Il Foglio AI: In Italien gibt es nun eine KI-generierte Zeitung

Es ist ein Test: Neben der römischen Tageszeitung Il Foglio soll einen Monat lang täglich auch eine KI-Ausgabe liegen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen

(Bild: Photo Kozyr/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Ab sofort liegt der Tageszeitung Il Foglio in Italien auch die Il Foglio AI bei. Es soll sich um die erste Zeitung weltweit handeln, die komplett KI-generiert ist. KI ist dabei sowohl für die Texte als auch die Schlagzeilen verantwortlich. Sogar die Bilder sind mit Grok generiert. Allerdings hat die KI-Ausgabe nur vier Seiten und jeweils etwa 22 Artikel, davon drei Leitartikel. Sie gibt es kostenlos zur normalen Ausgabe dazu. Nach einem Monat ist zunächst Schluss, dann will die Redaktion das Experiment KI auswerten.

In einem Schreiben der Chefredaktion, das auf der Webseite publiziert wurde, heißt es: "Wir Journalisten werden nur die Fragen stellen, im KI-Blatt werden wir alle Antworten lesen." Das werde helfen, zu verstehen, wie KI aus dem gasförmigen Zustand, das heißt, der Theorie, in einen festen Zustand, das heißt, in die Praxis, gebracht werden könne. Darüber wolle die Redaktion berichten.

Die Artikel der Il Foglio AI sind auch online abzurufen. Da gibt es Artikel, die sich um die Herstellung nicht-alkoholischer Weine drehen und solche, die selbst KI im Fokus haben: Es gibt eine KI-geschriebene Buch-Rezension, die sogleich vom Autor selbst beantwortet wird – oder von einer KI, die vorgibt, der Autor zu sein. In einem Artikel wird das Problem beschrieben, das durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der Schiene entsteht. In dem Artikel finden sich eine Reihe Zahlen und Daten, die analysiert werden.

Nicht klar ist, inwieweit die Redakteure in die Artikel eingreifen. Zwar heißt es, alles sei KI-generiert, und nur die Fragen stelle ein Mensch – gemeint ist wohl der Prompt. Dennoch sollte man meinen, jeder Artikel wird zumindest auf die Richtigkeit und Halluzinationen hin überprüft und gegebenenfalls abgeändert. Klar ist das jedoch nicht. Es gibt unter den Artikeln auch keine Kürzel oder Hinweise auf Verantwortliche.

Ein Leitartikel trägt den Titel "Die Rede, die Draghi vor dem Senat halten wollte, zu der er aber nicht die Kraft hatte". Das dazugehörige Aufmacherbild zeigt einen KI-generierten Mario Draghi, in einer relativ neutralen Pose, wie es sicherlich zahlreiche Aufnahmen des Politikers und ehemaligen Ministerpräsidenten gibt. Geschrieben ist der Artikel wirklich wie eine Rede, beginnend mit der Begrüßung der Senatoren und Abgeordneten. Zwar gibt es einen Hinweis darauf, dass alle Inhalte KI-generiert sind, aber auf welcher Grundlage dieser Beitrag entstanden ist, bleibt völlig unklar. In einem weiteren Artikel wird gefordert, mit Faktenchecks die Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump zu korrigieren.

Bisher sind Experimente anderer Medienhäuser, viel KI einzusetzen, eher schiefgegangen. Da gab es erfundene Autoren und Umfrageteilnehmer. Beides kam bei den Lesern gar nicht gut an. Der Presserat hat eine öffentliche Rüge erteilt, weil ein Kochmagazin komplett auf KI-generierte Rezepte gesetzt hat. In allen Fällen fehlte vor allem die Kenntlichmachung. Es dürften jedoch nicht die einzigen KI-Rezepte sein, die in Magazinen verbreitet wurden und werden. Experimente mit KI-Artikeln bei CNET gingen ebenfalls nach hinten los: Mehr als die Hälfte der Artikel sollen fehlerhaft gewesen sein. Das ist allerdings auch schon zwei Jahre her, seitdem hat es massive Verbesserungen bei KI-Modellen gegeben.

(emw)