Das beste Kino der Welt | Vegas Sphere ausprobiert – c't 3003

Taucht mit uns in die Sphere ein: Ein Display-Erlebnis, das es so nur einmal auf der Welt gibt. Bei c't 3003 gibts alles zur neusten Attraktion in Las Vegas.

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Lesezeit: 17 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Es war das heimliche c't-3003-Highlight der CES-Reise: Der Besuch der Sphere in Las Vegas. Wir haben unsere Eindrücke gesammelt und erklären im Video diese Woche, was genau die Sphere von anderen Kinos unterscheidet und warum Keno weinen musste.

Transkript des Videos

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, das ist das größte und wohl auch beste Display der Welt. Nein, ich meine nicht das außen dran, sondern das Display drinnen. Das ist mit 15.000 Quadratmetern mehr als 18-mal so groß wie die weltgrößte IMAX-Leinwand. Sphere heißt das Ganze und steht in Las Vegas. Für mich persönlich ist die Sphere das mit Abstand technisch Beeindruckendste, das ich bei meinem diesjährigen Besuch gesehen habe. Und hier fand immerhin nebenbei auch die CES statt, die wichtigste Tech-Messe der Welt. In diesem Video erzähle ich euch von meinem Besuch in der Sphere und ich erkläre euch auch, wie die Technik innen und außen funktioniert und was nicht so gut funktioniert. Bleibt dran!

Liebe Hackerinnen, liebe Internet-Surfer, herzlich willkommen hier bei c't 3003.

So, bevor ich in die technischen Details einsteige, will ich erstmal über die emotionalen Details sprechen. Wir sind hier schließlich beim total souligen Tech-Channel c't 3003. Also, gesehen habe ich in der Sphere den 50-minütigen Film "Postcard from Earth" von Darren Aronofsky. Und das bin ich, direkt nachdem der Film zu Ende war. Ja, also ich weiß gar nicht, welche Superlative ich jetzt aus der Tasche ziehen soll. Es ist einfach ultra beeindruckend und man will eigentlich, dass alle, man will, wenn man ins Kino geht, will man eigentlich jetzt nur noch da die Filme gucken, weil es ist einfach HDR und die Auflösung und man... Und der Film ist sehr emotional, also es ist halt ein Film, der über die menschliche Existenz handelt und den Planeten Erde, den wir zerstören, was natürlich auch ein bisschen zynisch ist, dass hier in dieser Stadt ein Film über Umweltzerstörung gezeigt wird. Aber ich muss sagen, also an zwei Stellen bin ich sehr emotional geworden und mir liefen so ein paar Tränchen tatsächlich die Wangen runter. Da konnte ich gar nichts gegen machen, weil es war einfach so überwältigend. Ja, ihr seht, ich bin noch ein bisschen durch den Wind. Ich kann euch hier mal einen der Momente zeigen, die ich so überwältigend fand. Falls ihr vorhabt, euch den Film in der Sphere selbst anzuschauen. Ich denke, die Szene wirkt in echt auch noch sehr gut ohne den Überraschungseffekt. Aber wenn ihr gar nicht gespoilert werden wollt, könnt ihr jetzt etwa eine Minute vorspulen. Es gibt in der Beschreibung auch eine Sprungmarke, die mit 'Spoiler vorbei' beginnt. Ja, und jetzt geht's los. Also wenn ihr wollt, jetzt kurz skippen.

So sieht der Film erst mal auf dem Sphere-Display in den ersten Minuten aus. Man denkt da schon, oh, wow, ganz schön groß, definitiv größer als Kino-Leinwände, die ich bisher so gesehen habe. Ja, und dann kommt dieser Zoom auf die Erdkugel und das Bild wird immer größer und größer und größer. Und bam, hat es dann die wirkliche Größe erreicht. Und diese Kombination aus der schieren Überflutung der menschlichen Wahrnehmungsapparatur mit einem Bild, das das komplette Sichtfeld ausfüllt, diesem glasklaren Sound, Wind und der Darstellung unseres doch ziemlich fragilen Planeten. Ja, das hat mich emotional doch ganz schön mitgerissen. Was ich dann auch schon wieder lustig fand, dass dieser Technik-Wahnsinn tatsächlich dazu in der Lage ist. Also Postcard from Earth ist auch sicher nicht als normaler Film zu bewerten. Das ist eher so eine Aneinanderreihung von super beeindruckenden Aufnahmen unserer Erde. Falls jemand von 1982 kennt, Postcard from Earth wirkt wie eine 2.0 oder sogar 3.0 Version dieses Films. Generell muss ich sagen, dass Größe, Auflösung und Leuchtkraft ausgereicht haben, um zumindest meinem Gehirn vorzugaukeln, dass das hier echt ist. Ich meine, guckt euch nur mal dieses Selfie an. Das sieht doch echt so aus, als wäre das draußen bei Tageslicht fotografiert, oder? Ist aber tatsächlich nur der vom Display beleuchtete Kinoraum in der Sphere. Und ich beschäftige mich ja viel mit Virtual Reality und fand das Echtheitsgefühl mindestens genauso gut wie mit so einem Headset. Und das, obwohl das Sphere-Display ja nicht mal stereoskopisch, also 3D ist. Ich denke, das hat damit zu tun, dass die meisten Aufnahmen in Postcard from Earth so Landschaftspanoramen waren. Und je weiter entfernt sich die Objekte befinden, desto kleiner ist ja auch die Parallaxe, also der Unterschied, den die beiden Augen wahrnehmen. Ich würde vermuten, dass Dinge, die näher dran sind an den Augen, nicht mehr so echt wirken. Also dass einem da der räumliche Effekt fehlen würde. Aber die für die Sphere-Aufnahmen verwendete Kamera beherrscht sowieso noch keine Makroaufnahmen. Also zurzeit.

Also diese Kamera, die für Postcard from Earth verwendet wurde, wurde übrigens vom Sphere-Team selbst entwickelt. Die heißt Big Sky, hat einen riesigen 18K-Sensor, wechselbare Fischaugenobjektive und beherrscht 120 Frames per Second. Die Sphere-Leinwand ist 15.000 Quadratmeter groß. Das entspricht mehr als zwei Bundesliga-Fußballfeldern und hat eine Auflösung von ungefähr 16.000 x 16.000 Pixeln. Zum Vergleich, die größte IMAX-Leinwand der Welt, übrigens in Leonberg bei Stuttgart, ist nur etwa 814 Quadratmeter groß. Also die Sphere ist mal eben 18-mal größer. Es handelt sich auch nicht um eine Leinwand, auf die drauf projiziert wird, sondern die Pixel leuchten selbst. Das LED-Display hat einen Pixel Pitch, also Pixelabstand von 9 Millimetern und schafft 500 Nits Helligkeit. Zum Vergleich, der normale Kinostandard, DCI, fordert im Digitalkino nur 48 Nits. Und auch erst diese 500 Nits, die ermöglichen HDR, also High Dynamic Range. Und das Sphere-Display zeigt auch anschaulich, wofür man HDR überhaupt braucht. Also zum Beispiel in Szenen vom Nachthimmel. Der dunkle Himmel ist hier wirklich nachtschwarz, also richtig schwarz, und die Sterne leuchten richtig. Also es sieht total echt aus. Der Kontrast ist ganz, ganz stark. Bei Aufnahmen, in denen die Sonne zu sehen ist, denkt man: "Nee, lieber nicht direkt reingucken, das könnte den Augen schaden." Also wenn jemand daran zweifeln sollte, dass HDR echt was bringt für den Bildeindruck, guckt euch einen Film in der Sphere an. Danach seid ihr von HDR überzeugt. Und obendrauf kommt noch der überwältigende Ton. Das Display ist durchlässig für Ton und dahinter befinden sich unsichtbar 1600 fest und 300 beweglich installierte Lautsprecher-Module der Berliner Firma Holoplot. Insgesamt gibt es 167.000 Lautsprechertreiber, die über Beamforming und Wellenfeld-Synthese für jede Sitzposition optimalen Sound produzieren können. Dadurch, dass die Tonquellen individuell im Raum angeordnet werden können, kann das Holoplot X1-System sogar für unterschiedliche Leute an unterschiedlichen Sitzpositionen unterschiedliche Sprachvarianten anbieten. "Utilize the state of the art Beamforming." "4.000 Yangshan Qi, ziemlich viel." Das wird aber von Postcard from Earth nicht unterstützt, da ist der Text aber auch nicht so richtig wichtig. Für mich klang der Sound jedenfalls absolut satt und räumlich super. Allerdings empfand ich ihn an einigen Stellen als etwas zu laut. Das tat dann fast ein bisschen weh in den Ohren. Zusätzlich zu Bild und Ton gibt es auch noch ein paar andere Gimmicks. Von denen hat mir die Windmaschine am besten gefallen, die dezent, aber effektiv den "das ist alles echt"-Eindruck verstärkt hat. Das hier sind übrigens die Haare von 3003 Producer Pascal. Obendrein gibt es noch Haptik, also Rumpelmotoren in den Sitzen. Hier muss ich allerdings ein wenig kritisieren, zumindest an meinem Sitz waren Bild und Vibrationen nicht ganz synchron. Also hier bei dem Elefanten hat mich das Po-Rumpeln an den falschen Stellen sogar ein bisschen rausgebracht. Aber gut, das war ein Effekt, der ohnehin nur sehr selten verwendet wurde. Und 10.000 Plätze sind mit diesen Vibrationsmotoren ausgestattet. Insgesamt passen bei Konzerten 18.000 Leute da rein. Da sind dann aber auch einige Tausend Stehplätze dabei. Bei Postcard from Earth werden nur Sitzplätze verkauft und auch nicht alle. Apropos verkauft, ein Ticket für den Film gibt es ab 69 US-Dollar. Inklusive Steuern entspricht das zurzeit 68 Euro. Je nach Platz gibt es aber auch teurere Tickets. Wir haben für unsere Plätze ungefähr 100 Dollar bezahlt, das geht aber hoch bis 250 Dollar. Naja und wenn ein Konzert in der Sphere stattfindet, wie zum Beispiel von U2, dann ist das nochmal deutlich, deutlich teurer. Die Sitze sind übrigens ziemlich eng und auch nicht sonderlich gemütlich, fand ich. Außerdem sollte man keine Höhenangst haben, die Tribüne geht sehr, sehr steil runter. Schon ein bisschen creepy. Im Preis enthalten ist auch noch so was wie ein Vorprogramm. Also wenn man beispielsweise, wie wir, die Vorstellung um 16.30 Uhr gebucht hat, beginnt der Film erst um 17.30 Uhr. Man soll dann halt eine Stunde im Foyer rumhängen, wo auf jeden Fall auch ein bisschen was geboten wird, aber wo es sehr sicher auch darum geht, teures Essen und Trinken zu verkaufen. Naja, die Sphere hat 2,3 Milliarden US-Dollar gekostet, das muss man auch wieder einspielen. Ich habe mir gerade ein Lightbeer gekauft und habe mich schon ein bisschen gewundert über die Preise. 18 Dollar für so eine Dose Bier. Die 18 Dollar sind aber natürlich ohne Steuern, das heißt ich habe 19,51 Dollar. lacht Okay, aber man darf es zumindest gleich mit in die Vorstellung reinnehmen. Im Foyer gibt es unter anderem dieses riesige Holo-Display, also Rotoren mit LEDs, die sich so schnell drehen, dass man stabile räumlich wirkende Bilder sieht. Ist ganz nett. Interessanter fand ich aber diese Roboter. Sechs davon befinden sich im Foyer und man kann mit denen sprechen. Habe ich auch gemacht.

Keno: Sprichst du Deutsch?
Roboter: Unfortunately, I don't speak any other languages. I am only programmed to convert and respond in English. However, as I run on adaptive learning, I have the ability to learn. So maybe you could teach me a word or phrase that would be simple for me to pick up. What is a simple word I can learn from you?
Keno: Streichholzschächtelchen.
Roboter: Could you please repeat that louder?
Keno: Streichholzschächtelchen.
Roboter: My friend, I said simple. Let's start with the German word for hello. How does that sound?
Keno: Hallo.
Roboter: Hello. That sounds the same as English. I believe you are tricking me, Keno.
Keno: No. No, that's a real word. You can also say Guten Tag.
Roboter: Ah, this is into my data. Guten Tag. Thank you for teaching me something new today. No problem. I will try and store this for my future German friends.

Ja, ganz schön schlagfertig, die KI, oder? Also, wenn ich ehrlich bin, zweifle ich auch daran, dass das wirklich KI ist. Ich halte das für nicht ausgeschlossen, dass diese Sphere-Roboter von Menschen gesteuert und gesprochen werden. Bis diesen hat das bislang noch niemand. Mal gucken, was da noch so kommt. Nichtsdestotrotz fand ich vor allem die Handbewegung, der Roboter übrigens Aura genannt, ziemlich beeindruckend. Ja, und es gibt ja auch noch ein Display draußen dran. Das kann man tatsächlich an sehr vielen Stellen aus der Stadt sehen und ich fand das vor allem abends immer sehr stimmungsvoll. Richtig erschrocken habe ich mich einmal, als ich das erste Mal mit der Vegas Monorail zum CES-Messegelände gefahren bin und die Sphere auf einmal mein komplettes Sichtfeld ausgefüllt hat. Wie das Außendisplay funktioniert, kann euch die c't-Display-Expertin Ulrike Kuhlmann besser erklären als ich.

Ulrike: Die Sphere besteht im Prinzip aus zwei Schalen. Innen ist so ein Stahlgerüst mit Beton überzogen, und außen ist noch mal ein Stahlskelett. Auf diesem Stahlskelett sitzen die LEDs. Es sind immer 48 LEDs in einem Puck zusammengefasst. Puck deswegen, weil das aussieht wie ein Eishockey-Puck. Ist auch ungefähr so groß, und diese Pucks, das sind nachher die Bildpunkte, und die sitzen ungefähr 20 Zentimeter auseinander. Das ergibt eine Pixeldichte von mageren 0,12 dpi. Ein ordentlicher Monitor hat 1000-mal so viel, aber einen ordentlichen Monitor betrachtet man aus 60 Zentimetern, während man die Sphere auch schon mal gerne aus 600 Metern betrachtet, und aus der Entfernung sieht man gar keine Pixel mehr.Die LEDs selbst verbrauchen so 4,8 Watt, und 1 Ampere Strom ziehen die. Wenn man jetzt weiß, auf der ganzen Kuppel sitzen 1,2 Millionen LEDs, dann sind das am Ende ungefähr 6 Megawatt, die das ganze Gerüst braucht, wenn man die LEDs voll aussteuert. Also, man muss eigentlich ein kleines Kraftwerk danebenstellen. Jetzt werden die LEDs aber nicht komplett ausgesteuert, zum einen, weil das ihre Lebensdauer begrenzt. Die haben so eine Lebensdauer von 30.000 Stunden, und wenn man die aber nicht voll aussteuert, dann steigt die auch, und das erhöht auch die Ausfallsicherheit. Außerdem ist dann eben auch die Leistungsaufnahme geringer, dass man eben nicht auf die 6 Megawatt kommt. Wenn jetzt mal so ein Puck kaputtgeht, meistens geht nicht der Puck kaputt, sondern der Anschlussstecker, dann muss man da ja rankommen. Das heißt, zwischen diesen beiden Schalen wird es eine Unterkonstruktion geben, in der die Leute dann wie kleine Äffchen da rumklettern können, um was wieder festzustecken oder auch mal ein Puck auszutauschen. Also die Sphere, wenn man die von außen anguckt, zum Beispiel, wenn man mit dem Flugzeug reinfliegt nach Las Vegas, sieht man die. Das ist schon ein Hingucker, und es ist auch ein bisschen Lichtverschmutzung, und es ist natürlich eine Umweltsauerei, weil die unglaublich viel Leistung verbraucht, aber ist auch toll. Also sowohl von außen als auch von innen. Also hat mich sehr beeindruckt.

Ja, super, danke, Ulrike. Mein Fazit: Die Sphere zeigt nicht nur das Maximum, was zurzeit audiovisuell technisch machbar ist, sondern ist auch für mich das ultimative Kino. Wenn man da einmal drin war, will man eigentlich am liebsten alle Filme auf dieser Art und Weise gucken. Obwohl das natürlich Quatsch ist. Ein schnell geschnittener Actionfilm würde auf diesem Display mindestens zu mentaler Überforderung, wenn nicht sogar zu Übelkeit führen. Eigentlich ist die Sphere tatsächlich ein neues Medium, das darauf zugeschnittene Inhalte erfordert. Denkbar wäre es auf jeden Fall, dass sich dieses Medium auch etablieren könnte. Es war ja sogar schon eine zweite Sphere geplant in London. Die Pläne wurden dann aber wieder auf Eis gelegt, weil man sich nicht mit der Stadtverwaltung einigen konnte. Und klar, so eine Riesenkugel ist ein großer Eingriff ins Stadtbild, aber auf jeden Fall einer, der auch überwältigende Erlebnisse bieten kann. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht mit der Sphere-Idee, und auch wenn ich die Eintrittspreise echt heftig finde, werde ich auf jeden Fall nochmal reingehen, sollte ich die Möglichkeit bekommen.

Wie seht ihr das? Würdet ihr 70 Euro oder sogar mehr ausgeben dafür? Schreibt es gerne in die Kommentare, und abonnieren natürlich auch gerne unseren Hype-Newsletter. Link ist in der Beschreibung. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)