In-App-Trinkgelder per Bitcoin: Apple pocht auf Provision

Eine dezentrale Twitter-Alternative erlaubt es, Nutzern Bitcoin-Trinkgeld zu schicken. Apple will, wie generell beim Verkauf digitaler Inhalte, mitverdienen.

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Damus App auf dem iPhone

Die App Damus gibt es bislang nur für Apple-Geräte.

(Bild: Entwickler)

Lesezeit: 3 Min.

Neuer Streit um In-App-Käufe: Apple geht offenbar gegen eine Trinkgeld-Funktion in einer App vor, die dafür nicht auf die vorgeschriebene In-App-Kaufschnittstelle des Plattformbetreibers setzt. Man müsse die bestehende Trinkgeld-Funktion entfernen oder es drohe der Rauswurf aus dem App Store, wie die Entwickler der App Damus mitteilten. Damus ist ein Client für das dezentrale Netzwerk Nostr, das vom Twitter-Mitgründer Jack Dorsey unterstützt wird.

Apple stört sich offenbar daran, dass Damus eine Trinkgeldfunktion unter jedem Posting integriert hat. Nutzer können über sogenannte "Zaps" anderen Nutzern einen Kryptogeldbetrag über das Bitcoin Lightning Network schicken. Apple erachtet das nach den von Damus veröffentlichten E-Mails als eine Trinkgeldfunktion, die direkt in Verbindung mit digitalen Inhalten steht und deshalb den App-Store-Regeln zufolge Apples In-App-Kaufschnittstelle nutzen muss. Apple behält von solchen In-App-Käufen, die für praktisch jeden Verkauf digitaler Inhalte in Apps vorgeschrieben sind, bis zu 30 Prozent Provision ein.

Dass hier Inhalte verkauft werden, sei "Quatsch", argumentiert Damus, schließlich ist der Content bereits öffentlich zu sehen, wenn ein Nutzer sich entscheidet, dafür Trinkgeld zu geben. Man verdiene an diesen "Zaps" auch selbst nicht mit, betonten die Entwickler. Sie wollen nun Einspruch bei Apple gegen den Bescheid einlegen. Auch Jack Dorsey mischte sich ein und schrieb auf Twitter an Apple gerichtet, ein Trinkgeld entsperre keine Inhalte. Apples Regeln zufolge lassen sich Geldgeschenke zwischen Nutzern über andere Bezahlschnittstellen nur dann austauschen, wenn das in keinem Zusammenhang mit digitalen Inhalten steht – und der Beschenkte die komplette Summe erhält.

Auch andere soziale Netzwerke und Apps gerieten in dieser Hinsicht immer wieder mit Apple aneinander, darunter auch Twitter: Dort ist das Übermitteln von Trinkgeldern rein über die Profilseite eines Nutzers möglich – nicht direkt über einen Button unter bestimmten Inhalten. Auch Entwickler, die es ihren Nutzern erlauben, in der App ein Trinkgeld dafür zu geben, müssen dafür Apples In-App-Kaufschnittstelle einbauen, sodass Apple daran mitverdient.

Ausnahmen gibt es nur für Spendenaktionen von Nonprofit-Organisationen, diese können Spenden auch per Apple Pay entgegennehmen, dafür verlangt Apple keine Provision vom Anbieter. In Europa steht Apples Zwang zur Verwendung der In-App-Kaufschnittstellte vor dem Aus: Nach den kommenden Regeln des Gesetzes über digitale Märkte ist das nicht mehr zulässig.

(lbe)