Im Juni oder Juli 2024: ESA nennt wieder geplantes Startdatum fĂĽr Ariane 6
Europa hat keine Rakete, um selbst Satelliten ins All zu schicken. Die Ariane 6 soll das wieder möglich machen und nach jahrelangen Verspätungen 2024 abheben.
Die Ariane 6, Europas nächste große Trägerrakete, soll im kommenden Frühsommer zum ersten Mal abheben. Das teilte der ESA-Chef Josef Aschbacher am heutigen Donnerstag mit. Wenn bis dahin alles nominell und ohne größere Schwierigkeiten abläuft, soll der Premierenflug zwischen dem 15. Juni und dem 31. Juli stattfinden, sagte er. Im März oder April soll ein genauerer Termin genannt werden. Noch vor Ablauf des kommenden Jahres soll dann der erste kommerzielle Flug der Rakete stattfinden. Die Ankündigung des geplanten Starttermins erfolgte jetzt eine Woche nach der erfolgreich absolvierten Generalprobe der Rakete. Nach vielen Verzögerungen hatten die Verantwortlichen darauf warten wollen, bevor sie den Termin präzisierten.
Aschbacher spricht von "Krise"
Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die seit 1996 im Einsatz war und inzwischen ihren letzten Start absolviert hat. Die Arbeiten an der Rakete haben sich unter anderem wegen der Coronapandemie verzögert. Aber auch nach deren Ende konnten die Zeitpläne nicht eingehalten werden. So hat es noch vor einem Jahr geheißen, dass der erste Start einer Ariane 6 frühestens im April 2023 erfolgen soll, das hat aber nicht geklappt. Im Herbst war dann vom 4. Quartal 2023 die Rede, aber auch das hat sich bereits überholt. Anfang August hat die ESA dann eingestanden, dass es in diesem Jahr nicht mehr klappen wird. Die ESA will deshalb zumindest einige Satelliten von den Falcon 9 des privaten Konkurrenten SpaceX ins All schießen lassen.
Aschbacher gestand nun ein, dass die Verspätung der Ariane Europas Raumfahrt in eine Krise gestürzt hätte. Erst wenn die Rakete im kommenden Jahr erfolgreich abhebt, werde man da wieder herauskommen. Es sei fundamental, dass Europa im Trägerraketenbereich wieder auf festen Füßen stehe. Man sei auf einem guten Weg dorthin: "Aber natürlich, müssen wir erst noch abliefern." Probleme macht aktuell auch die Vega C für leichtere Satelliten: Nach dem Fehlstart der kleineren Rakete bei ihrem ersten kommerziellen Flug im vergangenen Dezember bleibt auch die noch am Boden – voraussichtlich sogar bis zum vierten Quartal des kommenden Jahres.
Erst vergangenen Woche hat ein komplett betanktes Testmodell der Ariane 6 einen vollständigen Start-Countdown durchlaufen und anschließend einen siebenminütigen Triebwerktest absolviert. Dabei wurde die Zündung der Ariane 6-Kernstufe analog eines normalen Flugs ins All simuliert – aber ohne Zündung der Booster. Für den Test wurden aus Gründen der Zuverlässigkeit und Stabilität auch die Tanks der Oberstufe befüllt, jedoch nicht gezündet. Insgesamt hat die Betankung der Rakete, an der während des Countdowns weitere Tests durchgeführt wurden, etwas mehr als zwei Stunden gedauert. Der Erfolg war die Grundlage für die Festlegung und Bekanntmachung des geplanten Termins für den Jungfernflug im kommenden Jahr.
Die Ariane 6 auf der Startrampe (8 Bilder)
(mho)