jahre, nachdem Palm Be gekauft hatte" – also wohl zu genau dem Zeitpunkt, an dem Apple die Arbeit am iPhone-Projekt ernsthaft startete. Der Ex-Be-Ingenieur sei besonders geschickt darin gewesen, Software mit fremdartiger Hardware "zu verheiraten".

BeOS sei ein kleines, leichtes Betriebssystem gewesen. "Ziehen Sie daraus Ihre eigenen Rückschlüsse", so Gassée verschwörerisch. Er selbst habe von dem BeOS-Aufkaufversuch erfahren, als er angefragt worden sei, Aufsichtsratsvorsitzender von PalmSource, dem Software-Spinoff von Palm, zu werden.

Gassée und Apple verbindet eine lange Geschichte. Der Manager war von 1981 an "Director of European Operations" für den Mac-Hersteller und übernahm sogar zwischenzeitlich Steve Jobs' Rolle als Leiter des Macintosh-Projekts. Später war er am Aufbau des Newton-Projekts beteiligt und gründete schließlich Be – obwohl Gassée kurzzeitig sogar als Kandidat für den Posten des Apple-CEO vorgesehen war. BeOS selbst war zudem in den Neunzigerjahren als Grundlage für eine neue MacOS-Version vorgesehen, was jedoch nicht klappte – der Preis war Apple zu hoch. Stattdessen übernahm Apple schließlich NeXT, was wiederum zur Rückkehr von Steve Jobs führte. OS X hat seine Wurzeln in NeXTSTEP.

iOS basiert wiederum auf OS X – was vor allem auf den früheren NeXT-Mitarbeiter und späteren iOS-Boss Scott Forstall zurückgeht, dem es gelang, das Mac-Betriebssystem für die ARM-Plattform anzupassen und soweit abzuspecken, dass es auf dem – einst – langsamen iPhone problemlos lief. Ob es hier intern zu Kämpfen um eine mögliche Verwendung von BeOS kam, ist nicht überliefert. (bsc)